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0566 - Hexenreich

0566 - Hexenreich

Titel: 0566 - Hexenreich
Autoren: Jason Dark
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Durch eine Nebentür war Sheila in den Garten gegangen. Sie starrte in die Dunkelheit und sah auch die Lichtinseln der leuchtenden Scheinwerfer, die ihr Mann Bill an verschiedenen Punkten aufgestellt hatte. Sogar die Lampen auf dem Weihnachtsbaum leuchteten.
    Der Himmel war durch den warmen Wind klargefegt worden.
    Sterne funkelten und grüßten aus einer unendlich weiten Ferne. Der warme Wind spielte mit den Zweigen der Büsche, er fuhr über das Gras hinweg und ließ die breiten Zweige der Tannen zittern.
    Fast schon wie Frühling, dachte Sheila und lachte gleichzeitig innerlich auf, wenn sie daran dachte, daß der richtige Winter erst noch vor ihnen lag. Bisher hatte es so gut wie keinen Schnee gegeben, das konnte sich schnell ändern.
    Dennoch, die Luft war anders als sonst. Nicht nur wärmer, nein, sie schien von gewissen Botschaften erfüllt zu sein, die der Wind gegen Sheilas Ohren wehte.
    Fremde Botschaften aus fernen, nicht sichtbaren Reichen. Nachrichten aus anderen Dimensionen, die nicht von Menschen, sondern von Fabelwesen bevölkert waren. Die Stoffe, aus denen die Märchen und Legenden gemacht wurden.
    Sheila wunderte sich selbst darüber, daß sie in diesen schwärmerisch-träumerischen Zustand hineinglitt. Es war selten bei ihr. Okay, im Urlaub kam es öfter vor. Da war sie eben entspannter, genau wie in diesen Augenblicken.
    Das waren Sekunden der Muße, des klaren Blicks in andere Zeiten hinein. Optimisten sprachen von einem Champagner-Klima und meinten eine Luft, die das Blut prickeln ließ.
    Sheila dachte ähnlich, bis auf dieses eine böse Gefühl, das wie ein Druck auf ihrer Seele lastete. So wie sich das Wetter ändern konnte, so konnte ihr Gefühl auch von einem Extrem ins andere kippen.
    Sie hörte hinter sich die Schritte, dann spürte sie zwei Hände auf ihren Schultern und vernahm das leise Lachen am rechten Ohr.
    »Was ist denn mit dir heute abend los, Mädchen?« fragte die weich klingende Männerstimme. »Du stehst hier, schaust in den Garten, bist zuvor wie ein unruhiger Geist umhergelaufen…«
    »Mir war auch so.«
    »Okay«, lachte Bill, ihr Mann, »das kann ich verstehen. Trotzdem ist es etwas zu kalt, um draußen zu bleiben.«
    »Das will ich auch nicht. Weißt du, Bill, einiges an diesem Abend ist anders. Schau dir nur den Himmel an!«
    »Ja, der ist blank.«
    »Richtig. Das ist so ein Wetter, wo einiges passieren kann, verstehst du?«
    »Nicht genau.«
    »Es ist schwer zu erklären. Jedenfalls spüre ich in mir eine gewisse Unruhe. Mein Blut pocht nicht, es rast, ich könnte weggehen, hierbleiben, etwas trinken, jubeln und gleichzeitig weinen.«
    Bill drehte seine Frau herum. Er schaute in ein ernstes und gleichzeitig lächelndes Gesicht. »Das verstehe wer will, Sheila, ich jedenfalls nicht.«
    Sie stieß die schmale Tür mit der flachen Hand wieder zu. »Ich begreife es auch nicht, Bill. Freude, Erwartung und Furcht wechseln sich bei mir ab.«
    »Komm, wir werden uns am besten hinlegen. Eine Mütze voll Schlaf bis zum frühen Morgen…«
    »Um Himmels willen, Bill! Ich kann doch jetzt nicht schlafen. Dazu bin ich viel zu aufgewühlt.«
    »Wie das?«
    »Ich habe es dir doch erklärt.«
    Bill nickte. »Gut, wenn etwas in der Luft liegt, wie du sagst, müßte doch auch Nadine etwas davon merken. Sie als Wölfin…«
    »Da hast du recht. Schläft sie bei Johnny?«
    Bill nickte.
    »Laß uns hingehen.« Sheila schritt voraus. Sie trug himbeerfarbene Jeans und dazu einen schwarzen, ziemlich kurzen Pullover aus Angorawolle.
    Der Reporter hob die Schultern, als er seiner Frau folgte. Er gehörte zu den Menschen, die schon einiges hinter sich hatten und nicht nur Freude erlebten. Sheilas Vorahnungen tat er durchaus nicht mit einem Lächeln ab. Aus Erfahrung wußte er, daß es Dinge zwischen Himmel und Erde gab, die so gut wie nicht erklärbar waren, die man einfach hinnehmen mußte. Vielleicht hatte man in zwanzig oder dreißig Jahren eine Lösung für diese Phänomene gefunden.
    Johnny schlief schon. Sheila drückte die Tür auf und blieb dicht vor der Schwelle stehen. Mit den gespreizten Fingern ihrer Rechten fuhr sie durch das Haar und deutete mit der freien Hand auf die Wölfin Nadine, die am Boden kauerte und nicht eingeschlafen war.
    In ihren menschlichen Augen schimmerte es hell und auch irgendwie mißtrauisch.
    »Sie ist wach!« flüsterte Sheila.
    »Na und?«
    »Hellwach, Bill.« Ihre Hand sank nach unten. »Das hat etwas zu bedeuten, auch Nadine kann nicht schlafen.
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