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In Todesangst

Titel: In Todesangst
Autoren: Linwood Barclay
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Patty einen Blick zu. »Du hast mir erzählt, du würdest die Kleine kaum kennen. Und jetzt höre ich, ihr seid Freundinnen?«
    Mehr als das, dachte ich.
    »Ich wollte nicht, dass ihr etwas passiert«, erklärte Patty. »Damals jedenfalls.«
    Veronica gab einen Seufzer von sich. »Junge Mädchen«, sagte sie kopfschüttelnd.
    »Ich kapier’s einfach nicht«, sagte ich.
    »Was?«
    »Wie können Sie noch in den Spiegel sehen? Wie bringen Sie es fertig, sich liebevoll um Ihren Enkel zu kümmern und gleichzeitig Menschen als Sklaven auszubeuten, die voller Hoffnungen in unser Land gekommen sind?«
    Veronica warf mir einen empörten Blick zu. »Diese Leute kriegen anständige Jobs. In Hotels, Restaurants, auf dem Bau. Hier haben sie es tausendmal besser als in ihren Heimatländern. Haben Sie sich schon mal gefragt, warum keiner von ihnen zurückgeht?«
    »Ach ja? Wie sollten sie das denn anstellen? Was müssen sie zahlen, um überhaupt hierherkommen zu dürfen? Was für Lügengeschichten werden ihnen aufgetischt, um sie glauben zu machen, dass hier ein besseres Leben auf sie wartet?«
    Veronica erwiderte nichts. Offenbar war ihr die Lust vergangen, weiter mit mir zu diskutieren. Ich wandte mich zu Patty. »Du weißt, dass sie Sydney töten wird. Und mich und Bob auch.«
    Patty schwieg.
    »Und dich wahrscheinlich auch«, sagte ich.
    »Hör nicht auf ihn«, sagte Veronica. »Du hast es vermasselt, aber dank dir haben wir jetzt wieder alles im Griff. Gut, dass du uns gesagt hast, wo wir deine Freundin finden.« In ihren Augen spiegelte sich blanke Wut. »Wo sind die anderen?«
    »Sie müssen jede Sekunde hier sein«, erwiderte Patty. »Wenn Sie deinen Wagen sehen …«
    »Den habe ich um die Ecke hinter einem Souvenirladen abgestellt«, sagte sie. »Also, du gehst jetzt ein Stück nach vorn und hältst sie an. Erzähl ihnen, dass Mr Blake sich den Knöchel verstaucht hat. Im Lügen bist du ja erste Klasse.« Sie lächelte. »Nicht wahr, Süße?«
    Zögernd machte Patty zwei Schritte.
    »Geh schon!«, zischte Veronica.
    Patty lief los.
    »In Milford war die Hölle los«, sagte ich zu Veronica. »Schon gehört?«
    Sie sah mich unverwandt an.
    »Gary und Carter sind tot. Und Owen liegt im Krankenhaus.«
    Auch wenn sie keine Miene verzog, war ihr deutlich anzusehen, dass sie nichts davon wusste. Sie gab sich schlicht zu viel Mühe, ihre Überraschung zu verbergen.
    »Die Sache ist gelaufen, Veronica. Es wäre schlauer, wenn Sie sich schleunigst aus dem Staub machen würden. Vielleicht bleibt Ihnen so noch eine winzige Chance, ungeschoren davonzukommen.«
    »Halten Sie den Mund«, fuhr sie mich an.
    »Zurück können Sie jedenfalls nicht. In Ihrem Hotel wimmelt es garantiert nur so von Cops. Und Owen wird wahrscheinlich auch gegen Sie aussagen, wenn sich ein Handel mit der Polizei einfädeln lässt. Tja, Sie sehen verdammt alt aus, wenn Sie mich fragen.«
    »Ich habe einflussreiche Freunde«, gab sie zurück, aber sie klang nicht sonderlich überzeugt.
    »Tatsächlich? In Seattle vielleicht? Hat Ihnen einer dieser Freunde zufällig auch das Wegwerfhandy geschickt, mit dem Sie mich angerufen haben?«
    »Schluss jetzt!«, fauchte sie.
    »Mir ist völlig egal, wie viele Freunde Sie haben. Über kurz oder lang wird man Sie fassen. Das Spiel ist aus, Veronica.«
    Ihre Augen blitzten, während sie mich über den Lauf ihrer Waffe ansah. »Das sehe ich anders.«
    Das entfernte Dröhnen eines Motors drang an meine Ohren. Dann hörte ich Pattys Stimme. »Hierher, hierher!«
    Meine Pistole lag auf dem Grund des Flusses, aber Bob hatte seine Waffe noch. Das Problem war nur, dass er nicht wusste, was ihn erwartete. Und da ich keine Chance hatte, Veronica zu überwältigen – sie war schlau genug, mir nicht zu nahe zu kommen –, musste ich warten, bis Bob und Syd in Rufweite waren.
    Ich hörte, wie eine Wagentür geöffnet wurde, und dann, wie Sydney einen Jubelschrei ausstieß. Offenbar fielen sich die Mädchen gerade in die Arme. Meine beiden Töchter. Und wie es aussah, lieferte Patty eine wahrhaft oscarreife Show ab.
    Dann hörte ich eilige Schritte.
    Verdammt. Das hatte noch gefehlt. Sie waren ausgestiegen und kamen über die Brücke zu uns gelaufen.
    »Nein!«, brüllte ich, so laut ich konnte. »Haut ab!«
    »Scheiße!«, schrie Veronica und drückte ab.
    Ich versuchte mich mit einem Satz aus der Schusslinie zu bringen, war aber nicht schnell genug. Ein glühend heißer Schmerz durchzuckte mein Ohr, und als ich instinktiv die Hand
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