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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition)
Autoren: Arthur C. Clarke
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ich konnte eine Menge von diesen Altertümern durchaus identifizieren. Und jetzt versagte der junge Mann aus New Washington ganz und gar. Sie zeigten ihm ein Bild von dem ersten Wright-Doppeldecker, den man jederzeit im Smithsonian Institute sehen kann – und er kannte ihn nicht. Nachher hatte er dann gesagt, er wäre nur an Raketen interessiert, und die Frage sei nicht fair gewesen. Aber ich fand, dass sie durchaus in Ordnung war.
    Mir zeigten sie die Dornier DO-X und eine B-52 – und ich erkannte sie beide. Ich war deshalb gar nicht so sehr überrascht, als Elmer schließlich meinen Namen aufrief, sobald die Scheinwerfer wieder aufstrahlten. Immerhin aber war es ein stolzer Augenblick für mich, als ich aufstand und zu ihm hinging, während die Kameras mir folgten und die Zuschauer mächtig klatschten.
    »Ich gratuliere Ihnen, Roy Malcolm«, sagte Elmer Schmitz herzlich und schüttelte mir die Hand. »Sie haben fast die höchstmögliche Punktzahl erreicht. Nur eine einzige falsche Antwort haben Sie gegeben. Ich freue mich sehr, Sie als Sieger in dem World-Airways-Wettbewerb vorstellen zu können. Wie Sie ja wissen, ist der Preis eine freie Reise zu einem beliebigen Ort auf der ganzen Welt, bei der alle Unkosten bezahlt werden. Wir interessieren uns natürlich alle sehr dafür, wofür Sie sich entscheiden werden. Wo möchten Sie hinreisen? Sie können überallhin – zwischen dem Nordpol und dem Südpol.«
    Meine Lippen waren ziemlich trocken. Wenn auch mein Plan schon seit Wochen festlag, so war es doch jetzt, da ich ihn in die Tat umsetzen sollte, etwas ganz anderes. Ich kam mir schrecklich verloren vor in dem großen Studio – vor all den Leuten, die in angespannter Stille dasaßen und darauf warteten, was ich nun sagen würde. Als ich schließlich antwortete, hörte ich meine Stimme wie aus weiter Ferne.
    »Ich möchte zur Inneren Raumstation.«
    Elmer Schmitz schaute zugleich überrascht, verwirrt und beunruhigt aus. Durch das Publikum lief ein Raunen, und ich hörte, wie jemand ein wenig auflachte. Vielleicht veranlasste dieses Lachen Elmer Schmitz, die Sache ebenfalls als Scherz aufzufassen.
    »Ha, ha – sehr spaßig, Roy! Aber der Preis ist eine Reise zu einem beliebigen Ort ›auf der Erde‹. Sie müssen sich an die Wettbewerbsbestimmungen halten!«
    Ich merkte, dass er sich über mich lustig zu machen versuchte, und das erregte meinen Ärger.
    »Ich habe die Regeln sehr genau durchgelesen«, antwortete ich entschieden. »Und da steht nicht drin: ›auf der Erde‹. Es heißt dort: zu ›jedem beliebigen Ort der Erde‹. Das ist ein großer Unterschied.«
    Elmer Schmitz war ein gescheiter Mann. Er wusste, dass sich da Verdruss zusammenbraute; sein Grinsen verschwand, und er blickte besorgt zu den Fernsehkameras hinüber.
    »Sprechen Sie weiter«, sagte er zu mir.
    Ich räusperte mich.
    »Im Jahre 2054«, fuhr ich fort, »unterzeichneten die Vereinigten Staaten zusammen mit den anderen Mitgliedern der Atlantischen Föderation die Tycho-Konvention, in der festgelegt wurde, wie weit sich die Hoheitsrechte eines Planeten in den Raum hinaus erstrecken. Nach diesem Abkommen ist die Innere Raumstation ein Teil der Erde, da sie sich innerhalb der Tausend-Kilometer-Grenze befindet.«
    Elmer schaute mich mit einem höchst seltsamen Blick an. Dann sagte er:
    »Sagen Sie mir, Roy: Ist Ihr Vater zufällig Rechtsanwalt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das ist er nicht.«
    Natürlich hätte ich hinzufügen können: »Aber mein Onkel Jim ist Rechtsanwalt.« Ich entschloss mich jedoch, lieber den Mund zu halten; es würde ohnehin genug Ungelegenheiten geben.
    Elmer machte noch ein paar Versuche, mich umzustimmen, aber damit hatte er kein Glück bei mir. Außerdem lief allmählich die Sendezeit ab, und das Publikum war auf meiner Seite. Schließlich gab er es auf und sagte lachend:
    »Nun, Sie scheinen wirklich ein sehr entschlossener junger Mann zu sein, der genau weiß, was er will. Jedenfalls haben Sie den Preis gewonnen. Es sieht allerdings so aus, als ob sich jetzt die Rechtsanwälte mit der Sache beschäftigen müssten; ich hoffe nur, es bleibt für Sie noch etwas übrig, wenn die Angelegenheit rechtlich geklärt ist.«
    Das hoffte ich wahrhaftig auch.
    Natürlich hatte Elmer Schmitz recht, wenn er annahm, dass ich mir das nicht selber ausgedacht hatte. Onkel Jim, der juristischer Berater in einem großen Atomenergiekonzern ist, hatte für mich diese Möglichkeit entdeckt – schon bald nachdem ich mich für
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