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Staatsanwalt sucht  Polizist

Staatsanwalt sucht Polizist

Titel: Staatsanwalt sucht Polizist
Autoren: N. Schwalbe
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sehr entspannt.
       
    * * *
       
    Am Samstag fuhren wir an die Nordseeküste und ließen uns den Wind um die Nase wehen. Ich sammelte mit meinem Neffen und meiner Nichte schöne Muscheln und Steine und dachte immer wieder an Nico. Ich hatte mir überlegt, ihn nach einer Probefahrt in seiner Nachtschicht zu fragen. Das war unverfänglich und vielleicht eine Möglichkeit, um mit ihm ins Gespräch zu kommen.
       
    * * *
       
    Es war Donnerstagmorgen, acht Uhr dreißig. Ich betrat das Gerichtsgebäude und sah Nico bereits im Flur stehen und warten. Er trug wieder seine Uniform und sah einfach umwerfend aus. Neben ihm stand sein Kollege. Ich grüßte die beiden und betrat den Gerichtssaal. Richter Gotthard war schon da und quatschte gerade mit der Gerichtsschreiberin. Ich packte meine Tasche auf den Tisch und zog mir die schwarze Robe über. Meine Hände zitterten ein wenig, ich war wahnsinnig nervös. Sollte ich ihn wirklich ansprechen? Ach, Mensch, Marten, deine Frage ist dermaßen unverfänglich, dass gar nichts passieren konnte. Jetzt oder nie.
    Ich lief wieder auf den Flur hinaus und sah Nico alleine dort stehen. Sein Kollege war offenbar mal austreten.
    „Hallo!“ Unsicher näherte ich mich ihm. Er blickte auf und grüßte zurück.
    „Moin, moin!“
    „Ich wollte mal fragen, ob ich nicht mal bei ein paar Einsätzen dabei sein kann. Vielleicht in einer Nachtschicht?“
    Nico, also Polizeimeister Krohninger, sah mich verwundert an. Er musste mich wirklich für verrückt halten. Ein Staatsanwalt, der Streife fahren wollte.
    „Oh … ähm … soweit ich weiß, ist das gar kein Problem. Sie können zum Beispiel morgen Nacht mitfahren. Fragen Sie einfach bei der Dienststelle nach. Davidswache, PK 15. Ich bin sicher, dass das geht..
    Ich nickte zufrieden. „Super, dann rufe ich gleich heute an..
    Sein Kollege tauchte auf. Mein Mut, das Gespräch fortzusetzen, flitzte um die Ecke und ließ mich schmählich stehen. Also bedankte ich mich und ging wieder in den Gerichtssaal zurück. Das war ja gar nicht so schlecht gelaufen, aber ich hätte mich gerne länger mit ihm unterhalten.
    Zehn Minuten später war die Verhandlung wieder voll im Gange und ich konnte meinen Zeugen aufrufen.
    „Ich rufe Polizeimeister Nico Krohninger in den Zeugenstand..
    Die Gerichtsschreiberin sprach durch ein kleines Mikrofon und innerhalb der nächsten Sekunden wurde die Tür geöffnet. Ein Windstoß fegte meine Blätter vom Tisch, so dass ich das Hereinkommen von Nico nur mit halber Aufmerksamkeit beobachten konnte. Während ich unter dem Tisch meine Papiere einsammelte, sah ich, wie er in seiner maßgeschneiderten, dunkelblauen Uniform auf einem der beiden Stühle in der Mitte des Raumes Platz nahm. Er trug schwarze Schnürschuhe, die auf Hochglanz poliert waren. Als ich wieder auftauchte, war ich puterrot angelaufen und musste erst einmal meine Gedanken sortieren und die weiße Krawatte zurechtrücken. Vorsorglich hatte ich mir ein paar Fragen notiert, die ich beiden Polizisten stellen wollte. Ich wühlte zwischen den losen Blättern herum, bis ich meine Notizen endlich gefunden hatte. Nico sah mich dabei die ganze Zeit aufmerksam an. Gott, sein Blick ging mir durch und durch. Ich musste mich wirklich anstrengen, um mich zu konzentrieren.
    „Also, … Ni … ähm“, ich hustete leicht, um meinen Versprecher zu vertuschen, „Herr Krohninger, bitte schildern Sie den Tathergang aus Ihrer Sicht. Laut Ihrer polizeilichen Aussage … also, ich meinte, laut Ihres Polizeiberichts, waren Sie und Ihr Kollege zufällig am Tatort anwesend. Ist das richtig?“
    Nico nickte und begann zu erzählen. Alles, was er mir zu dem Raubüberfall sagen konnte, war kaum aussagekräftig. Er hatte den Täter nicht bei der Tatausführung gesehen, sondern erst hinterher. Ich stöhnte. Ich konnte seine Aussage kaum verwerten. Als er geendet hatte, sah mich Richter Gotthardt fragend an. Ich überflog meinen Zettel, doch meine Fragen waren alle schon beantwortet, stellte ich mit großem Bedauern fest.
    „Ich habe keine weiteren Fragen an den Zeugen..
    Richter Gotthardt drehte seinen Kopf zur linken Seite. „Herr Verteidiger! Haben Sie noch Fragen an den Zeugen?“
    Mein unsympathischer Anwaltskollege strich sich über den dicken Bierbauch und schüttelte den Kopf.
    „Gut, Herr Krohninger, dann sind Sie entlassen. Vielen Dank für Ihre Aussage.“ Richter Gotthardt nickte Nico zu, der sich daraufhin mit einem kurzen Seitenblick auf mich erhob und den
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