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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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Sauerrahm, Crème fraîche, Butter, Eier. Dann Ananassaft, für Gismo Hühnerkrägen, ein Biobaguette, standhaft vorbei an dem Regal mit den frisch gebackenen Torten, weiter zum Fleisch. Das meiste war schon ausverkauft. Da, ein Stück Kalbslungenbraten. Passt. Frischer Ziegenkäse. Ein Blick auf die Uhr. Drei Minuten vor halb acht. Irgendetwas fehlt noch. Keine Ahnung, wird schon nicht so wichtig sein. An der Kasse anstellen. Ich atmete durch. Andere ließen sich mehr Zeit, schlenderten noch durch die langen Regalreihen, so als ob es keinen Ladenschluss gäbe.
    Mich hatte ein lästiger Anruf beinahe zu lange in der Redaktion des »Magazins« festgehalten. Eine der jungen, schicken, schlanken, gut gekleideten PR-Frauen, die in Werbeagenturen und Öffentlichkeitsabteilungen wie Gemüse sprießen. Manchmal hatte ich den Verdacht, sie seien auch nicht viel intelligenter als Broccoli, aber das war wohl nur der Neid auf ihr knackiges Aussehen und ihre simpel-positive Sicht der Welt. Jedenfalls hatte mir die Öffentlichkeitsarbeiterin wortreich erklärt, warum ein Benefiz-Landhockey-Match der österreichischen Meisterinnen gegen eine Riege von Promi-Frauen ein Ereignis war, an dem unsere Wochenzeitung einfach nicht vorbeigehen könne. Landhockey, du meine Güte, das würde alle von den Stühlen reißen. Und die meisten aus der angeblichen Prominentenmannschaft kannte nicht einmal ich.
    Lifestyle-Reporterin zu sein hat seine netten Seiten. Man hat den Kopf für andere Dinge frei. Man verdient das nötige Geld, um sich selbst und auch Katze Gismo zu erhalten. Auch wenn es Menschen gab, die fanden, das sei kein Job für eine fast vierzigjährige promovierte Juristin, mir machte die Sache Spaß. Zumindest wenn mir nicht irgendwelche aufgedrehten Werbetussis absurde Veranstaltungen einreden wollten und mich daran hinderten, rechtzeitig einkaufen zu gehen.
    Ich nickte der Kassiererin zu. Sie war wohl schon mehrere Jahre bei Ultrakauf, doch mehr als Grußworte hatten wir nie gewechselt. Sie wirkte schüchtern, zurückhaltend, fast abweisend. Irgendwann würde ich ihr sagen, dass sie den Friseur wechseln sollte. Ihre kinnlangen Haare waren nicht blond, sondern gelb, die Dauerwelle hatte nur dazu geführt, dass ihr die Haare vom Kopf abstanden wie Stroh. Als ich mit der Bankomatkarte zahlen wollte, sprach mich die Kassiererin an. Sie musste sich räuspern, bevor herauskam, was sie mir sagen wollte.
    »Kann ich mit Ihnen reden? Ich kenne Sie, ich meine, ich weiß, wer Sie sind. Und dass Sie mit solchen Sachen schon zu tun gehabt haben.«
    »Was für Sachen?«
    »Kriminelle Sachen. Sie haben in Ihrer Zeitung darüber geschrieben. Nicht, dass es um so was wie Mord geht. Aber bei uns läuft da etwas komisch. Und die rote Karin, ich meine Karin Frastanz, die Stärkere, Rothaarige, meine Kollegin, die Leiterin der Fleischabteilung, ist fast erschlagen worden.«
    Nicht, dass ich deren Namen gekannt hätte, aber mit der Rothaarigen hatte ich mehr Kontakt. Die Rote war schlagfertig, immer zu Späßen aufgelegt, mit einem Mundwerk wie ein Schwert. »Worum geht es?«
    »Kann ich es Ihnen erzählen? Jetzt gleich? Ich meine, ich kann aufhören, in fünf Minuten, wenn Sie …«
    Um neun wollte Oskar mit den Fotos aus New York vorbeikommen. Eigentlich hatte ich in Ruhe duschen und dann kochen wollen. Trotzdem nickte ich. »Aber ich hab heute leider noch etwas vor.«
    »Ich will Sie nicht …«
    »Wir treffen uns am Parkplatz, ist das in Ordnung?«
    Die Kassiererin zögerte. »Geht es, dass wir uns weiter oben in der Mayerlinggasse treffen? Bei der Ampel? Ich will nicht, dass die Leute hier …«
    »Ist okay.« Ich packte meinen Einkaufswagen und schob ihn durch die geöffnete Glastür ins Freie. Schon bereute ich, dass ich die Gelbgefärbte nicht auf morgen vertröstet hatte. Was wollte sie überhaupt von mir? Ihre Kollegin war beinahe erschlagen worden, das war entweder ein Fall für die Polizei, oder es war ein Unfall gewesen. Und wenn es die Polizei bequemerweise als Unfall sehen wollte? Ich sollte endlich lernen, meine Nase nicht in die Angelegenheiten anderer Leute zu stecken. Aber es hatte die Kassiererin sicher einige Überwindung gekostet, mich anzusprechen. Und vielleicht hatte sie ja sonst wirklich niemanden, an den sie sich wenden konnte.
    »Mira Valensky«, sagte ich zu mir, »genau auf diese Art bist du schon einige Male in Schwierigkeiten geschlittert. Denk daran, dass damals im Park nur Glück das Ärgste verhindert hat.« Die
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