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0962 - Allianz gegen den Wahnsinn

0962 - Allianz gegen den Wahnsinn

Titel: 0962 - Allianz gegen den Wahnsinn
Autoren: Volker Krämer
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Wie lange Professor Zamorra hier nun schon stand, das hätte er wirklich nicht exakt sagen können. Es war die Stille, die sein Zeitempfinden gänzlich zum Erliegen gebracht hatte - diese Stille, die Château Montagne wie ein Kokon aus Watte umgab.
    Der Parapsychologe konnte sich nicht erinnern, wann es hier in den vergangenen Monaten derartig ruhig zugegangen war. Doch diese Zeit war nun beendet, definitiv und unwiderruflich. Er stutzte, als er bemerkte, wohin seine Füße ihn ganz automatisch getragen hatten. Ohne es bewusst zu wollen, hatte er von der Terrasse aus den Pool umrundet und war zum Südost-Tor gelaufen, das - wie er es selbst immer beschrieb - direkt in die ›freie Wildbahn‹ führte.
    Links neben dem schmalen Weg zum Tor befand sich eine große Rasenfläche. Drei Gräber erwarteten dort jeden, der sich hierher begeben hatte. Ja, drei…
    Die Gräber der Vampir-Lady Tanja Semjonowa und Raffael Bois - dem früheren Diener und gutem Geist von Château Montagne - gab es hier schon seit vielen Jahren, doch nun war ein drittes hinzugekommen. Lady Patricia hatte hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Zamorra lenkte seine Schritte zu dem noch frischen Grab. Er ging in die Hocke und starrte den Grabhügel an, als wolle er an dessen Existenz nur dann glauben, wenn er ihm ganz nahe war.
    Lady Patricia - erwürgt von ihrem eigenen Sohn Rhett!
    Ein Drama hatte sich abgespielt, das vielleicht selbst einem Shakespeare so nicht eingefallen wäre. Vollkommen in Gedanken versunken, pflückte der Professor einige Blätter von dem Grab, als könnten die Patricia jetzt noch stören.
    Nach der Beisetzung hatte die Stille begonnen, von Château Montagne Besitz zu ergreifen. Rhett und Anka waren ins Llewellyn-Castle gezogen, Fooly befand sich im Drachenland - und somit waren Nicole Duval und Professor Zamorra wieder alleine im Château. Ein Zustand, den er seit Jahren nicht mehr gekannt hatte. Natürlich gab es da noch William, der nun in Diensten des Parapsychologen stand, doch der hatte die Fähigkeit sich nahezu unsichtbar und unhörbar zu machen, wie es sich für einen richtig guten Butler gehörte.
    Und heute kam auch Madame Claire nicht, denn Zamorra hatte ihr einen Tag freigegeben. Für wen sollte sie kochen? William ernährte sich spartanisch, wovon auch immer, denn Zamorra hatte den Butler noch nie beim Essen erlebt. Und er selbst? Ihm war der Appetit gründlich vergangen. Ein Tag ohne opulentes Mahl konnte ihm nicht schaden. Nicole war in aller Herrgottsfrühe zu einem Besuch aufgebrochen, den sie schon seit Monaten immer wieder verschoben hatte; sie hatte Zamorra sicher auch gesagt, wohin sie fahren wollte, doch der Professor konnte sich jetzt einfach nicht daran erinnern.
    Puzzleteile nur, doch da kam eines zum anderen. Körperlich und geistig fühlte der Meister des Übersinnlichen sich ausgelaugt. Merlins Stern saugte an seinen Kräften, wann immer er die Silberscheibe einsetzen musste. Natürlich regenerierte er rasch wieder, doch oft blieb ihm einfach nicht die notwendige Zeit, um komplett seine Tanks aufzufüllen. Eines kam zum anderen - das Ergebnis war, dass er sich mehr als urlaubsreif fühlte. Doch das war nicht nur eine Frage der Physis.
    Dass es stets mehr als eine Front gab, an der Zamorra und Nicole gegen dunkle Mächte oder Gefahren aus dem All zu kämpfen hatten, war schon lange eine Normalität. Doch nach der Vernichtung der Hölle hatte der Professor die leise Hoffnung gehegt, das alles würde nun endlich in ein ruhigeres Gewässer führen.
    Doch die Realität hatte ihn und seine Träume längst eingeholt.
    In Kolumbien wurde ein riesiges Areal von einer Art See beherrscht, dessen Macht Zamorra noch immer nicht richtig einzuschätzen wusste. Er wusste ganz einfach, dass dort eine Gefahr lauerte, die selbst ihn überfordern konnte. Tan Morano, der alte und erfahrene Vampir hatte seine selbst gewählte Zurückhaltung der vergangenen Jahre komplett über Bord geworfen und sich mit Ted Ewigks Machtkristall zum ERHABENEN der DYNASTIE DER EWIGEN aufgeschwungen. Es war nur eine Frage der Zeit, ehe die Raumschiffe der DYNASTIE über der Erde auftauchen würden. Ted Ewigk selbst war nach wie vor verschwunden, auch wenn Zamorra eine leise Ahnung hatte, wohin man ihn entführt hatte - aber mehr als eine Ahnung war das leider auch nicht.
    Und dann - London!
    Siebeneinhalb Millionen Menschen - ausgelöscht… verschwunden… einfach so.
    Die Welt stand seither Kopf. Der Crash, der nach diesem Tag an den
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