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Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Titel: Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)
Autoren: Charlotte Brontë
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angenehm. Bin ich es ihr auch?«
    »Bis in die letzte Faser meines Wesens, Sir.«
    »Nun, wenn dies der Fall ist, so haben wir auf nichts in der Welt mehr zu warten; wir müssen uns sofort verheiraten.«
    Er sah erregt aus und sprach voller Eifer, seine alte Lebhaftigkeit erwachte wieder.
    »Ohne Aufschub müssen wir eins werden, Jane. Wir brauchen nur noch die Lizenz einzuholen – dann heiraten wir.«
    »Mr. Rochester, soeben entdecke ich, dass die Sonne bereits tief unter dem Meridian steht, und Pilot ist wirklich schon zum Essen nach Hause gelaufen. Lassen Sie mich Ihre Uhr sehen!«
    »Befestige sie gleich an deinem Gürtel, Janet, und behalte sie in Zukunft. Ich kann sie ja doch nicht mehr brauchen.«
    »Es ist beinahe vier Uhr nachmittags, Sir! Sind Sie gar nicht hungrig?«
    »In drei Tagen muss unser Hochzeitstag sein, Jane. Lass es gut sein mit schönen Kleidern, Juwelen und dergleichen: All das ist doch keinen Pfifferling wert.«
    »Die Sonne hat jeden Regentropfen aufgesogen, Sir. Der Wind hat sich gelegt – es ist heiß geworden.«
    »Weißt du eigentlich, Jane, dass ich in diesem Augenblick unter meiner Krawatte dein kleines Perlenhalsband um meinen braunen Hals trage? Ich trage es seit dem Tag, da ich meinen einzigen Schatz verlor, als ein Andenken an ihn.«
    »Wir wollen durch den Wald nach Hause gehen, dort finden wir einen schattigen Weg.«
    Ohne meiner Worte zu achten, verfolgte er seine eigenen Gedanken.
    »Jane! Ich bin überzeugt, dass du mich für einen ungläubigen Hund hältst, aber in diesem Augenblick schwillt mein Herz vor Dankbarkeit gegen den gütigen Gott dieser Erde. Er sieht nicht, wie Menschen sehen, er sieht klarer. Er urteilt nicht, wie die Menschen urteilen, sondern viel weiser. Ich habe unrecht getan. Ich wollte meine unschuldige Blume beschmutzen, ich wollte ihre Reinheit mit Schuld besudeln – und der Allmächtige entriss sie mir. Ich, in meiner starren Empörung, verfluchte diese göttliche Fügung; anstatt mich dem Ratschluss zu beugen, trotzte ich ihm. Doch die göttliche Gerechtigkeit nahm ihren Lauf, und das Unglück drückte mich fast zu Boden. Ich wurde gezwungen, durch das Tal der Schatten des Todes zu wandern.
Seine
Züchtigungen sind mächtig, und eine traf mich, die mich für immer gedemütigt hat: Du weißt, ich war stolz auf meine Kraft. Und was ist sie jetzt? Ich muss mich fremder Führung überlassen wie ein schwaches, unmündiges Kind. Erst seit kurzem, Jane, seit kurzem begann ich, Gottes Hand in meinem Schicksal zu erkennen. Ich begann Gewissensqualen und Reue zu empfinden, den Wunsch, mich mit meinem Schöpfer zu versöhnen. Zuweilen begann ich zu beten; es waren nur kurze Gebete, aber sie waren aufrichtig.
    Vor einigen Tagen – nein, ich kann sie zählen: es war vor vier Tagen, am Abend des letzten Montags – da bemächtigte sich meiner eine eigentümliche Stimmung; Leid, Gram und Verdruss traten an die Stelle der Raserei. Lange schon war ich überzeugt, dass du tot sein müssest, da ich dich nirgends finden konnte. Spät an jenem Abend – es mochte vielleicht zwischen elf und zwölf Uhr sein, ehe ich mich auf mein trostloses Lager zur Ruhe legte – bat ich Gott, dass er mich bald, wenn es ihm so gefiele, aus diesem Leben nehmen und mich in jenes andere eingehen lassen möge, wo ich die Hoffnung hatte, meine Jane wiederzufinden.
    Ich war in meinem Zimmer und saß am geöffneten Fenster, die milde Nachtluft wirkte beruhigend auf mich. Ichkonnte die Sterne nicht sehen, und nur ein vager, heller Nebel verriet mir, dass der Mond aufgegangen war. Ich sehnte mich nach dir, Janet. Ich sehnte mich nach dir mit Leib und Seele. Ich fragte Gott voller Angst und Demut, ob ich nun nicht lange genug einsam, heimgesucht und gequält gewesen sei; ob ich denn niemals wieder Glück und Frieden finden solle. Ich erkannte an, dass ich alles verdient hätte, was ich leiden müsse – dass ich aber kaum noch mehr ertragen könne. Und dann brach das Alpha und Omega all meiner Herzenssehnsucht unwillkürlich von meinen Lippen, es waren die Worte ›Jane! Jane! Jane!‹«
    »Und sprachen Sie diese Worte laut?«
    »Das tat ich, Jane. Wenn irgendjemand mich gehört hätte, so würde er mich für wahnsinnig gehalten haben, denn ich schrie mit verzweifelter Kraft.«
    »Und es war am letzten Montagabend? Ungefähr um die Mitternachtsstunde?«
    »Ja, aber die Zeit hat ja nichts zu bedeuten. Was dann folgte, ist das Seltsame an der Sache. Du wirst mich für abergläubisch halten –
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