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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos
Autoren: L. E. Modesitt
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hatte ich zu spät begriffen.
    Lange Zeit sah ich nichts und Krystal wahrscheinlich auch nicht, aber ich brauchte sie und sie war für mich da.
    Die ganze Welt hatte sich innerhalb eines Tages verändert. Wie konnten wir damit jemals fertig werden? Keinem von uns gelang es, wir bewegten uns wie benommen.
    Wie ich schon vermutet hatte, war Tamra ordnungsblind geworden.
    »Blind? Ich will nicht blind sein. Kann Lerris sehen?«, fragte sie.
    Ich blinzelte und zuckte zusammen, als ich unter Schmerzen die Worte von ihren Lippen ablesen wollte.
    Schließlich antwortete Krystal für mich.
    »Er kann nicht hören und manchmal kann er nichts sehen. Wenn er sieht, schmerzt es – sehr sogar.«
    »Oh, Krystal ...«
    Das hatte ich verstanden.
    Später im warmen Nieselregen, der auf die kalten Schauer folgte, die Tamra und mein Vater herbeigerufen hatten, oder wir alle zusammen, hob ich meinen Stab auf.
    Obwohl uns noch einige Pferde geblieben waren, würde es eine lange Reise werden bis nach Landende. Doch dahin mussten wir nun gehen. Nylan war noch immer die Schwarze Stadt, schwarz vor Asche, schwarz vor Tod, zerbombt zu schwarzgrauer Asche und zu feinem Kiesel. Nur die zwei Drachenscharniere waren mir von Nylan geblieben.
    Von Recluce blieben mir nur Erinnerungen – und zwei Drachenscharniere.
    »Du hast dein Handwerk«, meinte Krystal. »Das haben dir Sardit und deine Eltern mitgegeben, diese Gabe kann dir keiner nehmen.«
    Ich verstand fast alles. Das half, und auch ihre Gedanken trugen dazu bei. Es half, wenn es auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein konnte.
    Tamra sagte etwas und schauderte. Ich sah Krystal an und sie wiederholte die Worte. »Ist das das Ende des Chaos?«
    Etwas dümmlich blickte ich hinunter auf die Trümmer von Nylan. Hatten sich die Mühen gelohnt, Ordnung und Chaos heraufzubeschwören, um die in Maschinen verbannte Ordnung niederzuschlagen?
    »Das Ende des Chaos?«, fragte Weldein genauso dumm, wie ich mich fühlte.
    Krystal berührte meinen Arm.
    Ich seufzte. »In gewisser Hinsicht, ja. Viel ist nicht mehr übrig von den freien Ordnungs- und Chaoskräften.« Ich wollte jedoch gar nicht darüber sprechen.
    Stattdessen warf ich einen Blick auf den schmalen Grasstreifen und ging langsam durch den warmen Nieselregen bis zu den Resten der Mauer, die noch den Golf überblickte. Kein einziges Zeichen wies auf einen Kampf hin – keine Stofffetzen, keine Asche, keine Leichen, keine Knochen. Ich musste zwei Mal hinsehen. Ich entdeckte nichts und wusste, ich würde es auch in Zukunft nicht, aber ich konnte nicht anders, obwohl die Schmerzpfeile sich wieder in meine Augen bohrten. Würde ich wie Creslin enden? Würde jeder Blick mich mit Schmerzen erfüllen? Wie lange mochte dieser Zustand wohl anhalten?
    Ich öffnete die Augen und ertrug stumm die Stiche in meinem Schädel, am liebsten hätte ich mich jedoch vor Schmerzen gekrümmt.
    Ihnen allen schuldete ich mein Leben, jedem auf andere Weise, und nun waren sie fort und hatten alles gegeben, um mir zu helfen ... und Krystal, und selbst sie hatte dafür ihre Jugend gegeben.
    Für was? Für das Ende des Chaos?
    Ich stand wie angewurzelt und hörte zu – und erinnerte mich – und Krystal stand bei mir ... und mir wurde bewusst, dass auch sie den Schmerz jeden Blicks fühlte.
    Ich schloss die Augen, nicht nur zu meiner eigenen Erleichterung.

 
CXXX
     
    W ir ritten Richtung Norden an der Mauer vorbei nach Wandernicht, wo wir uns ausruhen konnten, bevor wir weiter mussten. Der Regen hörte nicht auf. Meine Beine und Arme schmerzten. Ich fühlte, dass es Krystal ebenso erging. Wir wussten es beide und ritten weiter. Das war immer noch besser, als zu Fuß zu gehen. Ich wollte nicht darüber nachdenken, wie wir über die neue Meerenge am Feyn gelangen sollten oder wie auch immer man sie eines Tages nennen würde. Sicherlich würden wir einen Weg finden.
    »Wann wird es jemals aufhören?«, fragte Krystal, sie drehte sich im Sattel zu mir und sprach langsam, sodass ich von ihren Lippen ablesen konnte.
    Nach zwei Wiederholungen antwortete ich: »Niemals.«
    Sie zuckte zusammen, als ich mich anstrengte, um von ihren Lippen zu lesen, denn wenn ich mich konzentrieren musste, schmerzte es uns beide. Bei der Dunkelheit! Jeder Schmerz wurde schon auf sie übertragen. Ich schloss die Augen. Als ich sie öffnete, sprach Weldein.
    »Du ... hast den Kaiser ... besiegt ... wird keine Flotte mehr schicken.« Weldein ritt rechts von Krystal, sodass ich sie beide sehen
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