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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition)
Autoren: Arthur C. Clarke
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unserer Reise begann. Unterdessen hatte das Schiff sicherlich schon so viel an Geschwindigkeit verloren, dass es nicht mehr schneller flog als ein normales Flugzeug.
    Lichtpunkte entlang der Ostküste von Afrika verrieten mir, dass wir jetzt wieder über den Indischen Ozean hinausflogen. Ich wünschte mir, ich hätte jetzt oben in der Kontrollkabine sein können, um die Vorbereitungen für die Landung im Raumhafen mitzuerleben. Der Pilot hatte jetzt sicherlich schon den Radioleitstrahl mit seinem Empfänger erfasst; er würde seinen Kurs nun davon lenken lassen, bis wir unser Ziel anflogen. Wenn wir Neuguinea erreichten, würde die Reibung unsere ganze Geschwindigkeit aufgezehrt haben; unser Schiff würde dann nichts mehr sein als ein großes Segelflugzeug, das mit dem letzten Rest seiner einst so hohen Geschwindigkeit durch den Nachthimmel glitt.
    Der Lautsprecher unterbrach meine Gedanken:
    »Pilot an Passagiere. Wir werden in zwanzig Minuten landen.«
    Auch ohne diese Ansage hätte ich erkannt, dass der Flug sich seinem Ende näherte. Das Heulen des Windes um die Schiffshülle tönte jetzt tiefer, und unsere Flugrichtung hatte sich merklich geändert, als das Schiff schräg abwärtsglitt. Und – das war das auffälligste Anzeichen – das rote Glühen da draußen vor dem Fenster schwand jetzt schnell. Schließlich waren nur noch ein paar tiefrote Flecken an der Vorderkante des Flügels zu sehen. Ein paar Minuten später waren auch sie verschwunden.
    Es war noch immer Nacht, als wir Sumatra und Borneo überflogen. Hin und wieder blitzten die Lichter von Städten und Schiffen vor uns auf und blieben hinter uns zurück – sehr langsam, wie es mir im Gegensatz zu dem rasenden Flug unserer ersten Überquerung erschien.
    Der Lautsprecher sagte in regelmäßigen Abständen unsere Geschwindigkeit und Position an. Wir flogen vielleicht noch mit tausend Kilometer pro Stunde dahin, als wir in die tiefere Dunkelheit eintauchten, die über Neuguinea lag.
    »Dort ist es!«, flüsterte ich John zu.
    Das Schiff hatte sich leicht zur Seite geneigt, und unter dem rechten Flügel war eine große Konstellation von glänzenden Lichtpunkten zu sehen. Eine Signalrakete stieg in einer langen, graziösen Kurve empor und explodierte in rotem Feuerschein. In den kurzen Sekunden des Aufflammens sah ich einen Moment lang die weißen Berggipfel, die um den Raumhafen aufragten. Hoffentlich waren wir noch hoch genug, um sie zu überfliegen, dachte ich. Jetzt noch ein Unglück zu erleben, nachdem wir alle Gefahren des Raumfluges überstanden hatten – das wäre eine bittere Ironie des Schicksals.
    Ich konnte es überhaupt nicht spüren, wann wir tatsächlich den Boden berührten – so vollkommen glatt vollzog sich die Landung. Eben waren wir noch in der Luft, und in der nächsten Sekunde glitten schon die Lichter der Startbahn an uns vorbei, auf der das Schiff entlangrollte, bis es schließlich langsam zum Stillstand kam. Ich saß einen Moment ganz reglos auf meinem Platz und versuchte mir klarzumachen, dass ich jetzt wirklich wieder auf der Erde war. Dann schaute ich zu John hinüber, und an seinem Gesichtsausdruck erkannte ich, dass auch er es kaum fassen konnte.
    Der Steward ging durch die Kabine, um den Passagieren beim Lösen ihrer Sitzgurte zu helfen und ihnen noch ein paar letzte Ratschläge zu geben. Als ich die ziemlich beunruhigten Gesichter der Marsleute sah, spürte ich ein leichtes Gefühl der Überlegenheit. Ich kannte mich auf der Erde aus, aber für sie würde nun alles fremd sein. Jetzt wurde ihnen auch klar, dass sie sich endgültig im Machtbereich der Erdschwerkraft befanden, und daran würde sich nichts ändern, bis sie wieder draußen im Weltraum wären.
    Da wir das Schiff als Erste betreten hatten, verließen wir es jetzt als Letzte. Ich half John mit seinem Gepäck, da er sich offensichtlich sehr unbehaglich fühlte und wenigstens eine Hand frei haben wollte, mit der er sich stützen konnte.
    »Kopf hoch«, sagte ich zu ihm. »Sie werden auf der Erde bald ebenso munter herumlaufen können wie auf dem Mars.«
    »Hoffentlich haben Sie recht«, erwiderte er düster. »Im Augenblick komme ich mir wie ein Krüppel vor, der seine Krücken verloren hat.«
    Die Gesichter von Mr. und Mrs. Moore sahen grimmig entschlossen aus, während sie vorsichtig zur Luftschleuse gingen. Falls auch sie sich wünschten, sie wären lieber auf dem Mars geblieben, so verbargen sie ihre Gefühle jedenfalls sehr gut. Aus irgendeinem Grund schienen
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