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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos
Autoren: L. E. Modesitt
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I
     
    I ch hatte soeben die dünnstmögliche Firnisschicht auf den Schrank aus Schwarzeiche für Kasee, den Autarchen von Kyphros, aufgebracht, als ich draußen Hufschläge hörte. Krystal schien nicht dabei zu sein und ich fühlte mich nicht gerade wohl bei der Vorstellung, dass die Elitegarde hier vor meiner Werkstatt ohne meine Gemahlin vorstellig wurde. Doch als Sub-Kommandantin musste sich Krystal oft mit einem unregelmäßigen Arbeitsplan abfinden.
    Ich stellte den Firnistopf beiseite und ging der Garde vor dem Stall entgegen. Der Stall war nicht meiner, sondern Krystals Einfall gewesen und sie hatte ihn größtenteils bezahlt – besonders den Teil, der auch als Unterkunft für ihre Leibwache diente. Solcherlei Dinge widerfahren nun einmal dem Gemahl der zweithöchsten Offizierin im Lande Kyphros. Keiner von uns beiden hätte sich vor einigen Jahren auch nur im Entferntesten vorstellen können, wohin es uns verschlagen würde, als Krystal, Tamra, ich und noch einige andere Recluce hatten verlassen müssen, weil wir für die Bruderschaft – und für meinen Vater – nicht genügend Ordnung an den Tag gelegt hatten.
    »Sei gegrüßt, Ordnungs-Meister!« Gekleidet in der grünen Lederuniform der Elitegarde des Autarchen, saß Yelena lässig im Sattel ihres braunen Wallachs.
    Ich kannte Yelena schon seit meinem ersten Aufenthalt in Kyphrien, als ich das Glück gehabt hatte, gegen den Weißen Chaos-Meister Antonin kämpfen zu dürfen, um Tamra zu retten. Yelena hatte mich ein Stück auf diesem schwierigen Weg begleitet, doch sie nannte mich noch immer Ordnungs-Meister und drohte jedem Elitegardisten, der sich auch nur die geringste Vertrautheit erlaubte, mit Peitschenhieben. Hätte sie die Sache nicht so ernst genommen, so hätte man sich vielleicht ein wenig lustig darüber machen können, aber ich konnte ihre Beweggründe verstehen und darin nichts Falsches erkennen. Die Menschen hier hielten mich für einen großen Magier, weil ich drei Weiße Magier besiegt hatte. Einer der drei war nicht nur eine Plage für Kyphros gewesen, sondern für den gesamten candarischen Kontinent.
    »Sei gegrüßt, Anführerin Yelena.«
    Sie rümpfte die Nase. »Was ist das für ein Geruch?«
    »Firniswachs – ich habe allerdings noch ein paar andere Substanzen dazugemischt, damit es mehr ...«
    »Genug, genug ...« Die breitschultrige Anführerin grinste, als sie abstieg. »Bevor ich dich traf, dachte ich immer, alle Schreiner wären klein, versteckten sich in ihren Werkstätten und werkelten endlose Tage vor sich hin, bis sie irgendetwas Wunderbares ans Tageslicht brächten.«
    »Der Teil mit den endlosen Tagen ist richtig und besonders groß bin ich auch nicht.«
    Belustigt schüttelte sie den Kopf. In Wahrheit überragte ich die meisten Kyphrer, die im Allgemeinen ein wenig kleiner und dunkler waren als die Menschen aus dem Norden oder vom Inselkontinent Recluce. Und doch konnte man mich noch lange nicht als besonders groß bezeichnen.
    »Wo ist Krystal?«
    »Die Sub-Kommandantin ist noch beim Autarchen und wird in Kürze hier eintreffen.«
    »Warum bist du dann schon hier?« Ich betrachtete den wachsgetränkten Lappen in meiner Hand. »Ich muss zurück zu meinem Schrank. Wenn ich mich nicht beeile, wird er zweifarbig.«
    »Kommandantin Ferrel wollte sicherstellen, dass die Sub-Kommandantin nicht gestört wird.«
    Was ergab das für einen Sinn? Wenn Ferrel Krystal ungestört wissen wollte, warum hielten sich die Soldaten dann nicht in ihrer Nähe auf?
    »Wie viele kommen heute zum Abendessen, Meister Lerris?« Rissa ging noch immer barfuß und trug viel zu kurze Hosen. Ich hatte es schon lange aufgegeben, sie zu tadeln, aber sehr wohl bemerkt, dass sie mich in Gegenwart anderer stets ›Meister‹ nannte. Rissa war nicht weit von dem niedergebrannten Anwesen aufgewachsen, das ich vom Autarchen geschenkt bekommen und wieder aufgebaut hatte. Yelena hatte Rissa aus den Händen der Banditen befreit, die Rissas Mann und Tochter umgebracht hatten, kurz nachdem wir eingezogen waren. Zuerst hatte Rissa kein Wort gesprochen, aber mein Onkel Justen – der einzig wahre Graue Magier in Candar, wenn nicht der ganzen Welt – schien überzeugt gewesen, dass sie mit unserer Hilfe wieder völlig genesen würde. Außerdem hatte Justen damals, nach der verheerenden Begegnung mit Antonin, als sich die Weiße Magierin Sephya Tamras Körper hatte aneignen wollen, alle Hände voll damit zu tun gehabt, Tamras Fähigkeiten und ihr Selbstvertrauen
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