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Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Titel: Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)
Autoren: Charlotte Brontë
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ausgehen, aber ich wusste nicht, dass Sie in die Kirche gingen, um sich trauen zu lassen.« Und dann begoss sieihren Braten von Neuem. Als ich mich zu John wandte, grinste er von Ohr zu Ohr.
    »Ich habe Mary schon gesagt, dass es so kommen wird«, sagte er. »Ich wusste, was Mr. Edward tun würde …« – John war ein alter Diener und hatte seinen Herrn bereits gekannt, als dieser noch der jüngere Sohn des Hauses war, deshalb nannte er ihn noch oft bei seinem Taufnamen, und es wurde ihm verziehen – »… und ich war sicher, dass er nicht lange warten würde. Nun, soviel ich einsehen kann, hat er recht getan. Ich wünsche Ihnen viel Glück, Miss!« Und er verbeugte sich höflich.
    »Ich danke Ihnen, John. Mr. Rochester gab mir dies für Sie und Ihre Frau.«
    Ich reichte ihm eine Fünfpfundnote und verließ die Küche, ohne weitere Worte abzuwarten. Als ich kurze Zeit darauf an diesem Heiligtum erneut vorüberging, hörte ich die Worte:
    »Sie wird schon besser für ihn passen als eine von den vornehmen Ladys.« Und weiter: »Wenn sie auch nicht grade die Schönste ist, so ist sie ja auch nicht hässlich. Und ein guter Mensch. Und in seinen Augen ist sie wohl schön, das merkt man.«
    Ich schrieb sofort nach Cambridge und Moor House, um meinen Verwandten mitzuteilen, was ich getan hatte, und um Ihnen meine Gründe dafür ausführlich zu erklären. Diana und Mary billigten meinen Schritt rückhaltlos. Diana kündigte an, dass sie mir nur die Zeit der Flitterwochen lassen, mich danach aber sofort besuchen wolle.
    »Es wäre besser, wenn sie nicht so lange wartete, Jane«, sagte Mr. Rochester, als ich ihm den Brief vorlas. »Wenn sie das tut, wird sie zu spät kommen, denn unser Honigmond wird unser Leben lang scheinen. Nur an deinem oder meinem Grabe wird er aufhören zu leuchten.«
    Wie St. John die Nachricht aufnahm, weiß ich nicht; er beantwortete den Brief, in welchem ich sie ihm mitteilte,niemals. Sechs Monate später schrieb er mir jedoch: Mr. Rochesters Namen erwähnte er nicht, und ebenso wenig sprach er von meiner Heirat. Sein Brief war sehr ruhig, und wenn auch ernst, so doch gütig. Seitdem hat er einen regelmäßigen, wenn auch nicht gerade häufigen Briefwechsel mit mir aufrechterhalten. Er hofft, dass ich glücklich bin, und ist überzeugt, dass ich nicht zu jenen gehöre, die ihren Gott im Weltleben vergessen und ihr Herz nur an irdische Dinge hängen.
    Lieber Leser, hoffentlich hast du die kleine Adèle noch nicht ganz vergessen? Ich wenigstens gedachte ihrer. Schon bald erbat ich von Mr. Rochester die Erlaubnis, sie in der Schule besuchen zu dürfen, in welche er sie gebracht hatte. Ihre unbändige Freude bei meinem Anblick rührte mich aufs Tiefste. Sie war blass und mager und klagte mir, dass sie nicht glücklich sei. Ich fand, dass die Regeln der Pension zu streng gehandhabt wurden und dass der Lehrplan für ein Kind ihres Alters zu anstrengend wäre. Deshalb nahm ich sie mit mir nach Hause. Ich hatte die Absicht, wieder ihre Lehrerin zu werden; bald aber entdeckte ich, dass dieser Plan unausführbar war: Ein anderer nahm jetzt meine Zeit und meine Fürsorge in Anspruch – mein Gatte brauchte beides. So suchte und fand ich denn eine Schule, welche nach einem nachsichtigeren System geführt wurde und uns nahe genug gelegen war, um Adèle öfter besuchen und dann und wann nach Hause nehmen zu können. Ich trug Sorge, dass ihr nichts fehlte, was zu ihrem Wohlbefinden notwendig war, und so fühlte sie sich an ihrem neuen Aufenthaltsort bald heimisch, wurde dort sehr glücklich und machte in ihren Studien ausgezeichnete Fortschritte. Als sie heranwuchs, korrigierte eine gesunde englische Erziehung in großem Maße die Mängel ihrer französischen Herkunft; und nachdem sie die Schule verlassen hatte, fand ich in ihr eine stets liebenswürdige und opfermutige Gefährtin. Sie ist sanft, gutmütig und hat strenge Grundsätze. Durch diedankbare Aufmerksamkeit, welche sie mir und den Meinen erweist, hat sie längst jede Güte vergolten, welche ihr zu erweisen einst in meiner Macht lag.
    Meine Geschichte nähert sich ihrem Ende. Nur noch ein Wort über die Erfahrungen, welche ich in meiner Ehe machte, und einen kurzen Blick auf die Schicksale derer, welche am häufigsten in diesen Blättern vorkamen, dann bin ich zu Ende.
    Jetzt bin ich seit zehn Jahren verheiratet. Ich weiß, was es heißt, ganz
für das
und
mit dem
zu leben, was man auf dieser Welt am liebsten hat. Ich halte mich für außerordentlich
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