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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition)
Autoren: Arthur C. Clarke
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sollte, wurde mir zum ersten Mal so richtig bewusst, dass ich jetzt dabei war, die letzte Verbindung zur Erde aufzugeben. Ein Motor begann zu summen, und die Metallwände der »Sirius« glitten schnell an mir vorüber. Mein Ausblick auf Port Goddard weitete sich. Jetzt konnte ich alle die Verwaltungsgebäude sehen, die sich am Rande des Hochplateaus drängten, ebenso die großen Lagertanks für den Treibstoff, die seltsame Maschinerie des Werkes, das flüssigen Sauerstoff herstellte, und den Flugplatz mit seinen Düsenmaschinen und Hubschraubern. Und jenseits davon lagen – unberührt von allem, was Menschenhand hier geschaffen hatte – die ewigen Berge und Wälder.
    Der Aufzug hielt mit einem sanften Ruck an, und das Gatter öffnete sich auf einen kurzen Laufsteg, der zum Schiff führte. Ich ging hinüber, trat durch die offenstehenden Türen der Luftschleuse, und der gleißende tropische Sonnenschein wich dem kaltgrellen elektrischen Licht im Kontrollraum des Schiffes.
    Der Pilot saß schon in seiner Sitzschale und kontrollierte seine Instrumente. Er drehte sich herum, als ich eintrat, und lächelte mich freundlich an.
    »Sie sind also der berühmte Roy Malcolm, wie? Nun, ich werde versuchen, Sie in unbeschädigtem Zustand auf der Station abzuliefern. Sind Sie schon mal in einer Rakete geflogen?«
    »Nein«, antwortete ich.
    »Na, machen Sie sich nur keine Sorgen. Es ist lange nicht so schlimm, wie manche Leute meinen. Machen Sie es sich in diesem Liegesitz dort bequem, schnallen Sie sich an und warten Sie die Ereignisse in aller Ruhe ab. Wir haben noch zwanzig Minuten Zeit bis zum Start.«
    Ich streckte mich bequem in der pneumatischen Andruckwanne aus. Ich glaube nicht, dass ich Angst hatte, aber ich war bestimmt sehr aufgeregt. Nach all diesen Jahren, in denen ich nur davon geträumt hatte, war ich jetzt wirklich an Bord eines Raumschiffes. In wenigen Minuten würden mich mehr als hundert Millionen Pferdekräfte in den Himmel hinaufschleudern.
    Ich schaute mich in der Kabine um. Das meiste, was ich darin sah, kannte ich schon von Filmen und Fotos her, und ich wusste auch, wozu die einzelnen Instrumente dienten. Die Armaturentafel eines Raumschiffes ist in Wirklichkeit nicht so sehr kompliziert, weil die meisten Steuervorgänge automatisch ablaufen.
    Der Pilot sprach durch die Radioanlage mit dem Kontrollturm und gab die Startmeldung durch. Hin und wieder wurde er durch eine Zeitansage unterbrochen:
    »Minus fünfzehn Minuten … minus zehn Minuten … minus fünf Minuten.« Obwohl ich alles schon oftmals gehört habe, erregt es mich doch jedes Mal wieder. Und diesmal erlebte ich es nicht am Fernsehschirm, sondern in Wirklichkeit.
    Endlich sagte der Pilot:
    »Umschaltung auf Automatik.«
    Er legte einen großen roten Hebel um; dann seufzte er erleichtert auf, streckte seine Arme einen Moment und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
    »Das ist immer ein schönes Gefühl«, sagte er. »Die nächste Stunde kann ich faulenzen.«
    Er meinte das natürlich nicht im Ernst. Obwohl von jetzt an der »automatische Pilot« das Schiff steuern würde, musste er doch darauf achten, dass alles planmäßig ablief. In einem Notfall – oder wenn der Roboterpilot irgendeinen Fehler machte, musste er die Kontrolle sofort wieder übernehmen.
    Das Schiff begann zu vibrieren, als die Treibstoffpumpen zu arbeiten anfingen. Ein kompliziertes Muster von sich überschneidenden Linien war jetzt auf dem Fernsehschirm zu sehen. Wahrscheinlich hatte es etwas mit dem vorberechneten Kurs zu tun, den die Rakete einschlagen sollte. Eine Reihe von kleinen Glühlampen wechselte nacheinander von Rot zu Grün. Als die letzte Lampe ihre Farbe veränderte, rief mir der Pilot noch schnell zu:
    »Jetzt schauen Sie zu, dass Sie ganz flach liegen!«
    Ich schmiegte mich in meine Andruckwanne hinein – und im nächsten Moment hatte ich das Gefühl, als ob eine mächtige Last auf mich herabgefallen wäre. In meinen Ohren rauschte und dröhnte es, und es kam mir vor, als wöge ich plötzlich tausend Kilo. Ich musste mich wirklich anstrengen, um zu atmen; es war jetzt nicht länger eine Tätigkeit, die man seiner Lunge überließ, ohne sich darum zu kümmern.
    Dieses äußerst unbehagliche Gefühl dauerte glücklicherweise nur wenige Sekunden; dann hatte ich mich schon ein wenig daran gewöhnt. Die eigenen Motoren des Schiffes waren noch nicht in Tätigkeit; wir wurden zurzeit von der Schubkraft der Zusatzraketen emporgetrieben, die nach dreißig Sekunden
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