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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition)
Autoren: Arthur C. Clarke
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Fläche eines mittelgroßen Staates unten auf der Erde. Und natürlich waren die Gebiete, die von den Luftdruckkuppeln der wenigen Städte überdacht wurden, noch viel kleiner.
    Ich beschloss, einmal herauszufinden, was meine neuen Freunde wirklich von der Erde wussten.
    »Sicherlich«, sagte ich, »gibt es doch ein paar Orte, die ihr ganz besonders gern besuchen möchtet.«
    »Oh, ja!«, antwortete Ruby. »Ich möchte Wälder sehen! Diese hohen Bäume, die ihr habt – auf dem Mars gibt es nichts Ähnliches. Es muss wunderbar sein, unter ihren Zweigen spazieren zu gehen und alle die Vögel herumfliegen zu sehen.«
    »Wir haben auch keine Vögel, musst du wissen«, warf Mary ziemlich sehnsüchtig ein. »Die Luft ist zu dünn für sie.«
    »Ich möchte das Meer sehen«, sagte John. »Ich möchte segeln und fischen. Es stimmt doch, dass man so weit auf das Meer hinausfahren kann, dass man überhaupt nicht mehr weiß, wo das Land ist, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt«, sagte ich.
    Ruby erschauerte.
    »So viel Wasser! Es würde mir Angst machen. Ich würde befürchten, dass ich mich verirren könnte – und ich habe auch gelesen, dass man an Bord eines Schiffes sehr krank werden kann.«
    »Ach«, erwiderte ich etwas gönnerhaft, »daran gewöhnt man sich schon. Natürlich gibt es heutzutage auch nicht mehr viele Schiffe – außer für Vergnügungsreisen. Vor ein paar hundert Jahren wickelte sich der Welthandel zum größten Teil noch über den Seeweg ab, aber jetzt wird alles mit Flugzeugen transportiert. Man kann aber in den Seebädern noch Schiffe mieten und Leute engagieren, die sie steuern.«
    »Aber ist das auch wirklich ungefährlich?«, fragte Ruby hartnäckig. »Ich habe gelesen, dass eure Ozeane voll von schrecklichen Ungeheuern sind, die auftauchen und einen verschlingen könnten.«
    Diesmal konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Ich würde mir darüber keine Sorgen machen«, antwortete ich. »Das kommt heutzutage kaum noch vor.«
    »Und wie ist es mit den Landtieren?«, fragte Mary. »Einige davon sind ziemlich groß, nicht wahr? Ich habe von Tigern und Löwen gelesen, und die sind bestimmt gefährlich. Ich habe direkt Angst, dass ich einem davon begegnen könnte.«
    Insgeheim dachte ich: Hoffentlich weiß ich mehr über den Mars als ihr über die Erde! Ich wollte gerade erklären, dass man in unseren Städten gewöhnlich keine menschenfressenden Tiger antrifft – als ich plötzlich sah, wie Ruby ihrem Bruder verschmitzt zublinzelte. Da wurde mir klar, dass sie mich die ganze Zeit nur verulkt hatten.
    Danach gingen wir zusammen zum Mittagessen in den großen Speisesaal, wo ich mich gar nicht besonders wohl fühlte. Ich verschlimmerte mein Unbehagen noch mehr, als ich vergaß, dass wir wieder unter dem Einfluss der Schwerkraft standen, und ein Glas Wasser auf den Boden verschüttete. Aber alle lachten über mein Missgeschick so freundlich, dass ich meine Verlegenheit gleich wieder überwand. Der Einzige, der sich ärgerte, war der Steward, der den Boden aufwischen musste.
    Den Rest meines kurzen Aufenthaltes in der Wohnstation verbrachte ich meistens mit den Moores zusammen. Und überraschenderweise geschah es ausgerechnet hier in der Wohnstation, dass ich etwas sah, was ich auf meinen anderen Reisen versäumt hatte. Ich hatte zwar verschiedene Raumstationen besucht, aber niemals hatte ich beobachten können, wie eine gebaut wurde. Jetzt aber bekamen wir eine großartige Gelegenheit, bei einer solchen Bauarbeit zuzuschauen – und zwar ohne dass wir uns die Mühe machen mussten, dafür Raumanzüge anzulegen. Die Wohnstation wurde in der Achsenrichtung erweitert, und von den Ausguckfenstern an der Seite des zweiten Stockwerks konnten wir den ganzen faszinierenden Vorgang sehr gut beobachten. Hier geschah etwas, was ich meinen neuen Freunden sachverständig erklären konnte; ich sagte ihnen freilich nicht, dass mir dieses Schauspiel noch vor zwei Wochen ebenso fremdartig vorgekommen wäre wie ihnen.
    Die Tatsache, dass die Station alle zehn Sekunden eine ganze Umdrehung um ihre Achse vollzog, wirkte zuerst höchst verwirrend, und die beiden Mädchen wurden ziemlich grün im Gesicht, als sie die Sterne da draußen vor den Fenstern vorbeitanzen sahen. Da aber dabei keinerlei Erschütterung zu spüren war, fiel einem die Vorstellung sehr leicht – genauso wie auf der Erde –, dass wir stillstanden und dass es die Sterne waren, die um uns kreisten.
    Der Anbau zur Wohnstation war bis jetzt noch nichts
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