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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman
Autoren: Hef Buthe
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›Wie‹ lässt sich mit ein bisschen Glück vielleicht noch anhand der seit hundertfünfzig Jahren geführten Aufzeichnungen rekonstruieren. Aber das ›Warum‹ sollte dich als Journalist interessieren.«
    »Das wird uns der Inhalt erklären«, grübelte ich laut, denn irgendetwas an der Aufschrift passte nicht in meine Erinnerung an diesen Adler. Wo er sonst den Kreis mit Hakenkreuz in den Fängen gehalten hatte, war die grüne Lackierung abgeschabt und mit einem scharfen Gegenstand ein gleichseitiges Dreieck aus zehn senkrechten Strichen in das Blech geritzt worden.
    »Ich darf den Kasten nicht aufmachen«, brummte Martin, während ich das Gebilde von allen Seiten fotografierte. »Der ist Eigentum der Verwaltung. Nur die kann bestimmen, was damit geschieht.«
    »Und wie soll ich daraus eine Story machen?«, reagierte ich etwas ungehalten. »Was soll ich schreiben, wenn nachher die Telefone nicht mehr still stehen, jeder Leser wissen will, was da drin war, und du samt Verwaltung dich nicht mehr vor neugierigen Kollegen retten kannst?«
    Martin nahm noch einen Schluck und zündete sich die x-te Zigarette an.
    »Ich weiß nicht...«, rang er mit sich. »Das verstößt gegen alle Vorschriften für Funde am, um und im Dom.«
    »Verstößt eine Nazi-Hinterlassenschaft an einem solchen Ort nicht auch gegen sämtliche Vorschriften?«, versuchte ich seine Beamtenhaltung aufzuweichen.
    Da ich Martin schon aus dem Gymnasium kannte, wusste ich, dass er seine Unentschlossenheit gern hinter Sturheit und manchmal Jähzorn verbarg. Eine gefährliche Mischung, die aus einem ehemals viel gefragten Stararchitekten einen bedeutungslosen, mehrfach wegen Körperverletzung vorbestraften Vorarbeiter gemacht hatte.
    »Du hast mich gerufen, um einen historischen Fund zu dokumentieren.  Wenn du ihn nicht öffnest, muss ich behaupten, dass du mich vom Gerüst geschickt hast, um ihn zwischenzeitlich zu manipulieren ...«
    Das saß. Ich hatte seinen schwachen Punkt getroffen und nun zwei Chancen: Entweder schlug er mich zusammen, oder ...
    »Na schön. Wenn du was Falsches schreibst, überlebst du das Wochenende nicht.«
    Er drehte den Kasten so, dass ich das Schnappschloss bequem öffnen konnte, und schüttelte sich in einem Asthma-Anfall.
    »Du solltest dich nicht mit so staubigen Sachen befassen ...«, meinte ich sarkastisch und ließ die Schlossklammer aufspringen.
    Langsam hob ich den Deckel an, der sich knirschend im Scharnier bewegte. Martin beobachtete mich mit halb geschlossenen Augen und griff zum Telefon.
    Der Deckel klappte zurück und schlug scheppernd auf den Schreibtisch.
    »Wen rufst du an?«, fragte ich beiläufig und zerrte an einem Paket, das von gelblichem Ölpapier eingehüllt war.
    »Den Dompropst.«
    Jetzt war Eile angesagt.
    Der Dompropst war der Hausherr im Dom. Wenn er nicht wollte, dann würde ich nie erfahren, was in dem Kasten war. Wie ich den alten Herrn und seine Einstellung zur Presse kannte, würde er keine Sekunde zögern, mich wegen Hausfriedensbruch anzuzeigen.
    Das Papier zerriss und gab den Inhalt frei.
    Heraus fielen eine Reihe von grauen Büchlein mit dem Reichsadler, ein prall gefüllter Ledersack, ein in Leder gebundenes Buch, das nur ein goldenes Dreieck als Prägung auf Vorder- und Rückseite trug, und ein ledernes Etui.
    Mich hatte das Jagdfieber gepackt, sodass ich nicht zugehört hatte, was Martin mit dem Propst gesprochen hatte. Aber es schien nicht positiv für mich zu sein, denn Martin war schon wieder am Grübeln, was er tun sollte.
    Mit fliegenden Fingern blätterte ich die grauen Büchlein durch.
    Es waren alles Soldbücher aus der Nazizeit.
    Der lederne Einband war in einer Sprache gedruckt, die ich nicht lesen konnte.
    Das Etui enthielt ein überdimensioniertes Kartenspiel und der Sack etwas, was wie zwei Kilo weißer Kandiszucker aussah.
    »Los, raus hier.«
    Martins Pranke umspannte mein Genick, zog mich schmerzhaft hoch und beförderte mich aus dem Container.
    Bevor ich mich versah, endete ich im freien Fall auf der Domplatte.
    Etwas zerbarst neben mir, was mal eine Kamera gewesen war.
 
    Glück im Unglück.
    Anders konnte ich es nicht bezeichnen. Die Kamera war zwar ein Totalschaden, aber der Datenspeicher hatte die Tortur überstanden und gab anstandslos die Fotos an meinen Laptop weiter.
    Kurz vor Redaktionsschluss hatte ich meinen Bericht für die Samstagsausgabe fertig.
    Um Martin nicht zu schaden und meine Glaubwürdigkeit nicht in Frage zu stellen, hatte ich den Inhalt der
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