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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman
Autoren: Hef Buthe
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1

    Meine Recherchen brachten mich seit Tagen kein Stück weiter. Wo ich auch nachfragte, stieß ich auf Kopfschütteln und teilweise unverhohlene Ablehnung.
    Dem Mann war einfach nicht beizukommen.
    »Kölscher Klüngel«, knurrte ich böse und beendete das Computerprogramm, als das Telefon klingelte.
    »Bist du oder deine Zeitung an einem historischen Fund interessiert?«, fragte Martins verrauchte Stimme und verriet durch einen satten Husten gleich, dass er erregt war und dadurch sein Asthma auf höchsten Touren lief.
    Martin arbeitete seit seinem Studium als Architekt für Hochbauten, und dementsprechend war sein Arbeitsplatz, zu dem er mich hinaufscheuchte.
    Trotz oder wegen des Lastenaufzuges, der mich kurzfristig in die Höhe beförderte, war ich schweißgebadet, als ich seinen Arbeitsplatz erreichte. In mehr als hundert Metern Höhe über der Domplatte musste ich allen Willen aufbringen, meine Panik unter Kontrolle zu halten.
    Das Gerüst, obwohl ich versuchte, meine hundert Kilo wie eine Feder auf beide Füße zu übertragen, schien jeden meiner Schritte mit einer Vibration zu quittieren. Das Ding konnte nicht halten, zumal ich keinerlei Streben entdecken konnte, die dieses Gebilde mit dem Boden verbanden.
    »Stell dich nicht so an«, empfing er mich. »Du läufst wie auf Eiern. Das Ding verträgt fünfhundert Kilo auf dem Quadratmeter.«
    »Toll...« Ich kämpfte mich in seine Richtung und versuchte gleichzeitig, nicht hinunterzuschauen und trotzdem die Planken unter mir im Auge zu behalten, auf die ich trat.
    »Mann, überwinde deine Höhenangst wenigstens, bis du die Fotos gemacht hast...«, fuhr er mich an und setzte ein Stemmeisen in das Loch, das er bereits in vier Steine der Mauer geschlagen hatte.
    Eine Windböe versetzte das Gerüst in Schwingung und meinen Magen in peristaltische Bewegung. So zog ich es vor, die letzten Meter auf allen vieren zurückzulegen.
    »Los, komm schon. Hier ist noch nie jemand abgestürzt...« Martin hielt mir hämisch grinsend die Hand zur Hilfe hin.
    »Dann bin ich der Erste«, stöhnte ich und ließ mich zu seinen Füßen nieder.
    »Du machst jetzt Fotos von dem Ding. Jetzt, um die Lage zu dokumentieren, und nachher, wie ich es rausziehe«, kommandierte er ohne weitere Rücksicht auf meinen Zustand und trieb das Eisen mit einem Hammer hinter das, was er »Ding« nannte und das wie eine Stahlkassette aussah.
    »So geht das nicht...«, ließ er sich nach fünf Minuten des vergeblichen Bemühens schweißgebadet neben mir nieder. »Wenn ich den Kasten rausziehe, geben auch die anderen Steine nach. Und das fehlt mir gerade noch.«
    »Wie kamst du darauf, dass hier etwas eingemauert ist?«, versuchte ich den Ansatz eines Interviews.
    Martin zündete sich eine Zigarette an und schaute am Turm hoch. »Ich kam überhaupt nicht darauf. Was wir hier machen, sind reine Sanierungsarbeiten, wie sie schon seit hundert Jahren immer und überall am Dom laufen. Oder hast du ihn mal ohne Gerüste gesehen?«
    Daran konnte ich mich allerdings wirklich nicht erinnern. Schon als Kind hatte ich die Steinmetze bewundert, die in - für mich mit meiner Höhenangst - unvorstellbaren Sphären arbeiteten. Und die alten Kölner waren sich sicher, dass die Welt untergehen würde, wenn der Dom jemals vollendet wurde.
    »Mir war nur aufgefallen«, fuhr Martin fort und schnipste die Zigarettenkippe zur Domplatte hinunter, »dass diese Steine einen untypischen Verwitterungsgrad hatten. Sie sind aus Trachyt und nicht wie die übrigen an dieser Turmseite aus Sandstein.«
    »Und warum ist das so?«, presste ich hervor. Der Wind hatte aufgefrischt, und das Schwingen des Gerüsts zerrte an meinen Magennerven.
    »Wir werden es sehen, wenn ich den Kasten raushabe«, murmelte er und machte sich wieder an die Arbeit. »Und du verschwindest besser vom Gerüst, bevor du den Menschen da unten auf die Köpfe kotzt. Im Baucontainer steht eine Flasche Korn im Erste-Hilfe-Kasten.«
    Eine Stunde und drei Schnäpse später setzte Martin den Kasten geräuschvoll auf den Schreibtisch.
    »Von wegen historisch ...«, fluchte er und wischte mit dem Ärmel den Staub vom Deckel. »Das ist eine Munitionskiste aus der Nazizeit.«
    Ich hatte zwar noch nie eine solche gesehen, aber die Aufschrift »Heeresmunition 900« und der Reichsadler sprachen für seine Vermutung.
    »Und wie kommt die in über hundert Metern Höhe in den Nordturm des Kölner Doms?«
    Martin setzte die Kornflasche an und nahm einen großen Schluck.
    »Die Frage
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