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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition)
Autoren: Arthur C. Clarke
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Fährrakete wie im Fluge vergingen. Das Leben auf dem Mars war für mich so neu und aufregend wie für die Moores das Leben auf der Erde. John besaß eine prächtige Sammlung von Fotos, die er selbst aufgenommen hatte und die das Leben in den großen Marsstädten und die farbigen Wüsten zeigten. Er war ziemlich weit herumgekommen und besaß ein paar sehr gute Aufnahmen von der Marslandschaft und dem Leben auf dem Roten Planeten. Sie waren so gut, dass ich ihm den Rat gab, sie doch an eine Illustrierte zu verkaufen. Er antwortete mit leicht gekränkter Stimme: »Das habe ich natürlich schon getan!«
    Die Aufnahme, die mich am meisten faszinierte, bot einen Blick über eines der großen Vegetationsgebiete – die Syrtis Major, wie John mir erklärte. Das Bild war von beträchtlicher Höhe aufgenommen, und man schaute über einen Abhang in ein weitgedehntes Tal hinab. Vor Millionen Jahren waren die kurzlebigen Marsmeere über dieses Land hinweggewogt, und die Knochen seltsamer Meereslebewesen lagen heute noch in den Felsen eingebettet. Jetzt war neues Leben auf den Planeten zurückgekehrt. Dort unten im Tal pflügten große Maschinen den ziegelroten Boden um und schafften Anbauflächen für die Kolonisten von der Erde. Weiter hinten konnte ich Felder mit den sogenannten »Luftpflanzen« sehen, die in geraden Reihen angepflanzt waren. Während diese seltsame Pflanze aufwuchs, würde sie die Bodenmineralien erschließen und den darin gebundenen Sauerstoff freimachen, so dass eines Tages die Menschen imstande sein würden, ohne Atemmaske auf dem Planeten zu leben.
    Im Vordergrund des Bildes stand Mr. Moore – und neben ihm sah man zwei »Marsianer«. Die kleinen Geschöpfe hielten seine Finger mit ihren winzigen klauenartigen Händen umklammert und starrten mit ihren großen fahlen Augen in die Kamera. Irgendwie berührte mich diese Szene tief. Sie schien den freundschaftlichen Kontakt zwischen zwei Rassen des Weltraumes in einer dramatischen Weise zu zeigen, wie es kaum besser möglich war. »Hören Sie«, rief ich plötzlich aus, »Ihr Vater trägt ja gar keine Atemmaske!«
    John lachte.
    »Ich habe schon darauf gewartet, ob Sie es bemerken würden. Es wird zwar noch lange dauern, bis genügend Sauerstoff in der Atmosphäre vorhanden ist, dass wir alle ohne Maske atmen können, aber ein paar von uns halten es jetzt schon ein paar Minuten ohne Maske aus – das heißt, solange sie dabei keine anstrengende Arbeit verrichten.«
    »Wie versteht ihr euch denn mit den Marsianern?«, fragte ich. »Glauben Sie, dass diese Wesen einst eine hohe Zivilisation gehabt haben?«
    »Darüber kann ich nichts sagen«, antwortete John. »Man hört zwar ab und zu Gerüchte über Ruinenstädte draußen in der Wüste, aber es stellte sich dann immer heraus, dass es Schwindel war oder nur ein schlechter Scherz. Es gibt keinen einzigen Beweis dafür, dass die Marsianer früher anders gewesen sind als jetzt. Sie sind nicht gerade freundlich, außer wenn sie noch jung sind, aber sie legen uns keinerlei Schwierigkeiten in den Weg. Die Erwachsenen ignorieren uns einfach – es sei denn, man kommt ihnen direkt in die Quere. Sie sind bestimmt sehr wenig neugierig.«
    »Ich habe einmal gelesen«, sagte ich, »dass sie sich eher wie ziemlich intelligente Pferde benehmen als wie irgendein anderes Tier, das wir auf der Erde haben.«
    »Das kann ich nicht beurteilen«, erwiderte John. »Ich habe noch nie ein Pferd gesehen.«
    Das gab mir einen Ruck. Aber dann wurde mir klar, dass es vermutlich nur sehr wenig Tiere gab, die John bis jetzt gesehen hatte. Die Erde würde eine Menge Überraschungen für ihn bereithalten.
    »Was werden Sie machen, wenn Sie auf die Erde kommen?«, fragte ich. »Ich meine – abgesehen vom College-Besuch.«
    »Oh, ich werde zuerst ein wenig herumreisen und die Sehenswürdigkeiten besichtigen. Wir haben schon eine Menge Filme gesehen, müssen Sie wissen, und wir können uns so ungefähr vorstellen, was uns erwartet.«
    Ich tat mein Bestes, um ein Lächeln zu unterdrücken. Ich hatte zwar schon in mehreren Ländern gelebt, aber trotzdem nicht allzu viel von der Erde gesehen, und ich überlegte, ob den Moores überhaupt klar war, wie groß die Erde wirklich war. Ihre Maßstäbe mussten sich von den meinigen ziemlich unterscheiden. Der Mars ist ein kleiner Planet, und es gibt dort nur sehr begrenzte Gebiete, wo ein Leben möglich ist. Wenn man alle Vegetationsgebiete zusammenrechnete, dann käme nicht mehr zusammen als die
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