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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute
Autoren: Lucy Hepburn
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1. Kapitel
    D u siehst toll aus, Mol.«
    »Es ist dir also aufgefallen.« Molly lächelte und spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen.
    Das Restaurant war elegant, luxuriös, sehr pariserisch und lag weit über ihrem üblichen Preisniveau. Ein junger Pianist spielte langsamen Jazz, der unaufdringlich durch den Raum plätscherte, perfekt und unheimlich französisch. Er sah gut aus in seinem schwarzen Anzug im Stil der 1960er, den Molly für einen frühen Christian Lacroix hielt.
    »Dieses Restaurant hier aber auch«, sagte sie.
    Reggie schwoll ein wenig die Brust, während er ihrem staunenden Blick folgte. »Nicht schlecht, was?«
    »Danke, dass du mich hierhergebracht hast«, hauchte Molly. »Ich muss schon sagen, du bist heute echt gut darin, meine Träume wahr werden zu lassen.«
    Reggie winkte ab und versteckte sein Gesicht hinter der Speisekarte. Wieder musste Molly lächeln und nagte an ihrer Unterlippe.
    Sie fragte sich, wo er den Ring versteckt hatte.
    Die Gourmetgerichte, die geschniegelte Kellner auf erhobenen Armen balancierten, waren lukullische Kunst werke und dufteten köstlich. Reggie hatte ihr gesagt, sie solle nicht auf die Preise achten, aber das war einfach nicht möglich. Allerdings, murmelte er, würde er durchaus begrüßen, wenn sie nicht gerade den Hummer Ther midor bestellte. Sein Preis entsprach ihrem gemeinsamen wöchentlichen Lebensmittelbudget daheim in Yorkshire – auch unter Berücksichtigung des Wechselkurses.
    »Wünschen Sie Wein zum Essen, Mademoiselle? Mon sieur?« Der Oberkellner – Smoking, Schnurrbart und wie einem Film entsprungen – lächelte sie zuvorkommend an und sprach Englisch mit starkem französischem Akzent.
    Molly sah Reggie an. »Wie du magst«, flüsterte sie.
    »Ähm, vielleicht eine Flasche … Rotwein?« Reggie stockte und zuckte hilflos mit den Schultern.
    Der Oberkellner nickte. »Wir hätten da einen sehr schönen Bordeaux, den Sie vielleicht probieren möchten?«
    Molly registrierte dankbar, dass er auf den zweiten Wein von oben auf der Liste tippte, dessen Preis einem nicht ganz so das Wasser in die Augen trieb wie einige der anderen weiter unten.
    »Das ist ein interessanter Malbec-Verschnitt«, fuhr der Kellner fort. »Unser Sommelier empfiehlt ihn sehr.«
    »Oh, ein Malbec -Verschnitt?«, wiederholte Reggie. »Ausgezeichnet. Davon nehmen wir eine Flasche.«
    Der Oberkellner verneigte sich und eilte davon. Molly kicherte und berührte Reggies Hand. »Netter Bluff, Kumpel.«
    Reggie erwiderte ihr Lächeln nicht. Molly wusste, dass er nervös war. Genau wie sie. Ihr Magen hatte sich vor Erwartung zusammengezogen, aber für Reggie musste es bestimmt zehnmal schlimmer sein. Schließlich war er derjenige, der die Frage stellen musste.
    Draußen floss träge die Seine dahin, vom Mondschein Ende August gespenstisch erleuchtet. Hin und wieder tuckerte eines dieser großen Boote vorbei, auf denen sich die Touristen tummelten. Wenn sie Notre-Dame passierten, gab es ein regelrechtes Blitzlichtgewitter. Die Kathedrale mit ihren Türmen und Spitzen lag am Ufer direkt gegenüber dem Restaurant und erhob sich majestätisch aus der Dunkelheit – was für ein Anblick! Molly wusste, dass echte Pariser auf diese unansehnlichen Touristenboote herabsahen, aber für sie machten sie diesen Ort für einen besonderen Anlass nur noch perfekter – wer würde nicht gern im Mondschein die Seine entlangschippern?
    Molly spürte, wie ihr Gesicht rot anlief und sich höchstwahrscheinlich mit ihrem Kleid biss. Es war ein knielanges, bräunlich-rotes Satinballkleid aus den 1950er- Jahren, auf dessen Korsage sie liebevoll Perlen und Strasssteine in Form einer Lilie – ihrer Lieblingsblume – gestickt hatte. Die Farbe harmonierte wunderbar mit ihren langen, kastanienfarbenen Haar und den grünen Augen. Glühendrote Wangen hatte sie jedoch nicht einkalkuliert.
    »Wie bist du denn auf dieses Restaurant gekommen?«, fragte sie in der Hoffnung, Reggie damit hinter der Speise karte hervorzulocken und in die Gegenwart zurückzuholen.
    »Google«, antwortete er und zuckte verlegen mit den Schultern.
    Molly lächelte. »Und was hast du eingegeben, damit dieses Restaurant angezeigt wurde?«
    Jetzt aber! Romantische Orte für einen Heiratsantrag … ?
    Endlich legte er die Speisekarte weg und umfasste ihre Hände. »Ich wollte es anständig machen, Molly.«
    »Aha.«
    Ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie wünschte, er hätte es sofort hinter sich gebracht, gleich als sie sich setzten. Er
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