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0566 - Hexenreich

0566 - Hexenreich

Titel: 0566 - Hexenreich
Autoren: Jason Dark
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Möglicherweise spürt sie das gleiche wie ich, nur kann sie sich eben nicht so verständlich machen.«
    »Wir werden sehen.« Bill zog seine Frau wieder zurück. Beobachtet wurden die beiden von den klugen Blicken der Wölfin. »Der Abend ist noch nicht beendet.«
    Sheila schritt achselzuckend an ihrem Mann vorbei. »Auch ich habe das Gefühl, daß wir vor einer besonderen Nacht stehen.« Sie hob einen Finger. »Laß dir gesagt sein, Bill, es passiert etwas. Das… das muß einfach so sein.«
    »Mal sehen.«
    Im großen Wohnraum erkundigte sich Bill, ob Sheila etwas trinken wollte.
    Sie lächelte ihn an. »Vielleicht einen kleinen Whisky?«
    »Ja, gern.«
    »Auch wenn es nicht jedermanns Sache ist, Bill, ich hätte ihn gern mit Eis.«
    »Das hole ich dir.«
    Die Würfel klingelten, als Bill das Glas drehte und es seiner Frau in die Hand drückte. Sheila saß so, daß sie gegen die breite Scheibe des Fensters und hinaus in den Garten schauen konnte. Zudem beobachtete sie einen Teil des Himmels, der nicht ganz dunkel war, obwohl kein Vollmond leuchtete. Ein blasser Schein überzog ihn wie ein ferner Sternenglanz.
    Sie trank in kleinen, langsamen Schlucken – und setzte das Glas hastig ab, als sie Bills Stöhnen hörte. »Was ist?« flüsterte sie erschreckt, »was hast du?«
    Bill, der sich ebenfalls hatte setzen wollen, stand noch gebückt.
    Einen Arm hielt er ausgestreckt und stemmte seine Hand auf die Lehne des Sessels. Schweiß war ihm auf die Stirn getreten, und er atmete heftig durch den Mund. »Meine Brust«, flüsterte er, »Verflixt noch mal. Ich habe das Gefühl, als würde die Haut brennen.« Er hob den Blick, und Sheila, die sich erhoben hatte, sah das Flackern in seinen Augen.
    »Meine Güte, du…« Sie wollte ihn anfassen, doch der Reporter wehrte ab.
    »Nein, laß mich bitte.« Er rutschte in den zweiten Sessel, streckte die Beine aus und preßte seine Hand auf die schmerzende Stelle an der linken Brustseite.
    »Ist es das Herz?« erkundigte sich Sheila. Sorge schwang in ihrer Stimme mit.
    »Nein, Mädchen, das nicht.« Bill grinste verzerrt. »Es ist kein innerlicher Schmerz, eher körperlich. Als hätte ich eine Wunde.«
    Sheila wollte lachen, aber sie verschluckte es, als sie in Bills gequältes Gesicht schaute. »Kann ich mal sehen?« fragte sie dann. »Bitte, knöpf dein Hemd auf.«
    Sie schaute zu, wie ihr Mann mit zitternden Fingern die Knöpfe öffnete. Sheila schlug die beiden Hälften des Hemdes zur Seite und schaute sich Bills Brust an.
    Da sah sie den Fleck.
    In einer rötlichen Farbe hob er sich von der übrigen Haut ab. Es war ein Sigill, ein Stigma, ein Zeichen, und Sheilas Gesicht verlor allmählich an Farbe.
    »Was ist denn?« fragte Bill. »Was hast du?« Er atmete heftig. Er selbst konnte den Abdruck auf seiner Brust nicht sehen, sein Blickwinkel war ein anderer.
    Sheila gab noch keine Antwort. Mit der Spitze des Zeigefingers zeichnete sie den rötlich schimmernden Abdruck nach, der die Umrisse eines Dreiecks besaß.
    Das merkte Bill. Er versteifte für einen Moment, bevor er saugend einatmete. »Meine Güte, sag nur nicht, daß es dieses verdammte Zeichen ist.«
    »Doch, Bill. Alvas Flammenkuß!«
    »Verflucht!« keuchte der Reporter und bäumte sich hoch, weil erneut Schmerzen von diesem Dreieck ausstrahlten. Diese Schmerzen trieben ihm die Tränen in die Augen.
    Sheila hatte genau erkennen können, wie sich das Dreieck aufgepumpt hatte. Es war in seiner Farbe viel intensiver geworden und glänzte nun in einem tiefen, beinahe schon gefährlich aussehenden Rot.
    Bill schielte auf seine Brust und sah auch, daß Sheila wieder die Hand ausstreckte. »Bitte, nein, nicht berühren. Im Moment geht es. Laß mich.«
    Sie nickte und richtete sich auf. Ihr besorgter Blick streifte ihren Mann, der noch immer im Sessel lag und schwerfällig atmete. Der Schweiß glänzte auf seinem Gesicht und rann bereits in schmalen Bahnen über das Kinn hinweg an seinem Hals entlang.
    Auch Sheila fürchtete sich. Feuchte Handflächen rieb sie aneinander. Sie kannte das Dreieck auf der Brust ihres Mannes. Es war das Erbe einer verdammten Hexe, in deren Gefangenschaft Bill vor Jahren geraten war. [1]
    Die Hexe, sie hieß Alva, hatte Bill mit ihrem mörderischen Flammenkuß gefoltert und hatte ihn auch töten wollen, soweit war es zum Glück nicht mehr gekommen, aber das Erbe hatte der Reporter leider Gottes behalten. Eine schwache, dreieckige Narbe nur, an die er auch nie dachte, weil sie weder juckte noch
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