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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute
Autoren: Lucy Hepburn
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seine Hände keinerlei Geräusch verursachten.
    Er zögert es hinaus, dachte Molly.
    Als er sich ihr wieder zuwandte, sah sie, dass er tief Luft holte. »Paris ist dein Heiliger Gral, stimmt’s?«
    Molly runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
    »Hier sind alle bekannten lebenden Modeschöpfer.«
    »Und die toten auch«, korrigierte sie ihn.
    »Natürlich. Die auch.«
    Molly lachte künstlich. Reggie stimmte nicht mit ein. Natürlich war ihre Bemerkung nicht lustig gewesen, aber trotzdem.
    »Das ist für dich, Molly«, flüsterte er.
    Sie sog hörbar die Luft ein und blickte auf seine Hände. Aber da war kein Ring. Jetzt war sie verwirrt. »Wie meinst du das?«
    Er beugte sich vor. »Paris. Paris ist für dich.«
    »Ach so. Stimmt.« Das war ein verdammt komplizierter Heiratsantrag.
    »Eines Tages wirst auch du hier sein. Genauso berühmt wie die Besten von ihnen. Das weiß ich einfach.«
    »Nun ja … so sieht zumindest die Planung aus.«
    »Ich hatte mir versprochen, dich eines Tages herzu bringen, damit du dir ein Bild machen kannst.« Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. »Und das ist jetzt der Moment.«
    Das war’s.
    »Meine letzte Chance.«
    Jetzt kam es.
    »Die Sache ist die …«
    »Reggie Pine, würdest du mir bitte sagen, worauf du hinaus willst?« Und dann durchfuhr sie ein schrecklicher Gedanke. »Was meinst du mit ›letzte Chance‹? Du bist doch nicht etwa krank?« Sie hielt die Luft an.
    Endlich sah er ihr in die Augen und erkannte die panische Angst darin. »Nein, ich bin nicht krank.«
    »Was ist denn dann los, um Himmels willen?« Fingen etwa alle Verlobungen so an?
    »Ich werde weggehen, Mol.«
    Für einen Moment herrschte im ganzen Restaurant Totenstille. Kein Gläserklirren, kein Geplauder, keine Klaviermusik, kein Lufthauch.
    »Wie bitte?«
    »Ich gehe nach L. A.«, sagte er mit heiserer Stimme. »Hollywood, um genau zu sein.«
    »Oh.« Was?
    »Ich habe es gerade erst erfahren.«
    Wie bitte?
    Molly zerbrach sich den Kopf, aber ihr Gehirn funktio nierte nicht. Sie erinnerte sich vage daran, dass Reggie in den kommenden Wochen ein paar Aufträge für Foto reportagen in verschiedenen Ländern hatte. Aber soweit sie wusste, hatte L. A. nicht auf der Liste gestanden.
    »Warum?«, flüsterte sie. In ihrer Kehle formte sich ein Kloß.
    Winzige Schweißperlen hatten sich auf Reggies Stirn gebildet. Er rieb sich den Nacken.
    »Du weißt, dass ich seit Ewigkeiten auf meine große Chance warte.«
    »Natürlich weiß ich das.« Reggie war seit Jahren frus triert, weil sich seine Karriere nicht wie erhofft entwickelte. Molly wusste das nur allzu gut.
    »Nun ja«, sagte er und sah ihr in die Augen. »Jetzt ist es passiert.«
    »Es ist was?« In ihrem Kopf drehte sich alles.
    »Du erinnerst dich an Hughie?«
    »Ja.«
    »Er braucht mich für ein Projekt.«
    »Tut er das?« Warum sprach sie nur noch in Sätzen, die aus maximal drei Wörtern bestanden? Aber zu mehr war ihr Gehirn momentan nicht in der Lage.
    Reggie nickte. »Kennst du Howard Schulz, den Avantgarde-Künstler?«
    »Nein.« Sie sah ihn stirnrunzelnd an und wünschte, er würde endlich deutlich werden. »Tut mir ja leid, Reggie, aber du weißt doch, Namen wie Lanvin sagen dir auch nichts.«
    Er nickte.
    »Für mich ist Howard Schulz vermutlich das, was Lanvin für dich ist. Können wir uns darauf einigen?« Sie lachte kurz.
    »Unser Interesse am Beruf des anderen ist irgendwie nicht besonders ausgeprägt, wie?«
    Reggie lächelte und zuckte mit den Schultern. »Ver mutlich nicht.« Er beugte sich vor. »Nun ja, Howard Schulz wird bald hundert und hat zum ersten Mal grünes Licht für eine Fotoretrospektive über sein Leben und seine Arbeit gegeben.« Reggies Lächeln wurde zusehends breiter und ungekünstelter. »Und Hughie möchte, dass ich bei dieser Sache mit ihm zusammenarbeite!«
    Mollys Stirnrunzeln verstärkte sich. »Reggie, seit wann weißt du das schon?« Sie war zutiefst verwirrt.
    Jetzt fing Reggie damit an, seine Gabel genauer in Augenschein zu nehmen. »Noch nicht lange. Es ist alles, na ja, ziemlich plötzlich gekommen. Ehrlich gesagt hatte ich noch gar keine Gelegenheit, meine Gedanken zu ordnen. Ich dachte, ich würde einfach nach Paris fahren und …«
    »Und?«, drängte Molly. Irgendetwas lief hier fürchterlich schief.
    Aber er zuckte nur mit den Schultern und sah sich im Restaurant um, als würde er nach Fluchtwegen Ausschau halten.
    »Reggie? Hast du vor, irgendwann in nächster Zeit wegzugehen?«
    Er lehnte sich in seinen
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