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Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen

Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen

Titel: Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
Autoren: Amanda Hocking
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Kapitel 1
    Als Jack mich über den gläsernen Schachtisch hinweg anlächelte, war es um meine Konzentration geschehen. Seit aus dem siebzehnjährigen Mädchen drei Wochen zuvor ein ausgewachsener Vampir geworden war, konnte ich mich kaum noch auf etwas konzentrieren, denn meine neuen Sinne ließen Jack noch faszinierender erscheinen als früher. Wenn er nur eine Spielfigur in die Hand nahm, machten mir sein herber Geruch und sein Blut den Mund wässrig. Er sah noch viel besser aus, als es mir bis dahin bewusst gewesen war, und ich konnte stundenlang nur dasitzen und ihn verzückt anstarren.
    »Ähem.« Milo räusperte sich lauter als nötig, um mich aus meinen Tagträumen zu reißen. Tatsächlich nahm ich schon die kleinsten Geräusche wahr, auch wenn ich das Flattern eines Schmetterlings noch nicht hören konnte. Besonders empfindlich aber reagierte ich auf das Pochen eines Herzens und das Rauschen von Blut.
    »Ich dachte, du wolltest Schach spielen lernen«, sagte Milo.
    Er saß hinter uns in einem dick gepolsterten Sessel und ließ ein Bein über die Lehne baumeln. Nach menschlichen Lebensjahren war er zwar eineinhalb Jahre jünger, doch ein Vampir war er schon länger als ich. Mit seinen großen dunklen Augen, die ihm als Mensch einen unschuldigen und naiven Anstrich gegeben hatten, wirkte er nun tiefgründig und rätselhaft. Die Veränderung stand ihm unheimlich gut.
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte ich. Meine Verlegenheit schien Jack zu belustigen. »Erklärt mir einfach noch einmal das mit dem Turm.«
    »Du bemühst dich ja gar nicht, Alice«, seufzte Milo.
    »Sei mal ernst«, stimmte ihm Jack in strengem Tonfall zu.
    Dass unsere Beziehung an eine ungesunde Besessenheit meinerseits grenzte, lag an meiner Verwandlung und an der Bindung, die wir vor Kurzem eingegangen waren. Alle um uns herum versicherten uns, dass sich meine Fixierung auf Jack nach und nach auf ein annehmbares Maß absenken würde.
    Ohne dass ich es bewusst wollte, suchte mein Körper automatisch seine Nähe. Als er unter dem gläsernen Schachtisch mit dem Fuß mein Bein streichelte, hatte diese Berührung eine unglaubliche Wirkung auf mich. Mein Herz flatterte wie wild, doch zumindest konnte ich zur Abwechslung auch einmal seins hören.
    »Also gut, ich weiß genau, was ihr da macht.« Milo klang empört.
    »Tut mir leid!« Ich zog mein Bein zurück.
    »Spaßverderber«, grummelte Jack, unternahm aber keinen Versuch, mich wieder zu berühren.
    Jacks Bruder Ezra bestand darauf, dass wir eine Weile auf Distanz blieben, da ich noch völlig von meinen Gefühlen beherrscht wurde. Begierden, sei es Hunger oder Leidenschaft, waren mächtiger als alles andere, und ich hätte Jack glatt umbringen können, wenn wir uns zu nah gekommen wären. Deshalb hatten wir fast ständig einen Babysitter: Milo, Ezra oder Ezras Frau Mae.
    Da Jack zu dem Schluss kam, dass er nicht besonders gut geeignet war, mir Schach beizubringen, überließ er Milo seinen Platz. Milo erklärte mir noch einmal die Regeln, während Jack es sich auf der Couch gemütlich machte.
    Seine riesenhafte weiße Pyrenäenhündin Matilda brachte ihm ihr Hundetau, damit er mit ihr spielte. Obwohl er mir nicht mehr gegenübersaß, galt ihm meine ganze Aufmerksamkeit.
    »Alice!« Milo schnippte vor meinem Gesicht mit den Fingern, um mich von Jack abzulenken. »Ich muss ihn aus dem Zimmer schicken, wenn du nicht damit aufhörst.«
    »Tut mir leid!«, wiederholte ich.
    Dass Jack lachte, war auch nicht besonders hilfreich. Mit seinem sandfarbenen, immer verwuschelten Haar, seinen leuchtend blauen Augen und der makellos gebräunten Haut war Jack überaus attraktiv. Doch es war sein wunderbares Lachen, mit dem er mich immer für sich gewann. Es war der klarste, perfekteste Klang, den ich kannte.
    Als Milo aufstand, um seine Drohung wahr zu machen, kam Ezra ins Wohnzimmer.
    Ezra hatte eine besondere Aura um sich. Er war gut aussehend, wie es nur ein Vampir sein konnte. Das blonde Haar fiel ihm quer über die Stirn und seine rostbraunen Augen blickten ungewöhnlich sorgenvoll.
    Mae folgte ihm auf dem Fuß. Ich vermisste die Fröhlichkeit an ihr, die sonst so typisch für sie war. Als sie händeringend das Zimmer betrat, war sie völlig außer sich.
    »Es gibt Probleme«, sagte Ezra mit seiner tiefen Stimme mit dem verblassten britischen Akzent. »Ich muss mich um etwas kümmern.«
    »Was für Probleme? Was meinst du?«, fragte Milo eine Oktave höher als sonst, wie immer wenn er nervös war. Als er ein
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