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In Todesangst

Titel: In Todesangst
Autoren: Linwood Barclay
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gutes Stück hinter uns.«
    »Da vorn ist die Brücke«, sagte Bob.
    Ich kniff die Augen zusammen, aber im Dunkel ließ sich beim besten Willen nicht erkennen, ob sich jemand auf der überdachten Brücke aufhielt.
    »Soll ich anhalten?«, fragte Bob.
    »Nein«, antwortete ich. »Nicht, solange uns jemand folgt. Fahr über die Brücke und um die nächste Ecke. Ich springe dann aus dem Wagen und laufe zu Fuß zur Brücke.«
    »So machen wir’s«, gab er zurück. »Hast du meine Handynummer?«
    Ich notierte sie mir auf der Rückseite des Zettels, der für Syd hinterlassen worden war, schrieb meine eigene Nummer an den Rand, riss die Ecke ab und reichte sie ihm.
    Im selben Moment passierten wir bereits die Brücke. Der andere Wagen, ein dunkler, bedrohlicher Schatten, hielt sich etwa fünfzig, sechzig Meter hinter uns.
    »Okay«, sagte Bob. »Mach dich bereit.«
    Er bog links ab und trat aufs Gas. Dann ging er abrupt in die Eisen, während ich die Beifahrertür aufriss. Ich war bereits halb draußen, als Bob ein scharfes Zischen ausstieß.
    »He!«, flüsterte er. »Vergiss die Knarre nicht!«
    Um ein Haar wäre ich über meine eigenen Füße gestolpert, als Bob mir die Ruger gab. Ich steckte sie ein und tauchte in die Schatten der nächstgelegenen Einfahrt, während Bob weiterfuhr.
    Zwei Sekunden später bog der Wagen mit abgeschalteten Scheinwerfern um die Ecke. Es war ein Dodge Charger mit getönten Scheiben. Unmöglich zu erkennen, ob eine oder mehrere Personen darin saßen.
    Aber vorerst hatten wir den Fahrer ausgetrickst. Während der Wagen Bob folgte, lief ich im Schatten der Häuser zur Brücke. Nichts war zu hören außer dem Geräusch meines Atems und dem Widerhall meiner Schritte auf dem Asphalt.
    Als ich die Brücke erreicht hatte, wartete ich einen Augenblick, bis sich meine Augen halbwegs an das Dunkel gewöhnt hatten.
    »Patty?«, rief ich. Nicht sehr laut, aber laut genug.
    Ich wartete zwei Sekunden und rief abermals: »Patty?«
    »Mr Blake?«
    Ich sah, wie sich ein dunkler Umriss hinter einem Pfeiler in der Mitte der Brücke bewegte. »Patty!«, stieß ich hervor und eilte auf sie zu.
    Ich erwartete, dass sie auf mich zulaufen würde, doch beim Näherkommen sah ich, dass sie wie angewurzelt dastand, als sei sie sich nicht sicher, dass ich es war.
    Schließlich stand ich vor ihr, nahm sie in die Arme und drückte sie an mich. »Was, zum Teufel, machen Sie denn hier?«, fragte sie.
    »Alles okay mit dir?«, fragte ich.
    »Ja, alles okay«, und ich spürte, wie sie meine Umarmung erwiderte, sich einen Moment fest an mich klammerte. »Warum fragen Sie?«
    Ich ließ sie los und sah ihr in die Augen. »Ich dachte, du wärst tot.«
    Sie blickte mich unverwandt an. »Wie kommen Sie denn auf so was?«
    Ich schloss sie ein weiteres Mal in die Arme. Endlich hatte ich sie wieder – das Mädchen, das meine zweite Tochter war.
    »Was ist denn los, Mr Blake?«, fragte sie. »Sie weinen ja.«
    »Nicht der Rede wert«, sagte ich. »Ich bin nur froh, dass ich dich endlich gefunden habe.« Ich versuchte mich zu konzentrieren. »Warum hast du dich nicht gemeldet? Du meine Güte, wir haben uns große Sorgen um dich gemacht.« Carol Swain kam mir in den Sinn. Sie hatte sich zwar nicht sonderlich betroffen gezeigt, aber selbstverständlich musste sie erfahren, dass es ihrer Tochter gut ging. »Du musst deine Mutter anrufen«, sagte ich. »Das ist wohl das Mindeste, was du tun kannst.«
    Patty verdrehte die Augen. »Ja, mache ich dann schon.«
    »Das will ich hoffen.« Ich hielt einen Moment inne. »Patty, hast du Syd gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie sind Sie hierhergekommen?«, fragte sie. »Wie haben Sie herausgekriegt, dass …«
    »Das wollte ich gerade dich fragen«, sagte ich. So überwältigt ich von meinen Gefühlen auch sein mochte, gab es doch eine Menge unbeantwortete Fragen. »Was machst du hier?«
    Patty schien sich nicht sicher zu sein, was sie antworten sollte. »Na ja, ich bin auf der Suche nach Sydney.«
    »Darauf bin ich auch schon gekommen«, sagte ich. »Aber woher wusstest du, dass sie hier ist?«
    »Sie hat mich angerufen«, erklärte Patty rasch.
    »Wann?«
    »Gestern«, sagte Patty.
    »Wie geht es ihr? Ist alles in Ordnung mit ihr?«
    »Ja, klar, alles okay. Ihr geht’s gut.«
    Ein Stein fiel mir vom Herzen, aber mir brannten noch jede Menge andere Fragen auf der Zunge. »Wie bist du hierhergekommen?«
    »Na ja, per Anhalter. Hat ein bisschen gedauert.«
    »Warum hast du mir nichts davon
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