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0962 - Allianz gegen den Wahnsinn

0962 - Allianz gegen den Wahnsinn

Titel: 0962 - Allianz gegen den Wahnsinn
Autoren: Volker Krämer
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Börsen in aller Welt stattgefunden hatte, war beispiellos. Die rasch zusammengesuchte Notregierung von Großbritannien suchte Schuldige - Schurkenstaaten, Terrorgruppierungen, Theorien von einem Chemieunfall, man nahm alles, was auch nur irgendwie logisch zu begründen war. Und wenn dem nicht so war, so griff man es dennoch auf. Die Angst vor einem Krieg ging um. Viele sprachen von den Konsequenzen, die der 11. September 2001 in den USA nach sich gezogen hatte.
    Siebeneinhalb Millionen Menschen!
    Die Medien kannten nur noch ein Thema.
    Ganz gleich, welche Form der Information man auch wählte, TV, Radio oder Internet, man konnte dem einfach nicht entrinnen. Und es war ja sogar durchaus verständlich. London war eine Weltmetropole. Wenn man von der Wirtschaftsmacht einmal absah, die dort ausradiert worden war, so blieb für die Reporter, Zeitungsmacher und Fernsehleute immer noch genug Stoff übrig.
    Die TV-Anstalten überschlugen sich geradezu, und es verging kein Tag, an dem man nicht eilig zusammengeschusterte Nachrufe von all den Berühmtheiten zu sehen bekam, die sich zur Zeit der Katastrophe in Englands Hauptstadt aufgehalten hatten und deshalb verschwunden waren. Wahrscheinlich waren sie alle tot, aber wer konnte das schon sagen. Man konnte den Berichten deutlich anmerken, wie unprofessionell sie teilweise erstellt worden waren, doch jeder wollte der erste sein - da kam die Recherche oft viel zu kurz.
    Die größten Verluste betrauerte sicher die Musikwelt, denn nach wie vor war London die Zentrale für Musiker aller Genres gewesen. Swinging London hatte noch immer seine Bedeutung gehabt. Die Musiker aus aller Welt hatte es hierher gezogen. Nicht viel anders war das beim Theater gewesen, bei den Filmschaffenden, auch wenn Hollywood weit entfernt war und auch den Malern und Bildhauern. Der internationale Sport hatte seine Opfer zu verzeichnen, wie auch die Wissenschaften. All das war ein so weites Feld, dass es jetzt noch überhaupt nicht abschließend betrachtet werden konnte.
    Zamorra ging zurück ins Gebäude und schaltete eines der TV-Geräte ein, die man im Château finden konnte. Wie zur Bestätigung flimmerte der Nachruf für einen weltweit bekannten Psychologen über die Mattscheibe; den Mann hatte der Professor sogar flüchtig gekannt, weil er vor Jahren eine seiner Vorlesungen besucht hatte. Anschließend hatte Zamorra ein kurzes, aber intensives Gespräch mit dem nun Verstorbenen geführt und ihn als klugen Mann eingeordnet.
    Zamorra zappte weiter und landete auf einem Kanal, der eine Dokumentation über den Bau des Towers zu London zeigte. Der Parapsychologe schaltete das Gerät wieder ab. Immer wieder gingen in den letzten Tagen seine Gedanken zu Brik Simon, seinem Londoner Freund, der allerdings seit Jahren in Deutschland lebte. Doch er hatte seine Rückkehr in die Stadt seiner Kindheit geplant und war immer häufiger in der Hauptstadt Englands zu finden gewesen. Alle Versuche, Brik in Deutschland ans Telefon zu bekommen, waren gescheitert. Von Simons Nachbarn hatte Zamorra schließlich erfahren, dass sie sich riesige Sorgen machten, denn der Schriftsteller war nach England gereist, um einige Dinge mit seinem Verlag abzuklären. Und dieser Verlag hatte seinen Sitz in London gehabt…
    Noch wollte Zamorra die Hoffnung nicht verlieren, doch es war ziemlich wahrscheinlich, dass auch Brik Simon zu den Opfern gerechnet werden musste. Professor Zamorra strich sich mit der linken Hand über die Stirn, die ihm ein wenig fiebrig erschien. Aber das war garantiert nur eine Einbildung. Bis Nicole zurückkam, musste er sich den angebrochenen Tag irgendwie gestalten, also warum nicht ein wenig Arbeit nachholen? Die Datenbank in seinem Rechner wies inzwischen unübersehbare Lücken auf, die es zu schließen galt.
    Nicole… er dachte an seine Geliebte und Kampfgefährtin.
    Da gab es Worte, die noch immer nicht ausgesprochen worden waren. Wie auch? Zamorra kannte den Grund ja selbst nicht genau, der sich seit ihrer Trennung wie eine transparente Wand zwischen den beiden manifestiert hatte. Sie konnten einander ansehen, berühren, lieben - doch ein Teil ihrer Gefühle füreinander schienen in diese Wand einzusickern und dort festzustecken. Wahrscheinlich mussten sie nur einmal in aller Ruhe und Gelassenheit miteinander reden.
    Aber war es wirklich so einfach?
    Der Parapsychologe schüttelte ärgerlich über sich selbst den Kopf und machte sich auf den Weg in sein Arbeitszimmer, das sich im Nordturm von Château
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