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0566 - Hexenreich

0566 - Hexenreich

Titel: 0566 - Hexenreich
Autoren: Jason Dark
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einem langen, roten Kleid…
    ***
    Eine Halluzination?
    Im ersten Augenblick mußte man das so ansehen. Auch Sheila dachte daran. Sie zwinkerte, weil sie es nicht glauben konnte, doch als sie die Augen erneut öffnete, war das Bild noch immer vorhanden. Es befand sich dort wie ein Hologramm, ein dreidimensionales Bild.
    »Verstehst du das?« hauchte Bill, der als erster seine Sprache wiedergefunden hatte.
    »Nein, überhaupt nichts.« Sheila tastete nach der Hand ihres Mannes. Die Haut fühlte sich kalt an und gleichzeitig auch warm.
    »Kennst du diese Frau denn?«
    »Ich sehe sie zum erstenmal.«
    »Und sie sitzt auf einem weißen Hirsch. Der weiße Hirsch, das Fabeltier.« Sheila schüttelte den Kopf. »Irgend etwas bedeutet das, Bill. Es muß mit meinen Ahnungen und deinem Schmerz auf der Brust zusammenhängen. Ich meine…«
    Auf einmal waren der Hirsch und die Frau verschwunden. Sie hatten sich im Nu aufgelöst. Wo sie gestanden hatten, lag noch für wenige Sekunden ein letzter feiner Sternenglanz auf den Pflastersteinen der Terrasse, mehr nicht.
    »Jetzt«, sagte Sheila schwer atmend und leise, »drehe ich bald durch. Ich… ich verstehe überhaupt nichts mehr. Das ist mir vorgekommen wie ein Wunder.«
    »Nun ja…« Bill räusperte sich und drehte sich um. »Wir müssen es hinnehmen.« Er wischte über seine Stirn und tastete auch die Umrisse des Dreiecks auf seiner Brust nach.
    »Schmerzt es noch?«
    »Nein, ich spüre nichts mehr. Nicht einmal ein brennen. Es ist normal wie immer.«
    »Tja«, murmelte Sheila. »Das ist mir unbegreiflich.« Sie schaute auf Nadine. Die Wölfin hatte sich nicht vom Fleck gerührt und mußte alles gesehen haben. Daß sie etwas witterte, erkannten die beiden an ihrem Fell. Es war gesträubt. Nadine stand unter einer gewissen Spannung, davon zeugte auch ihr leises Knurren, das sich nicht einmal sehr gefährlich anhörte, sondern auf irgendeine Art und Weise warnend, als würde sie die Vorboten des Unheils spüren.
    »Was machen wir nun?« fragte Sheila, die ratlos inmitten des Wohnraums stand.
    »Ich weiß es nicht.« Bill hob die Schultern. »Du siehst mich wieder einmal ratlos.«
    Sie winkte ab. »Hör auf, Bill, wir müssen etwas tun. Ich bin dafür, daß wir John Bescheid geben.«
    Der Reporter nickte und schaute auf seine Uhr. Zu spät war es nicht. Noch mehr als zwei Stunden bis Mitternacht. Er tippte die Rufnummer des Geisterjägers ein und legte den Hörer nach einer Weile wieder auf. »Keiner zu Hause.«
    »Dann versuche es bei Suko.«
    Auch der war nicht da.
    Sheila kaute auf ihrer Unterlippe. »Wo können Sie denn sein? Bist du über die neusten Fälle informiert?«
    »Nein. Ich weiß nur, wie du auch, daß es nach der Neujahrsfeier bei uns für John einigen Ärger gegeben hat. Kann ja sein, daß er sich irgendwo in der Welt herumtreibt.«
    »Oder nur etwas essen ist.«
    »Auch das. Deshalb werde ich es später noch einmal versuchen. Außerdem müssen wir mal allein zurechtkommen, Sheila. Nicht ohne Grund sind wir mittlerweile erwachsen geworden.«
    »Das hat damit nichts zu tun, wir…« Sheila wechselte das Thema.
    »Da, sieh doch – Nadine.«
    Die Wölfin hatte sich tatsächlich erhoben und lief quer durch den Raum auf die Tür zu. Sie hatte das Wohnzimmer kaum verlassen, als die Klingel anschlug.
    Sheila und Bill starrten sich an. Sie sprachen nicht, doch jeder bekam eine Gänsehaut.
    »Ich weiß nicht, wer das ist«, sagte Sheila.
    »Moment, ich sehe nach.«
    »Nein, laß mich das machen.«
    Sheila hatte so energisch gesprochen, daß Bill nicht dagegen redete. Seine Frau ging in den Flur, wo auch der Monitor stand. Kameras überwachten den Haupteingang des Grundstücks, wo der breite Vorgarten endete. Den unmittelbaren Bereich vor der Hautür jedoch überschauten sie nicht.
    Bill war ebenfalls in den Flur gegangen, hielt sich von seiner Frau noch entfernt.
    Wieder klingelte es.
    »Soll ich?«
    »Frag erst, wer da ist. Oder warte.« Bill lief zum kleinen Fenster neben der Tür. Er öffnete es vorsichtig und peilte nach links, wo er den Bereich des Türeingangs überschauen konnte.
    Dort stand die Frau aus dem Garten!
    Der Reporter zuckte sofort zurück, schloß das Fenster leise und flüsterte Sheila zu, was er gesehen hatte.
    »Sollen wir sie hereinlassen?«
    »Ja.«
    »Wenn sie aber…«
    »Ich glaube nicht, daß sie gefährlich ist und uns nach dem Leben trachtet. Die hat etwas anderes vor, das spüre ich einfach. Bitte, du kannst öffnen.«
    Sheila nickte.
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