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Staatsanwalt sucht  Polizist

Staatsanwalt sucht Polizist

Titel: Staatsanwalt sucht Polizist
Autoren: N. Schwalbe
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Gerichtssaal verließ.
    Mir wurde das Herz ganz schwer. Jetzt konnte ich nur hoffen, dass er morgen Nacht auch auf der Wache war und ich mit ihm Streife fahren konnte.
       
    * * *
       
    Alles in allem war es ein frustrierender Donnerstag. Ich hatte Nico nur ganze zwanzig Minuten bewundern können und Richter Gotthardt sprach den Angeklagten frei, obwohl ich fünf Monate auf Bewährung gefordert hatte. Und wieder lief ein potentieller Räuber draußen herum. Manchmal machte mir mein Job wirklich keinen Spaß. Auf dem Nachhauseweg klingelte mein Handy. Eigentlich mochte ich diese modernen Dinger gar nicht, aber vor wenigen Monaten hatte ich das Gefühl, dass es an der Zeit war, mir ebenfalls eines anschaffen zu müssen, um erreichbar zu sein. Mittlerweile machte es mir sogar Spaß und ich verschickte viele SMS Nachrichten.
    „Jürgen! Hi, wie geht’s dir?“
    Jürgen war siebenundfünfzig, Richter und stockschwul. Er hatte noch nie mit einer Frau geschlafen, geschweige denn auch nur einen Gedanken daran verschwendet. Im Gegensatz zu mir. Ich konnte zumindest eine fast zweijährige Beziehung mit Miriam vorweisen. Allerdings machte mir die Zeit mir ihr ziemlich schnell deutlich, dass Frauen nicht zu meinen Vorlieben zählten.
    „Marten, du hast hoffentlich nicht meine Geburtstagsfeier am Samstag vergessen. Ich habe ein paar Leute eingeladen. Du kommst doch, oder?“
    „Klar, Jürgen. Soll ich etwas früher kommen und dir bei den Vorbereitungen helfen?“
    „Das wäre echt super. Deine Freundin Julia hatte letztes Mal so ein wahnsinnig leckeres Rezept für eine Salatsoße. Vielleicht kannst du sie nochmal danach fragen?“
    „Mache ich. Ich bin dann um sieben Uhr bei dir, okay?“
    „Schön, ich freue mich, Marten.“
    „Ja, ich mich auch. Bis Samstag.“
       
    Den Rest der öden U-Bahnfahrt verbrachte ich mit einem Grinsen im Gesicht. Jürgen war mir im Laufe der letzten Jahre ein richtig guter Freund geworden. Sexuell waren wir uns nicht näher gekommen, er stand nur auf dunkelhaarige und ich war blond. Obwohl ich zwischendurch den Eindruck hatte, dass er was von mir wollte. Er war mittlerweile so eine Art Mentor für mich. Bevor ich ihn kannte, hatte ich kaum Kontakt zu Homosexuellen. Klar, so hier und da traf ich mal einen Gleichgesinnten, aber ich bin nie richtig in die Szene eingetaucht. Und ehrlich gesagt, zähle ich mich doch eher zu den Männern unter den Schwulen und nicht zu den tuffigen Damen. Jürgen dagegen stand total auf Männer, die eigentlich mehr an affektierte Frauen erinnerten.
       
    * * *
       
    Am Samstagmorgen kam ich völlig gerädert von meiner ersten Nachschicht am PK 15 in St. Pauli. Herr im Himmel, wie steht man solche Nächte bloß durch, fragte ich mich. Ich hatte einen vierundzwanzig-Stunden-Tag hinter mir und konnte kaum noch die Augen offenhalten. Ich verschlief den ganzen Samstag und quälte mich am Abend um achtzehn Uhr aus dem Bett. Nach einer kurzen Dusche fühlte ich mich gleich wieder etwas menschlicher und rief noch schnell bei Julia an. Bereits beim zweiten Klingeln war sie dran. Wie gut war es doch, eine Freundin zu haben, die das Haus voller Kinder hatte. So konnte man sich sicher sein, dass sie zur Abendbrotzeit zu Hause erreichbar war, um die kleinen Monster abzufüttern.
    „Hey Marten, was gibt’s? Was verschlägt dich am Samstagabend ans Telefon? Ich gehöre doch gar nicht zu deiner Zielgruppe..
    Julia lachte. Im Hintergrund hörte ich das Quieken von Marie, ihrer einjährigen Tochter. Sie liebte es zu telefonieren und wurde wahnsinnig, wenn sie den Hörer nicht bekam.
    „Hallo Julia!“ Weiter kam ich nicht. Der Hörer wurde weitergereicht.
    „Du bist jetzt auf Lautsprecher, Marten! Marie will ‚hallo‘ sagen …Sag mal hallo , Schätzchen!.
    Außer einem leisen „Öh … öh …“ war nichts zu hören.
    „Mama, wer ist das?“ Das musste Niko sein, ihr ältester Sohn.
    „Das ist Marten, Niko. Aber nun wollen wir seine Zeit nicht unnötig strapazieren. Marten hat sicherlich einen Grund, warum er am heiligen Singlesamstag anruft.“
    „Was ist ein heiliger Singlesamstag, Mama?“, ertönte es aus einer anderen Ecke des Zimmers.
    Toll, das war genau das, was ich von meiner verheirateten, vierfachen Mutter-Freundin hören wollte. Ich räusperte mich.
    „Kannst du mich hören, Julia? Ich brauche das leckere Tomatenrezept von dir. Den Salat, den du letztes Mal gemacht hast. Weißt du, welches ich meine?“
    „Klar, weiß ich das, Marten. Hast
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