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0566 - Hexenreich

0566 - Hexenreich

Titel: 0566 - Hexenreich
Autoren: Jason Dark
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vernahm.
    »Mum, ich kann nicht schlafen, es ist so komisch.«
    Sheila drehte sich um.
    In der offenen Tür stand Johnny. Sein Gesicht wirkte müde, er strich über Stirn und Augen, bevor er leise aufschrie, denn er hatte Nadine am Boden liegen sehen. »Was ist mit ihr?«
    »Sie schläft.«
    Johnny bückte sich. Er streichelte das Fell der Wölfin, die sich unter den sanften, liebevollen Berührungen reckte und streckte, bevor sie aufstand. Johnny umschlang mit seinem Arm ihren Nacken und sah das Nicken der Mutter.
    »Bitte, nimm sie wieder mit in dein Zimmer.«
    »Ja, gleich. Was war denn, Mum?«
    »Nichts, bitte…«
    »Doch, du bist so anders. Irgend etwas ist geschehen? Sag doch was.« Er wurde bald zornig. »Und wo ist Dad?«
    »Er mußte noch einmal weg.«
    »Wohin denn?«
    Sheila lächelte verkrampft. »Man hat ihn von einer Redaktion aus angerufen. Es geht da um einen Artikel, der gesetzt wird. Er ist in die Fleet Street gefahren.« Sheila war froh, über diese Ausrede. »Tu mir einen Gefallen und leg dich hin.«
    Nadine machte es ihm vor. Sie löste sich aus seinem Griff und bewegte sich auf Johnnys Zimmer zu. Erst als sie nicht mehr zu sehen waren, atmete Sheila auf.
    Sie wußte, daß sie etwas tun mußte. Schon einmal hatte sie versucht, John Sinclair anzurufen. Da war er nicht zu Hause gewesen, jetzt wollte sie noch einmal einen Versuch wagen.
    Zitternd wartete sie ab, hielt eine Hand gegen ihre linke Brust gepreßt, unter der das Herz hart trommelte, und schluchzte fast auf, als sie die Stimme des Geisterjägers hörte…
    ***
    Irgendein Kollege hatte mir den Tip gegeben, daß es in einem bestimmten Lokal in Soho, das erst vor einem Jahr seine Pforten geöffnet hatte, die besten Steaks geben sollte.
    Ich hatte schon immer einmal dorthin gewollt, doch es war jedesmal etwas dazwischengekommen. Auch das neue Jahr hatte für Suko und mich fürchterlich begonnen, doch der letzte Fall war vergessen, und Suko hatte auch die beiden Leichen aus seiner Wohnung abholen lassen. Was mit dem Blindenheim geschah, mußte sich noch zeigen. Jedenfalls würde es keinen Leiter namens Jorge Tigana mehr geben, und die Mafia, allen voran Logan Costello, hatte sich auch bis auf die Knochen blamiert. [2]
    Zum Glück reihte sich bei uns nicht Fall an Fall. Wir hatten zwischendurch auch Pausen, und mir war es gelungen, Suko dazu zu überreden, mit mir zusammen das Lokal zu besuchen, obwohl er kein großer Freund dicker Steaks war.
    »Es sollen aber die besten sein. Die Kobe-Steaks sind so weich, die kannst du fast roh essen.«
    Wir waren hingefahren. Ein Jugoslawe hielt den Laden toll in Schuß. Man sah in kleinen, zur rechten Seite hin offenen Nischen und konnte auf die lange Theke schauen, hinter der sich die zahlreichen Grills befanden, wo Männer in roten, langen Schürzen dabei waren, dicke Fleischstücke auf den Rost zu legen.
    Suko entschied sich für das kleinste Steak. Ich nahm eines von der mittleren Größe, bestellte mir eine Kartoffel dazu und noch einen großen Salatteller.
    Mein Freund bekam große Augen. »Das willst du alles essen?«
    »Sicher.«
    »Meine Güte, wo läßt du das?«
    »Auf dem Klo«, erwiderte ich grinsend und drückte mich zurück, damit der Ober die Karaffe mit dem kräftigen Rotwein abstellen konnte, den ich mir zum Essen bestellt hatte. Suko hielt sich an einem Mineralwasser fest.
    Da mußte ich ihn ja bewundern. Ich konnte von dem Zeug nicht viel trinken, weil ich immer das Gefühl hatte, hinterher Läuse im Bauch zu haben.
    Irgendwie fühlte ich mich gut. Wie von einer Last befreit, denn Weihnachten und der Jahreswechsel hatten uns verdammt viele Probleme gebracht. An diesem Abend wollte ich ein ruhiges Essen genießen.
    Ich schaute zu, wie die Steaks auf den Grill gelegt wurden. Das klappte wie am Schnürchen. Die Anlage saugte nicht alle Gerüche ab, so daß einige zu den Gästetischen wehten. Bei mir förderten sie noch den Appetit. Der Rotwein ließ sich gut trinken, er war nicht zu trocken.
    »Und?« fragte Suko.
    »Wie meist du?«
    »Na ja, du sitzt hier, läßt nicht nur die Beine, auch deine Seele baumeln, denkst du gar nichts…«
    »Das stimmt nicht!« unterbrach ich ihn. »Ich denke daran, daß wir es trotz allem gut haben.«
    »Wenn du das sagst.« Er lächelte. »Nur habe ich dich selten derart euphorisch erlebt.«
    »Das stimmt.«
    »Woran liegt es?«
    »Ich kann es dir nicht sagen. Das muß der Wetterumschwung sein. Die Luft ist ganz anders geworden. Erstens lauer und auch viel
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