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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition)
Autoren: Arthur C. Clarke
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World-Airways-Leute gehofft hatten, meine Eltern würden ihre Zustimmung verweigern.
    Jetzt blieb noch das zweite Hindernis übrig – die ärztliche Prüfung. Ich fand es nicht sehr fair, das von mir zu verlangen. Nach allem, was ich darüber gehört hatte, wurde sie ziemlich streng gehandhabt – und wenn ich sie nicht bestünde, dann würde sich niemand darüber mehr freuen als die World-Airways-Leute.
    Die nächste zuständige Stelle für eine solche Prüfung war das Institut für Raummedizin an der John-Hopkins-Universität in Baltimore. Ich musste eine Stunde mit dem Düsenklipper von Kansas nach Washington fliegen; dazu kamen noch die zwei kurzen Helikopterflüge nach Kansas und von Washington nach Baltimore. Obgleich ich schon viele weit längere Reisen gemacht hatte, war ich diesmal vorher so aufgeregt, als ob mir ein völlig neues Erlebnis bevorstünde. In gewisser Hinsicht stimmte das natürlich auch; denn wenn mir alles nach Wunsch ginge, würde diese Reise einen neuen Abschnitt meines Lebens eröffnen.
    Ich hatte schon am Abend vorher alle Reisevorbereitungen getroffen, obwohl ich doch nur ein paar Stunden von zu Hause fort sein würde. Es war ein sternklarer Abend, und ich ging mit meinem kleinen Fernrohr ins Freie hinaus. Es war weiter kein großartiges Instrument – eigentlich nur eine hölzerne Röhre mit ein paar Linsen darin –, aber ich hatte es selbst zusammengebastelt, und ich war sehr stolz darauf. Bei Halbmond konnte ich damit alle größeren Mondgebirge sehen und ebenso auch die Ringe des Saturn und die Satelliten des Jupiter.
    Aber heute Abend suchte ich ein anderes Objekt am Himmel, das nicht so leicht zu finden ist. Ich kannte annähernd seine Umlaufbahn, denn unser örtlicher astronomischer Klub hatte die Zahlen für mich errechnet. Ich baute also mein Fernrohr so sorgfältig wie möglich auf und begann langsam den südwestlichen Sternenhimmel abzusuchen, wobei ich ab und zu einen Blick auf die Sternkarte warf, die ich mir vorher dafür gezeichnet hatte.
    Die Suche dauerte etwa fünfzehn Minuten. Im Blickfeld des Fernrohrs erschienen eine Handvoll Sterne – und außerdem etwas anderes, was kein Stern war. Ich konnte gerade noch ein winziges ovales Gebilde ausmachen, das viel zu klein war, als dass man Einzelheiten hätte erkennen können. Es glänzte strahlend hell dort oben, in dem grellen Sonnenlicht außerhalb des Erdschattens, und es bewegte sich, während ich es betrachtete. Für einen Astronomen vor hundert Jahren wäre dieses Objekt ein Rätsel gewesen; denn es war etwas ganz Neues am Himmel. Es war die Meteorologische Station Zwei, die in einer Entfernung von neuntausendsechshundert Kilometern die Erde täglich viermal umkreiste. Die Umlaufbahn der Inneren Station verlief zu weit südlich, als dass ich sie von unserer Breite aus hätte beobachten können; man musste schon in Äquatornähe wohnen, um sie am Himmel strahlen zu sehen – den hellsten und sich am ungestümsten bewegenden aller »Sterne«.
    Ich versuchte mir vorzustellen, wie es da oben sein mochte in dieser dahintreibenden Luftblase, die ringsum von der unendlichen Leere des Raumes umgeben war. In diesem Augenblick mochten die Wissenschaftler dort oben genauso auf mich herunterblicken, wie ich zu ihnen emporschaute. Ich fragte mich, was für eine Art Leben sie wohl führten – und ich dachte daran, dass ich das mit etwas Glück bald selbst erleben würde.
    Die hell glänzende kleine Scheibe, die ich beobachtete, färbte sich plötzlich orange, dann rot, und schließlich begann sie zu verglimmen wie ein erlöschender Funke. In wenigen Sekunden war sie dann völlig verschwunden. Station Zwei war in den Erdschatten hineingejagt und würde nun verfinstert sein, bis sie nach etwa einer Stunde im Südosten wieder auftauchen würde. Es war jetzt »Nacht« an Bord der Raumstation, genauso wie hier auf der Erde. Ich packte mein Fernrohr zusammen und ging zu Bett.
     
    Östlich von Kansas City, wo ich den Düsenklipper nach Washington bestieg, dehnt sich das Land fünfhundert Meilen weit flach dahin, bis man das Appalachen-Gebirge erreicht. Vor hundert Jahren wäre ich hier über Millionen Morgen von Farmland geflogen, aber die bebauten Felder waren alle verschwunden, seitdem die »Landwirtschaft« gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts auf die Meere hinaus verlegt wurde. Jetzt breiteten sich wieder die alten Prärien aus, und mit ihnen kehrten die großen Büffelherden zurück, die dieses Land einst durchstreift hatten,
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