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Staatsanwalt sucht  Polizist

Staatsanwalt sucht Polizist

Titel: Staatsanwalt sucht Polizist
Autoren: N. Schwalbe
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Staatsanwalt sucht Polizist
    „Oh  Mann, ich habe echt keine Ahnung, welcher Name besser klingt. Wieso muss ich entscheiden, wie unser Familienname lauten soll? Lass uns ‘ne Münze werfen!“ Gedankenverloren starrte ich meinem Verlobten hinterher. Sein knackiger Arsch wackelte vor meiner Nase herum, während er in seinem Rucksack nach dem Portemonnaie suchte. Beim Anblick seiner blauen Hose musste ich unwillkürlich grinsen. Sie erinnerte mich an eine meiner ersten Gerichtsverhandlungen als Staatsanwalt.
       
    * * *
       
    „Herr Kruse …? Herr Staatsanwalt, können Sie mich hören?“ Warum mussten diese neuen Uniformen eigentlich so unverschämt gut aussehen? Egal, welcher Typ Mann in ihnen steckte, in der dunkelblauen Polizeiuniform sahen einfach alle unwiderstehlich sexy aus. Genau wie dieses Exemplar direkt vor meiner Nase. Wie hieß der Designer doch gleich? Verflixt nochmal, ich komm nicht drauf. Zu dumm aber auch, dass mein Superheld wieder vor die Tür geschickt wird. Der Richter will zuerst die Augenzeugin vernehmen.
    „Äh, ja …wir können anfangen …“ ich hatte keine Ahnung, was Richter Gotthardt mich gefragt hatte, aber ich lehnte mich erst einmal entspannt zurück und wartete ab, bis er die Personalien unserer einzigen Augenzeugin festgestellt hatte. Dann sah er mich auffordernd an.
    „Herr Staatsanwalt? ... Hallo, Herr Kruse …Sie sind heute irgendwie nicht anwesend, habe ich das Gefühl! Haben Sie Fragen an die Zeugin?“
    Richter Gotthardt starrte mich immer noch an. Ich war mit meinen Gedanken bereits bei einem äußerst romantischen Techtelmechtel im nächsten Lokal um die Ecke. Ich musste unbedingt in der Akte nach seinem Namen gucken, damit ich auch wusste, wie ich ihn in meinen Träumen ansprechen sollte.
    Was wollte Richter Gotthardt von mir wissen? Gott, ich musste mich wieder auf das Verhör konzentrieren.
    „Äh …“, nervös raffte ich meine drei Blätter aus der Handakte zusammen, „also, äh … können Sie beschreiben, was der Täter zur Tatzeit anhatte?“
    Ich hoffte sehr, dass sie noch keine Täterbeschreibung abgegeben hatte, denn ich hatte, entgegen meiner sonst so aufmerksamen Arbeitshaltung nicht ein Wort von ihrer Schilderung mitbekommen. Leise seufzend riss ich mich zusammen und hörte der Zeugin etwas aufmerksamer zu, wobei ich gelegentlich ein paar Herzen und Blumen auf meinen Schmierzettel malte, um die Zeit zu vertreiben. Eine geschlagene Stunde später quatschte diese unappetitlich dicke Frau immer noch und mein süßer Polizist wartete vor der Tür, anstatt mich mit seinem Anblick zu entzücken und seine Aussage zu machen. Ich schaute auf die Uhr. Es war bereits halb vier. Das sah nach Vertagung aus. Na gut, beruhigte ich mich, dann sehe ich ihn wenigstens nächste Woche wieder. Auch nicht schlecht, so würde ich genügend Zeit haben, um mir eine Strategie auszudenken, wie ich ihn ansprechen konnte, ohne mich zu blamieren. Ich hatte zwar keinen Ring am Finger gesehen, aber ich wusste weder, ob er liiert, noch, ob er überhaupt an Männern interessiert war.
    Richter Gotthardt zog wieder meine Aufmerksamkeit auf sich. „Ich habe keine weiteren Fragen an die Zeugin, danke, Euer Ehren.“ Stirnrunzelnd legte Richter Gotthardt seine Unterlagen beiseite.
    Ich glaube, heute erledigte ich meinen Job als Staatsdiener alles andere als gewissenhaft.
    „Gut, Herr Kruse. Hat der Herr Verteidiger noch Fragen?“ Schwerfällig erhob sich mein Gegenüber.
    „Ja, habe ich. Um wie viel Uhr waren Sie in der besagten Straße, Frau Schlichting? Das habe ich vorhin leider nicht genau verstanden..
    Die Zeugin rubbelte sich nachdenklich über ihre Steckdosennase. „Ich glaube, so um drei Uhr.“
    „Und Sie sind sich sicher, dass Sie den Angeklagten am besagten Ort gesehen haben?“
    Ängstlich schaute sich Miss Piggy um. Der Angeklagte erwiderte ihren Blick mit finsterer Miene. Die langen, strähnigen Haare fielen auf sein ausgeleiertes T-Shirt, während seine Hände auf der kaputtgerissenen Cordhose zu Fäusten geballt lagen.
    „Äh, ja“, piepste Frau Schlichting und verzog ängstlich das Gesicht. Sie fühlte sich sichtbar unwohl zwischen dem Richter, dem Verteidiger und dem finster dreinschauenden Angeklagten.
    „Keine weiteren Fragen“, stellte der Verteidiger fest und setzte sich.
    Richter Gotthardt stellte fest, dass es für weitere Zeugenvernehmungen zu spät war und erklärte die Verhandlung für vertagt.
    Ich sammelte meine Blätter ein, legte sie fein
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