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Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Titel: Jetzt ist gut, Knut (German Edition)
Autoren: Bettina Haskamp
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sucht gerade nach einer Senioren-WG. Um ehrlich zu sein, will sie auch nicht aufs Land – da kommt unser Essen.« Wir konzentrierten uns eine Weile auf Steak und Saltimbocca.
    »Hat Tina dir eigentlich erzählt, worum es in dem Buch gehen soll?« – »Um Betrüger, du sollst deine Erfahrung mit dieser Marie-Anne aufschreiben.« Sie hatte ihm also nichts von der Geschichte der belogenen Lügnerin gesagt. Ich atmete tief durch. Dann musste ich das wohl selbst tun. Keine Lügen mehr und keine Halbwahrheiten. Er war ja schließlich nicht der Einzige, der sich ändern wollte. »Knut, das ist nicht alles, ich muss dir da noch was sagen.«
    Weiter kam ich nicht. Sein Telefon gab einen tierischen Schrei von sich. »Entschuldige.« Er ging dran. »Echt? Bin gleich da.« Seine Wangen glühten vor Aufregung. »Samara – die Wehen haben eingesetzt! Lilli, du verstehst doch?« Eine Minute später war er verschwunden. Ich aß in Ruhe zu Ende, zahlte und ging lächelnd nach Hause. Er war doch noch der Alte. Seltsamerweise stimmte mich das froh.
    Tina rief an, kaum dass ich mich auf den Kissen vor dem Fernseher niedergelassen hatte. »Und, machst du’s? Knut ist auch dafür.« Die war ja schlimmer als ein Schwarm Heuschrecken. »Tina, selbst wenn ich mir so etwas zutrauen würde – ich kriege keinen unbezahlten Urlaub.« – »Woher weißt du das? Hast du gefragt?« – »Kann ich mir sparen. Die blöde Berger müsste zustimmen, und das tut sie im Leben nicht.« Es sei denn … Das Bild einer kleinen Schnapsflasche erschien vor meinem inneren Auge. Nein, das konnte und würde ich nicht tun. Ich bin kein besonders guter Mensch, aber so tief würde ich nicht sinken. Nicht mal für sechs Monate ohne Sender und ein eigenes Buch. »Tina, es ist wirklich lieb von dir, aber ich sehe da keine Möglichkeit.« – »Frag sie wenigstens, Lilli. Vielleicht ist die Frau ja gar nicht so ein Monster, wie du immer sagst.« Genau. Und Elvis lebt.
    Um kurz nach elf, ich wollte gerade ins Bett gehen, schickte Knut eine Nachricht: »Ein Mädchen! 1500 Gramm und kerngesund.« Ganz der stolze Papa. In dieser Nacht hatte ich einen verrückten Traum: Knut und ich saßen in der Krone eines riesigen Baumes und schaukelten jeder ein Äffchen in den Armen. Unten, am Fuß des Urwaldriesen, stand Tina und rief: »Ihr müsst nach Hause kommen, es ist ein Bestseller!«
    Ich zog meinen Strenesse-Anzug an. Dazu die höchsten Schuhe, die ich besaß. Der Versuch, meine Haare zu toupieren und auf diese Weise vielleicht noch einen Zentimeter größer zu wirken, scheiterte. Ersatzweise übte ich vor dem Spiegel den aufrechten Gang. Das musste reichen. Eineinhalb Stunden später nahm ich einen tiefen Atemzug und betrat mit geradem Rücken das Büro von Yvonne Berger.
    Der rotlackierte nierenförmige Schreibtisch. Dahinter die Chefin, blond, groß, grimmig. Alles wie gehabt. Sie nahm die kleine schwarze Lesebrille von der Nase und sah mir entgegen. Nein, nicht alles wie gehabt. Irgendwas war falsch an ihrem Blick. Yvonne Berger war unsicher. »Frau Karg, also doch.« Also doch? »Nun sagen Sie schon, was Sie zu sagen haben.« Ich räusperte mich. »Ich habe da ein Angebot bekommen, das ich gern annehmen würde.« Sie runzelte die Stirn. »Was für ein Angebot?« – »Das tut nichts zur Sache.« Ich liebe diesen Satz, der klingt so schön wichtig. Endlich konnte ich ihn mal anbringen. »Kurz gesagt möchte ich unbezahlten Urlaub nehmen. Sechs Monate, um genau zu sein.« Sie sah mich lange an. Prüfend. »Und wenn ich nein sage?« – »Dann sagen Sie nein, und ich kann das Angebot nicht annehmen. Ende der Geschichte.« Erstaunen und Erleichterung breiteten sich auf ihrem spitzen Gesicht aus wie Wellen auf einem Teich. »Ich werde es mir überlegen.« Leise schloss ich die Tür ihres Büros.
    »Tina, es hat geklappt! Ab ersten Februar bin ich frei! Frei, frei, frei!« Beinahe hätte ich ins Telefon gesungen. Tina lachte. »Krieg dich mal wieder ein! Aber das ist wirklich klasse, ich freu mich!« Ich hätte die ganze Welt umarmen können.

17
    I m Fernsehen wirken die großen eckigen Sessel immer so bequem. Ich rutsche auf dem glatten Leder hin und her. Verdammt, es musste doch möglich sein, eine angenehme und halbwegs elegante Sitzposition zu finden. Ich will auf keinen Fall aussehen wie eine in der Sofaecke vergessene Gliederpuppe. Aber auch nicht so, als hätte ich Knuts Wasserwaage verschluckt. Außer mir rutscht niemand. Rechts von mir, die Beine lang
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