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In Todesangst

Titel: In Todesangst
Autoren: Linwood Barclay
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erzählt? Du hättest mich doch nur anrufen müssen. Dann wären wir zusammen hergefahren.«
    Ihre Mundwinkel zuckten. »Ich … ich war sauer auf Sie. Wegen neulich Abend, als Sie gesagt haben, Sie hätten schon eine Tochter, um die Sie sich Sorgen machen müssten. Ich wollte, dass Sie stolz auf mich sind. Ich wollte Syd auf eigene Faust zurückbringen.«
    »Oh, Patty«, sagte ich. »Bist du deshalb nicht ans Handy gegangen?«
    Sie nickte. »Ich wollte es selbst durchziehen. Aber als ich hierherkam, war Syd schon weg. Und mein Handy habe ich abgeschaltet. Ich wollte einfach mit niemandem reden.«
    »Du hast Syd eine Nachricht hinterlassen«, sagte ich.
    »Ja, aber sie hat sie wohl nicht bekommen.«
    »Du hast sie unter der falschen Tür durchgeschoben.«
    »Mist.«
    »Wie lange wartest du schon hier auf Syd?«
    »Eine ganze Weile. Ich komme alle paar Stunden her.«
    »Offenbar hatte Syd große Angst«, sagte ich. »Ich nehme an, dass sie einen von den Typen gesehen hat, die hinter ihr her sind. Deshalb hat sie die Pension Hals über Kopf verlassen.«
    Pattys Augen weiteten sich.
    Ich fasste sie an den Schultern. »Das kriegst du nicht allein hin, Patty. Die Typen, die nach Syd suchen, sind wahnsinnig gefährlich. Das sind eiskalte Killer. Und ich glaube, dass sie ebenfalls hier sind. Jedenfalls ist uns ein Wagen gefolgt.«
    »Uns?«
    »Mir und Bob. Wir sind zusammen hierhergefahren.«
    »Wie haben Sie erfahren, dass Syd hier ist?«
    »Ein gewisser Owen hat es mir verraten. Nachdem ich ihn ins Knie geschossen hatte. Anschließend sind wir direkt losgefahren.«
    Urplötzlich kam mir in den Sinn, was Detective Jennings mir am Handy erzählt hatte.
    »Patty«, sagte ich. »Wann hat Syd dich angerufen und dir gesagt, dass sie hier in Stowe ist?«
    »Gestern«, erwiderte sie.
    »Und das war ihr erster Anruf?«
    »Hmm?«
    »Hat sie dich gestern zum ersten Mal angerufen? Von hier aus, meine ich.«
    »Ja.«
    »Komisch«, sagte ich. »Nachdem du auch verschwunden warst, hat die Polizei nämlich überprüft, welche Telefonate auf deinem Handy geführt wurden.«
    »Und?«
    »Du bist mehrmals aus Stowe angerufen worden. Und nicht erst gestern, sondern schon vor Wochen.«
    »Das ist doch Schwachsinn«, gab sie zurück. »Die haben irgendwas verwechselt.«
    »Das glaube ich kaum.«
    »Ich verstehe kein Wort«, erwiderte sie.
    »Hat Syd dich schon vorher kontaktiert? Stand sie die ganze Zeit über mit dir in Verbindung?« Ich sah sie ernst an. »Sag mir die Wahrheit, Patty.«
    Sie öffnete den Mund, aber kein Wort drang heraus. »Was?«, platzte sie dann heraus. »Sind Sie verrückt geworden?«
    »Ich versuche bloß zu verstehen, was hier los ist«, sagte ich. »Und ich kapier’s einfach nicht. Warum sollte Syd ausgerechnet dich bitten, hierherzukommen? Warum hat sie nicht mich oder ihre Mutter angerufen?«
    »Keine Ahnung!«, schrie sie. »Woher soll ich das wissen?«
    »Verdammt noch mal, Patty! Du musst mir die Wahrheit sagen! Was ist passiert?«
    »Die Wahrheit?«, fuhr sie mich an. »Ich werde Ihnen die Wahrheit sagen. Mein ganzes Leben ist ein einziger beschissener Witz. Ein Haufen Scheiße, das ist die Wahrheit!«
    »Patty …«
    »Und wissen Sie auch, warum? Wer schuld an allem ist?«
    »Patty, wir haben jetzt keine Zeit, darüber zu reden. Wir müssen herausfinden, wo …«
    »Klar, meine Eltern sind schuld. Aber nicht allein!«, fauchte sie. »Soll ich Ihnen sagen, wer die Verantwortung trägt? Sie! Sie haben alles kaputt gemacht! Von Anfang an! Sie!«
    »Patty …« »Weil Sie der Grund dafür sind, dass ich hier bin«, sagte sie. »Sie sind der Grund, warum ich überhaupt existiere.«
    Ich schwieg einen Moment. »Ich weiß«, sagte ich dann.
    »Was?«
    »Ich weiß Bescheid. Ich habe mit deiner Mutter gesprochen. Und den Bericht gelesen. Du hast ihn gefunden, stimmt’s? Den Bericht des Detektivs.«
    Mit steinerner Miene starrte sie mich an. »Ja.«
    »Du bist meine Tochter«, sagte ich.
    »Ja«, erwiderte sie. »Ist ein Ding, was?«
    »Warum hast du nichts gesagt? Du wusstest doch bereits alles, als du Syd kennengelernt hast, oder?«
    »Darum habe ich mich überhaupt mit ihr angefreundet«, sagte sie leise. »Der Sommerkurs in Mathe war die ideale Gelegenheit. Ich habe mich an Syd rangeschmissen, weil ich Sie kennenlernen wollte. Meinen richtigen Vater.« Sie hielt einen Moment lang inne, bevor sie weitersprach. »Und jetzt kenne ich Sie. Sie haben mir Ihr wahres Gesicht gezeigt. Neulich, als Sie mir gesagt haben, dass
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