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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition)
Autoren: Arthur C. Clarke
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mich, was wohl passieren würde, wenn sich einmal irgendetwas verklemmen würde, während die Achse der rotierenden Station an das stillstehende Schiff angeschlossen war. Vermutlich würde das Schiff am schlimmsten dabei wegkommen – das heißt, noch schlimmer würde es sicherlich den unglücklichen Passagieren ergehen, die sich gerade in der Verbindungsschleuse befanden. Ich fand jedoch später heraus, dass es eine zusätzliche Kupplung gab, die gerade für einen solchen Notfall bestimmt war und dann ausgeklinkt wurde.
    Dieses Erdfährschiff war das größte Raumschiff, das ich je betreten hatte. Es gab eine große Kabine für die Passagiere mit langen Reihen von Liegesitzen, in denen wir während des ganzen Fluges angeschnallt bleiben mussten. Da ich das Glück hatte, als einer der Ersten an Bord zu kommen, konnte ich mir einen Platz in der Nähe eines der Ausguckfenster sichern. Die meisten Passagiere hatten keinen anderen Anblick vor sich als ihre Nachbarn – oder sie konnten sich die Schriften ansehen, die man uns mitgegeben hatte.
    Wir warteten fast eine Stunde, bis alle an Bord waren und das Gepäck verstaut war. Dann wurde uns durch Lautsprecher mitgeteilt, dass der Start in fünf Minuten erfolgen würde. Das Schiff hatte sich inzwischen von der Station gelöst und war etwa zweihundert Meter abgetrieben.
    Ich hatte immer gedacht, dass die Rückkehr zur Erde nach der Erregung des Aufstiegs eine Enttäuschung sein würde. Freilich war es ein ganz anderes Gefühl, das ich spürte, aber es war dennoch ein Erlebnis für mich. Bis jetzt waren wir zwar nicht jenseits des Bereiches der Schwerkraft, aber doch immerhin so schnell in Bewegung gewesen, dass uns die Erde nicht zu sich hinunterziehen konnte. Jetzt jedoch würden wir auf diese Geschwindigkeit, die uns Sicherheit gab, verzichten. Wir würden jetzt allmählich fallen, bis wir in die Atmosphäre eindrangen, und dann in langen, immer enger werdenden Spiralen zur Erdoberfläche hinabgleiten.
    Wenn wir in einem zu steilen Winkel in die Lufthülle hineintauchten, würde unser Schiff womöglich wie ein Meteor am Himmel aufflammen und wie eine Sternschnuppe ein feuriges Ende finden.
    Ich blickte auf die angespannten Gesichter ringsum. Vielleicht dachten die Marskolonisten gerade dasselbe wie ich. Oder vielleicht überlegten sie auch, wie es ihnen auf dem Planeten ergehen würde, den so wenige von ihnen schon einmal gesehen hatten. Ich hoffte, dass keiner von ihnen enttäuscht werden würde.
    Drei scharfe Summtöne aus dem Lautsprecher gaben uns das letzte Warnungssignal. Fünf Sekunden später schaltete sich das Triebwerk ein – erst nur sanft, dann mit steigender Leistung, bis die volle Schubkraft erreicht war. Ich sah, wie die Wohnstation schnell hinter uns zurückblieb und ihre große rotierende Trommel vor dem Hintergrund der Sterne immer kleiner wurde. Mit schwerem Herzen beobachtete ich dann, wie die unregelmäßige Ansammlung von Gerüststreben und Druckkammern, die so viele meiner Freunde beherbergte, am Schiff vorbeiglitt. Ich konnte nicht anders – ich musste hinüberwinken – so sinnlos diese Geste auch sein mochte. Aber schließlich wussten ja die Kameraden dort drüben, dass ich mich in diesem Schiff befand, und vielleicht konnten sie mich einen Moment lang durch das Fenster sehen.
    Jetzt schrumpften die beiden Teile der Inneren Station immer schneller hinter uns zusammen, und bald verschwanden sie hinter den großen Flügeln des Fährschiffes ganz aus meinem Blickfeld. Man konnte sich nur schwer vorstellen, dass in Wirklichkeit unser Schiff es war, das an Geschwindigkeit verlor, während die Station unbeirrbar auf ihrer Bahn weiterzog. Und da das Schiff immer langsamer flog, fielen wir jetzt in einer langen Kurve hinab, die uns bis auf die andere Seite der Erde führen würde, bevor wir in die Lufthülle eindrangen.
    Nach einer überraschend kurzen Zeit setzten die Motoren wieder aus. Wir hatten jetzt die entsprechende Geschwindigkeit eingebüßt, und die Anziehung der Erde würde das Übrige tun. Die meisten Passagiere hatten zu lesen angefangen; ich aber beschloss, mir zum letzten Male ohne die störende Atmosphäre die Sterne anzuschauen. Das war auch die letzte Gelegenheit für mich, noch einmal den schwerelosen Zustand zu erleben, aber ich konnte sie nicht ausnutzen, da ich meinen Platz nicht verlassen durfte. Ich versuchte es zwar trotzdem, aber ich wurde von dem Steward sofort zurückgescheucht.
    Das Schiff zeigte mit der Spitze momentan
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