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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos
Autoren: L. E. Modesitt
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rannte ich los, stolperte mehr, denn meine Sehkraft setzte immer öfter aus.
    Als ich meine Eltern erreichte, war nur noch Staub von ihnen übrig, nicht viel mehr als ein Häufchen Asche im zertrampelten Gras. Die letzte Ordnung, die sie aufrecht erhalten hatte, wurde nun in alle Winde zerstreut.
    Krystal hielt meinen Arm, als ich auf den Boden starrte.
    Die See warf wabernden Nebel zu uns herauf, Gesicht und Augen brannten.
    Die Worte meiner Mutter gingen mir noch einmal durch den Kopf – ›Wir haben unser Bestes für dich gegeben und wir haben dich immer geliebt, auch wenn es manchmal nicht so aussah ...‹ Und jetzt hatten sie ihr langes und glückliches Leben geopfert, für uns, für wen sonst? Mein Vater hatte das gesamte Ostmeer durchquert, um uns in Kyphros zu helfen ... und ich hatte nichts begriffen ...
    »Aber du verstehst jetzt«, sagte Krystal, die an meiner Seite stand. Wieder musste ich sie ansehen und ihre Gefühle erspüren, um ihre Worte zu verstehen.
    »Ich habe es ihnen nie gesagt.« Ich betrachtete ihr Gesicht, schielte durch die Dunkelheit, die kam und ging. Ihr Haar war nun fast silbern und ihr Gesicht hatte Falten, die es vorher nicht gehabt hatte. Wenn ich sehen konnte, brannten meine Augen, als würden Feuerpfeile sie durchbohren.
    »Sie wissen es. Ganz bestimmt.«
    Ich sah mich um, von Justen oder Dayala entdeckte ich keine Spur. Nur Tamra kauerte im Gras, schluchzend, ihr Haar leuchtete schneeweiß. Weldein saß hinter ihr, auch sein Haar war fast weiß und er starrte sein Schwert wie eine heilige Reliquie an.
    Mein Blick kehrte zurück zu dem schwindenden Staub am Boden. »Zumindest habe ich ihn noch einmal umarmt. Wenigstens das habe ich getan.«
    Ich hatte nie gewusst, über welche Kräfte mein Vater wirklich verfügt hatte – oder auch Justen –, und nun waren sie fort. Ich war zu beschäftigt damit gewesen, mich gegen alles aufzulehnen, und nun war es zu spät.
    Meine Mutter, Tante Elisabet, Onkel Sardit – alle fort, weil ... weil ... Warum nur? Spielte der Grund überhaupt eine Rolle?
    Meine Augen brannten und Krystal stand neben mir, wir weinten, weinten weshalb? Wieder einmal hatten wir, oder ich, zu spät begriffen.
    Unter uns krachte und schlug das Wasser gegen die Felsen, der heiße Dampf wurde zu uns heraufgeschleudert.
    Ich setzte mich ins Gras und blickte um mich, wie betäubt, und irgendwie erwartete ich, dass meine Eltern, meine Tante und mein Onkel, Justen und Dayala den Hügel zurückkommen würden. Aber es geschah nicht.
    Die heiße Brandung lärmte und kochte, der Boden unter uns rumorte, die Erde schüttelte sich und ich weinte, alle waren von uns gegangen ... tot.
    Ich hätte nie gedacht, dass sie sterben könnten. Nicht mein Vater und Justen.
    Ein Schauder lief mir über den Rücken.
    Die heiße Brandung und der Nebel brachten den Geruch des Todes mit sich, den Gestank von verbranntem Fisch und versengten Leichen.
    Warum hatte ich nicht bemerkt, dass sie keine Engel waren, dass sie eines Tages sterben müssten? Meine Mutter hatte es mir praktisch gesagt, Dayala und Sardit auch – allein indem sie mitgekommen waren. Wie konnte ich nur so blind gewesen sein?
    Ich blickte hinab auf das zertrampelte Gras, der Staub war bereits verweht.
    »Lerris!« Krystal griff nach meinem Arm und drehte mich herum, als ich nicht auf ihre Warnung reagierte.
    Ich blieb wie angewurzelt stehen, bestimmt fünfzig schwarz gekleidete Gestalten stürmten auf uns zu. Einige trugen kurze gewehrartige Maschinen bei sich, andere Schwerter und Stäbe.
    Flammen loderten aus den kleinen Raketen, die an Dorrins Schwarzer Mauer explodierten.
    Ich sah, dass die Schwarzen Marineinfanteristen etwas schrien; ich meinte von ihren Lippen so etwas wie ›Kampf dem Chaos!‹ ablesen zu können.
    Mein Mund stand offen. Was hatten wir getan?
    Krystal wirbelte herum.
    Als ich mich duckte und auf die Angreifer zulief, griff ich noch schnell zu meinem Stab. Tamra tat das Gleiche, doch sie schien ihn nicht zu finden, obwohl sie im Gras herumtastete. Die vier Gardisten hatten einen Keil um sie gebildet und ihre Klingen verschwammen im heißen Regen, der nicht aufhören wollte.
    Dercas sprang mit einem Satz nach vorn, seine Klinge blitzte auf und durchbohrte eine Schulter, dann einen Arm, parierte zwei Schwerter und näherte sich der Frau mit dem Raketengewehr, die auf ihn zielte und schoss.
    Noch als die Rakete Dercas in Flammen aufgehen ließ, erhob er das Schwert und stach damit auf die schmalgesichtige Frau
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