Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
ein, die die Schwarze Garde anführte und die Rakete abgefeuert hatte.
    Ihre letzte Rakete feuerte Heldra in den Himmel, dann riss sie den Mund auf. Ihr letzter Blick galt dem breiten Schwert in ihrer Brust, dann sank sie zu Boden.
    Jinsa und Haithen bahnten sich ihren Weg auf den Mann zu, der das andere Raketengewehr in der Hand hielt. Ich versuchte, einen Schutzschild um sie zu errichten. Tamra bemühte sich ebenfalls. Die Raketen zischten daran vorbei und krachten gegen die geordneten Schwarzen Steine der Mauer.
    In der zischelnden Stille, die mich umgab, gepeinigt von den Schüben der Dunkelheit und den Schmerzen in meinen Augen, versuchte ich den Stab in Bewegung zu halten. Meine Arme schmerzten und ich musste mich größtenteils auf mein Gefühl verlassen. Ausnahmsweise war es mir egal, sollte ich jemanden verletzen. Wenn ich zuschlug, dann hart, und einige der Getroffenen standen nicht mehr auf. Tief in mir freute ich mich darüber.
    Neben mir schnellte Krystals Schwert noch tödlicher als mein Stab durch die Luft, mehr als ein halbes Dutzend Schwarze Gestalten hatte sie schon niedergestreckt.
    Da rannten noch mehr auf uns zu.
    Die Wut feuerte nun meine Arme und den Stab an, ich musste mich nicht einmal mehr zu jeder Bewegung zwingen. Ich kämpfte mich vorwärts, stimmte mich wortlos mit Krystal ab, folgte ihren Bewegungen. Wir arbeiteten zusammen, ohne nachzudenken. Hieb parieren, Angriff, Hieb parieren, ANGRIFF!
    Die Erde bebte weiter und wir hielten mitten im Kampf inne, die drei letzten Mitglieder der Bruderschaft waren laut schreiend zur Hohen Straße geflüchtet. Einer stolperte und stürzte ins Gras, stand nicht mehr auf.
    Meine Arme wurden plötzlich zu Blei – vielleicht waren es auch Krystals Arme oder unsere vier Arme.
    Ich lehnte den Stab an die Mauer und meine freie Hand berührte Krystal. Ich fühlte mich alt, sie auch.
    Tamra stand keine zehn Schritte von uns entfernt, zitternd und schluchzend, aber Weldein schlang seine Arme um sie und sie hielten sich aneinander fest.
    Jinsa und Haithen stützten sich gegenseitig, keuchten und schluchzten, graue Strähnen durchzogen auch ihre kurzen Haare.
    Im Norden wurde die Erde immer noch erschüttert. Ohne hinzusehen wusste ich, dass Dampf aus der Kluft stieg, die einst das Feyntal gewesen war. Diese Kluft war nun eine Meerenge, die Recluce in zwei Inseln teilte.
    Die Felder, jene, die das ellenhohe, viel zu heiße Wasser nicht überflutet hatte, waren verbrannt und schwarz wie Nylan.
    Draußen im Golf schob sich zischend und dampfend ein schwarzer Felskeil aus dem Wasser, die noch immer hohen Wellen schlugen darauf ein. Der Fels arbeitete sich weiter und weiter heraus. Diese Insel würde eines Tages ohne Zweifel einen Namen erhalten, der auf den Ursprung des Eilandes – auf die große Schlacht – hinwies.
    Ich zwinkerte, versuchte den Schmerz in meinen Augen zu vertreiben und für einen kurzen Moment schob sich wieder die schwarze Wand vor meine Augen, doch ich kämpfte dagegen an und der Schmerz kehrte zurück.
    Ich atmete tief ein. Eine große Schlacht, in der Tat. Kampf dem Chaos, in der Tat, aber nicht so, wie Heldra es sich vorgestellt hatte. So viele Tote, so viele tausend Opfer ... würden sie alle in diesem kleinen schwarzen Felsklotz verewigt bleiben?
    Das Beben ließ nach, doch ein weiterer Teil der Klippen stürzte hinunter, polterte hinab und bildete unten auf dem Sandstrand ein schwarzes Steinmal.
    Die Wellen spülten ein glattes verbranntes Stück Holz gegen die dunklen Steine, es schlug dagegen, zerbarst und zwei Teile kehrten zurück in den Golf. Ein weißes Stoffstück, vielleicht eine Matrosenmütze, trieb im dampfenden Wasser.
    Ich versuchte das Würgen zu unterdrücken, als mir die Galle hochkam. Ich sah Krystal an.
    Sie hatte ihr Schwert in die Scheide zurückgesteckt und wir blickten in unser Inneres, in die Dunkelheit in unseren Augen. Ihr Haar glänzte nun silbern und ich wusste, dass auch ich meine ursprüngliche Haarfarbe eingebüßt hatte.
    »Ich konnte nicht einmal auf Wiedersehen sagen ...« Nicht zu meinem Vater, nicht zu meiner Mutter, Justen oder Dayala. Nicht zu meiner Tante und nicht zu Onkel Sardit, der mich schließlich zum Schreiner ausgebildet hatte. Meine Mutter hatte es gewusst, alle hatten es gewusst, selbst Tamra. Nur ich nicht. Nur ich hatte es nicht begriffen.
    »Ist schon gut«, beruhigte mich Krystal. Das war es nicht, nur sie war mir geblieben. Sie legte ihre Arme um mich und ich schluchzte, viel zu viel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher