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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute
Autoren: Lucy Hepburn
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plötzlich von dem Drang überwältigt, Zeit zu schinden. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. »Alle reden bloß noch über Caitlins Hochzeit. Deshalb ist es echt süß von dir, dass du das für mich tust.«
    Ein feiner Schweißfilm schimmerte auf seiner Stirn. Er nagte an der Unterlippe und sein Blick irrte nervös durch den Raum.
    Dann nahm er einen großen Schluck Wein. »Ja, also, ich muss …«
    »Das perfekte Timing! Ich meine, ist doch schön, dass wir uns mal was gönnen, nicht wahr? Denn wenn wir in Venedig ankommen, wird die Hochzeit in vollem Gange sein, wie ich meine Schwester kenne …«
    »Molly …«
    »Drei Tage!« Reggie sah sie stirnrunzelnd an, aber Molly hörte nicht auf. »Caitlin erwartet tatsächlich, dass alle zu einer Hochzeit kommen, die drei Tage dauert! Allerdings braucht sie vermutlich mindestens drei Tage, um all die affektierten Italiener zu begrüßen, die Francesco eingeladen hat.« Sie stieß ein übertriebenes Lachen aus. Was war nur los mit ihr? »Vierhundertachtzig seiner engs ten Freunde! Von denen vermutlich keiner weniger als eine Milliarde schwer ist, auch …«
    »Molly?«
    »Promis, Bankiers, unbedeutendere Mitglieder von Königshäusern – was genau ist das eigentlich? Weniger als ein Prinz? Oder jemand aus einem kleinen Land wie Liechtenstein oder Monaco?«
    Reggie schüttelte den Kopf. Molly war bewusst, dass er ihr gar nicht zuhörte, aber sie redete weiter.
    »Egal. Das werden wir Montag ja rausfinden. Caitlin will wohl unbedingt Kate Middleton spielen. Sie hat behauptet, dass ihr Paparazzi auflauern – kannst du dir das vorstellen?«
    »Nein.« Er wich ihrem Blick aus.
    »Weißt du, Reggie, ich habe jedes winzige, qualvolle Detail der Vorbereitungen für diese Veranstaltung miterlebt. Manchmal denke ich, wir bräuchten gar nicht hin, ich habe alles Dutzende Male mit meiner Schwester am Telefon durchgesprochen – abgesehen vom Kleid natürlich.«
    »Das Kleid …«, sagte er und seufzte.
    »Ach, darüber bin ich weg«, erklärte sie und setzte ihr überzeugendstes »Alles in Ordnung«-Gesicht auf. »Über das Kleid, meine ich. Natürlich bin ich drüber weg. Aber es kommt mir so vor, als hätte die Hochzeit schon stattgefunden. Sie ist jetzt schon so lange ein großer Teil unseres Lebens. Diese ganzen Einzelheiten! Wer hätte gedacht, dass eine spezielle Auswahl an kandierten Mandeln so wichtig sein kann?«
    Ihr war klar, dass sie im Schnellsprechmodus war, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, Zeit gewinnen zu müs sen. Sie hatte all das zuvor schon einmal gesagt, und noch sehr viel mehr über das bevorstehende große Ereignis, das sie beide sarkastisch als »Die Promi-Hochzeit des Jahrhunderts« bezeichneten. Aber sie musste einfach wei terreden. Bis wie durch Zauber irgendetwas geschah, das sie davon überzeugte, das Richtige zu tun, wenn Reggie es endlich schaffte, sie zu fragen.
    Wie lange es auch dauern würde.
    Reggie räusperte sich. Laut und deutlich.
    Molly entspannte sich. »Also, ja, jedenfalls … Paris … ist toll … nicht wahr? Es ist wirklich toll, Reggie. Ich danke dir.«
    Das war’s. Sie steckte fest.
    »Ich muss dir etwas sagen, Mol.«
    »Tatsächlich?« Das war ihr so rausgerutscht, bevor sie sich zurückhalten konnte. »Heute Abend?«
    »Ja«, antwortete er und biss sich auf die Lippe. »Ja, heute Abend.«
    »Okay. Schieß los.«
    Sie sah in seine rauchgrauen Augen, suchte darin nach einem Anhaltspunkt für die Antwort, die sie geben könnte.
    »Du bist ein tolles Mädchen, Molly.« Sein Blick wanderte zum Boden. »Und …«
    »Und du ein toller Junge, Reggie.«
    »Und …« Er verstummte, blickte überall hin, nur nicht in ihre Augen.
    »Ja?« Molly hielt den Atem an.
    »Und das ist ein tolles Kleid. Wirklich hübsche … Träger.« Hilflos zuckte er mit den Schultern.
    Mollys Herz schmolz dahin. Was Modebegriffe anging, war er hoffnungslos verloren, aber er bemühte sich. Sie berührte seine Hand. »Mir gefallen auch vor allem die Träger.«
    Molly wusste, dass es für ihn genauso schwierig war wie für sie.
    »Es ist ein Klassiker«, sagte sie leise.
    »Wie bitte?« Reggie sah sie verwirrt an.
    »Das Kleid. Alexander MacQueen. Ein Vorführmodell. Habe ich über ebay gekauft.«
    Warum sprach sie über das Kleid? Aber vor allem: Warum tat er es?
    »Hast du gut gemacht. Es ist … toll. Steht dir.«
    Der Pianist hatte aufgehört zu spielen. Flüchtiger App laus erfüllte den Raum. Reggie blickte sich verlegen um und applaudierte ebenfalls, wobei
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