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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
Autoren: William R. Forstchen
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Prolog
     
     
    »Jetzt! Die Hörnerschließen!«
    Mit einem Triumphschrei richtete sich Jubadi Qar Qarth, Anführer der Merkihorde, in den Steigbügeln auf, die geballte Faust zum immer währenden Himmel gereckt.
    Blutrote Signalwimpel flatterten ringsherum, hochgehalten von den Standartenträgern, sodass sie hell im Licht des frühen Morgens leuchteten. Als er nach Osten blickte, zum ersten Schimmer der Morgendämmerung, sah er eine rote Standarte aus dem hohen Gras aufsteigen, und dahinter vor einem fernen Höhenzug ein weiteres scharlachrotes Quadrat – dann noch eines, einen winzigen Wimpel, verloren vor den gewaltigen Maßen der endlosen Steppe. Dann blickte Jubadi nach Westen und sah dort auf einem fernen Hang weitere Flaggen, einziger Farbklecks, der sich vom endlosen Meer aus Grün abhob.
    »Alle zurück und in Bewegung bleiben!«, schrie Jubadi und trieb mit grausamem Stoß der Sporen das Pferd an. Sein Stab schloss sich an.
    Ein zischendes Tosen erfüllte die Luft, und ein Schatten jagte über die Steppe und verdunkelte den Himmel. Jubadi duckte sich tief übers Pferd, blieb mit einem Bein im Sattel und ließ sich an der Flanke des Tiers herab, während er dieses zugleich wendete, damit es ihn vor dem gefiederten Tod abschirmte, der aus dem Morgenhimmel herabstürzte. Das Pferd bäumte sich auf und wieherte schrill vor Schmerzen. Mit wildem Tritt stemmte sich Jubadi wieder hoch und trieb das Tier weiter, das inzwischen bedeckt war von Blut aus dem eigenen Hals.
    »Mein Qarth!«
    Jubadi blickte über die Schulter. Es war Hulagar, Schildträger und Blutwächter des Herrschers der Merkihorde. Jubadi las die Furcht in seinem Blick.
    »Es ist nichts!«, schrie Jubadi und lachte in seiner Kampfeswut, während er das sterbende Pferd weiter anspornte. Er zog den Kriegsbogen aus dem Futteral und legte einen Pfeil an. Dann drehte er sich im Sattel um. Der Hügel hinter ihm war noch leer, und doch kam der Donner näher, war schon sehr nahe, erfüllte die Welt mit seiner Kraft. Die Stabshäuptlinge schlossen rings um Jubadi die Reihen, ließen das Dutzend Gefährten zurück, die unter der letzten Salve gefallen waren. Jubadi sah, wie sich eine große, langsam ergrauende Gestalt unter einem toten Pferd hervorkämpfte, mit dramatischem Schwung ein Zweihandschwert zog und es zum Himmel reckte. Der heulende Schrei des einsamen Merkis übertönte sogar das Tosen des Todes, der auf sie einbrandete. Jubadi lächelte.
    Vorg würde heute Abend nicht mehr mit ihm schmausen; der Augenblick des Todes war für ihn gekommen. Aber er würde mit dem Schwert in der Hand sterben, während er den Feind tötete. Jubadis Vetter würde einen guten Tod haben. Schon sammelten sich die Ahnen über ihm, riefen seinem Ka, seiner Kriegerseele, ermutigende Worte zu, während sie im Begriff stand, ihren abschließenden Ritt anzutreten.
    Endlich tauchten sie auf, und das Herz ging Jubadi über vor Freude über ihren Anblick, während er weitergaloppierte, fort von dem Tod, der mit gefiederten Händen nach ihm griff. Die Führungslinie des Bantag-Umen, Krieger der südlichen Horde, strömte über den Kamm. Ein Pfeilhagel prasselte auf Vorg nieder, der stolperte und auf die Knie sank. Mit einem letzten wilden Schrei rappelte er sich auf, führte das Schwert in einem niedrigen Bogen, brachte ein Pferd mit Reiter zu Fall; dann überrannte ihn der Ansturm.
    Beifälliges Gebrüll stieg von den flüchtenden Merki auf und rief Vorg in den immer währenden Himmel. Die Sänger würden sein Lob anstimmen: wie er allein zehntausend Kriegern gegenüberstand und sein Todeslied sang. Das Schicksal war ihm freundlich gesonnen.
    Jubadi hob den Bogen und jagte einen Pfeil in die Reihen der Bantag. Der gefiederte Tod nahm die Gegenrichtung, riss einen Standartenträger aus dem Sattel, fällte die rote Signalflagge. Hulagar schwenkte hinter seinem Qarth ein, hob den Schild über ihn, brachte den eigenen Körper zwischen den Feind und seinen Herrscher. Immer weiter jagten sie über die Steppe, hinunter in die grasige Senke, erfüllt vom hohen Wuchs des Frühlings; weiter stürmten sie hinüber zum nächsten Kamm in knappen hundert Metern Entfernung.
    »Jetzt! Sie sollten jetzt angreifen!«, schrie Hulagar, die Augen auf den grasbewachsenen Kamm vor ihnen gerichtet, und er gab dabei dem Standartenträger an seiner Seite einen Wink; der Krieger zog einen gelben Wimpel dicht über den Boden.
    »Noch nicht!«, brüllte Jubadi.
    »Verdammt, jetzt! Ihre nächste Salve
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