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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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nicht mit denen da oben an. Aber sie war Feuer und Flamme, dass wir gemeinsam stark sind und so. Sie ist ja auch Abteilungsleiterin und eine gelernte Kraft, auf die können sie nicht so leicht verzichten, gerade beim Fleisch nicht.«
    Jetzt, da die Schleusen einmal geöffnet waren, konnte ich sie kaum mehr stoppen. Ich wedelte schon geraume Zeit mit der rechten Hand vor ihrem Gesicht herum.
    »Der Heller ist ein Bösartiger, aber es ist eben schon so, dass die rote Karin ihn auch nie ernst nimmt. Und ihm das zeigt. Auch wenn er erst sechsundzwanzig ist, er ist nun einmal der Chef. Und dass sie doppelt so viel wiegt, sagt auch nicht viel. Ich glaube schon, dass sie gescheiter …«
    »Was ist mit dem Überfall?«
    »Der Überfall …«, sie zögerte und fuhr sich durchs strohige Haar. »Da soll ich nicht darüber reden und die anderen auch nicht, hat der Heller gesagt. Er ist unser Regionaldirektor, hat alle Ultrakauf-Filialen in Wien unter sich. Obwohl es mir nach dem Überfall gar nicht gut gegangen ist. Immer wieder hab ich mir gedacht, der nächste Kunde zieht seinen Rollkragenpullover über den Kopf und drückt mir eine Pistole an den Hals. Ich weiß, dass das Unsinn ist, aber dagegen kann man schwer an. Und erst, wenn es gegen Geschäftsschluss geht und nur mehr wenige Menschen da sind. Immer, wenn sie um Punkt halb acht die Musik abdrehen, bekomme ich einen Schweißausbruch. Auch jetzt noch. Die rote Karin hat wirklich versucht, mir zu helfen. Dass ich eine psychologische Betreuung bekomme, aber das hat die Geschäftsleitung abgelehnt. Da hat die rote Karin dann wenigstens auf dem informellen Weg dafür gesorgt, dass ich nicht mehr als Letzte an der Kasse Dienst tun muss. Das würde ich wirklich nicht aushalten. Ja, und jetzt liegt sie im Krankenhaus.«
    Eine Weile später wusste ich, wie sich der Überfall abgespielt hatte und was unmittelbar danach passiert war. Die Kassiererin hatte sich erschöpft an die dünne Kunststoffpolsterung gelehnt. Die Eckbank sah genau so aus, wie es in dem Espresso roch.
    Da fiel mir ein: »Ich weiß nicht einmal Ihren Namen.«
    »Oh«, sie schreckte auf, »wie unhöflich, entschuldigen Sie. Ich heiße Grete, eigentlich Margarita Berger.«
    »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen kann«, sagte ich langsam, »ich bin beim ›Magazin‹ für etwas ganz anderes zuständig. Und …«
    »Aber Sie haben doch diese Fälle geklärt. Das mit der Volksmusik-Hitparade, und dann war da noch was, die Sache mit dem Mord in dem Psycho-Museum.«
    »Dem Freud-Museum.«
    »Richtig, eben.« Sie spielte mit ihren Händen. Sie waren groß, leicht gerötet, rissig. Seltsame Hände für eine Supermarktkassiererin. Sie musste meinen Blick wohl gesehen haben, sie ließ die Hände links und rechts von ihrem Körper auf die Sitzbank fallen. »Ich muss sie wieder einschmieren. Aber man greift eben immer wieder mit bloßen Händen hin, und dann nützt es nicht viel.«
    »Im Supermarkt?«
    »Nein, wo denken Sie hin? In der Landwirtschaft«, erwiderte sie irritiert. »Ich arbeite auf dem Hof meiner Eltern, zumindest zwei, drei Tage die Woche. Die können selbst nicht mehr so. Dann schlaf ich auch bei ihnen und nicht in Wien bei meinem Mann.« Sie stoppte abrupt. »Aber das wird Sie wohl nicht so interessieren.«
    Ich seufzte. »Was soll ich tun?«
    »Vielleicht könnten Sie die rote Karin besuchen und mit ihr reden? Mir sagt sie nicht viel, mich will sie schonen, wegen dem Überfall und so. Es ist etwas faul bei uns.« Das sagte sie mit erstaunlich fester Stimme und sah mir dabei direkt in die Augen. Vielleicht hatte ich sie falsch eingeschätzt. Verstohlen sah ich auf die Uhr. Kurz vor halb neun. Gut möglich, dass sich Oskar ohnehin verspätete. Außerdem hatte er einen Schlüssel. »Wo finde ich sie?«
    »Im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern. Pavillon 3, erster Stock, Zimmer 17. Besuchszeiten sind zwischen neun und elf und dann wieder zwischen fünfzehn Uhr und achtzehn Uhr, aber man kann telefonisch auch etwas anderes vereinbaren. In der kommenden Woche habe ich an den Nachmittagen Dienst, Freitag hab ich frei. Sofern sie den Dienstplan nicht wieder umstoßen.«
    Ich notierte mir alles und stellte mit Verwunderung fest, dass die Kassiererin mich genau dort hatte, wo sie wollte. Schon in der Tür sagte ich: »Nehmen Sie’s mir nicht übel, aber Sie sollten sich einen anderen Friseur suchen.«
    »Friseur? Das mach ich mir selber. So kommt es billiger.«
    »Dann wechseln Sie die Farbe.«
    »Das hat die
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