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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition)
Autoren: Arthur C. Clarke
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völligen Chaos. Was dort, ungefähr fünfzehnhundert Meter von unserem Schiff entfernt, im Weltraum schwebte, war ein großes, offenes Gitterwerk von spinnwebdünnen Streben in der Form einer flachen Diskusscheibe. Hier und da ragten auf seiner Oberfläche kugelförmige Gebäude verschiedener Größen hervor; sie waren untereinander durch Röhren verbunden, die weit genug waren, dass ein Mann hindurchgehen konnte. Im Zentrum der Diskusscheibe befand sich die größte Kugel; sie war überall mit winzigen Bullaugen besetzt, und Dutzende von Radioantennen ragten von ihr nach allen Seiten hinweg.
    Mehrere Raumschiffe, von denen einige fast völlig abgetakelt waren, hatten an verschiedenen Stellen der Diskusscheibe festgemacht. Sie kamen mir vor wie große Fliegen, die sich in einem Spinnennetz gefangen hatten. Männer in Raumanzügen arbeiteten an ihnen herum, und manchmal flammte der grelle Schein ihrer Schweißbrenner zu mir herüber.
    Andere Schiffe wiederum schwebten frei in dem Raum rings um die Station. Sie schienen dabei keine bestimmte Ordnung einzuhalten; jedenfalls konnte ich darin kein System erkennen. Einige von ihnen waren stromlinienförmige Raketen mit Flügelflossen – so wie das Schiff, das mich heraufgebracht hatte. Andere waren die eigentlichen Weltraumschiffe, die hier außerhalb der Atmosphäre erbaut und dazu bestimmt waren, Frachten von einer Welt zur anderen zu befördern, ohne dabei selbst jemals auf einem Planeten zu landen. Es waren gespenstische, unirdisch erscheinende Konstruktionen, die dünn und zerbrechlich aussahen; gewöhnlich hatten sie eine kugelförmige luftdichte Kabine für die Mannschaft und die Passagiere und größere Tanks für den Treibstoff. Sie waren natürlich nicht stromlinienförmig gestaltet; die Kabinen, die Tanks und Motoren waren einfach durch dünn wirkende Verstrebungen miteinander verbunden. Beim Anblick dieser Schiffe musste ich unwillkürlich an einige uralte Illustrierte denken, die ich einmal in die Hand bekommen hatte und die mir enthüllten, wie sich unsere Großväter ein Raumschiff vorgestellt hatten. Jene Bilder stellten alle schlanke geflügelte Projektile dar, die eher wie Bomben aussahen. Die Zeichner dieser Bilder hätte die Wirklichkeit sicher sehr in Erstaunen versetzt; vielleicht hätten sie jene seltsamen Gebilde da drüben gar nicht als Raumschiffe erkannt.
    Ich machte mir gerade Gedanken darüber, wie wir wohl an Bord der Station gelangen würden, als ich plötzlich ein Objekt ziemlich schnell auf unser Schiff zukommen sah. Es war ein kleines zylinderförmiges Rohr – gerade groß genug, um einen Mann aufzunehmen –, und es war auch wirklich ein Mann darin; ich konnte seinen Kopf durch die Kunststoffscheiben am vorderen Ende des Zylinders sehen. Lange, gegliederte Arme ragten aus dem Rumpf der Maschine hervor, die ein dünnes Kabel hinter sich herzog. Ich konnte gerade noch den schwachen nebligen Düsenstrahl des winzigen Raketenmotors erkennen, der dieses Miniaturraumschiff antrieb.
    Der Mann im Innern hatte mich offenbar gesehen; er grinste mir zu, während ich vorbeischoss. Gleich darauf hörte ich an der Hülle unseres Schiffes einen beängstigenden Schlag ertönen. Der Pilot lachte, als er mein erschrockenes Gesicht sah.
    »Das war nur das Schleppkabel, das eben angekuppelt wurde. Es funktioniert durch magnetische Anziehungskraft. Wir werden nun gleich in Bewegung geraten.«
    Ich spürte einen schwachen Ruck, und unser Schiff drehte sich langsam, bis es parallel zu der großen Diskusscheibe der Station im Raum lag. Die Magnetplatte des Kabels war mittschiffs angesetzt worden, und die Station holte uns nun herein wie ein Angler einen Riesenfisch. Der Pilot drückte auf einen Knopf an seiner Armaturentafel, und ein Motor begann leise zu summen; unser Fahrgestell wurde ausgefahren. Das war eine Maßnahme, die man hier draußen im Weltraum nicht erwartet hätte, aber die Idee war durchaus vernünftig. Die Stoßdämpfer des Fahrgestells waren sehr gut dazu geeignet, den sanften Anprall aufzufangen, wenn das Schiff auf der Station aufstieß.
    Wir wurden so langsam herangezogen, dass es fast zehn Minuten dauerte, ehe wir die kurze Strecke hinter uns brachten. Dann gab es einen leichten Ruck, als wir »aufsetzten«, und jetzt waren wir endgültig angelangt.
    »Nun«, sagte der Pilot lächelnd, »ich hoffe, unsere Reise hat Ihnen Spaß gemacht. Oder hätten Sie lieber etwas Aufregenderes erlebt?«
    Ich schaute ihn argwöhnisch an. Wollte er mich
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