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In Todesangst

Titel: In Todesangst
Autoren: Linwood Barclay
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wollte. Und gleichzeitig kam mir, dass der tote Mann ja vielleicht ein Handy dabeihatte, und dann habe ich seine Jacke durchsucht. Oh, Daddy, überall war Blut, so schrecklich viel Blut …«
    »Beruhige dich, Syd«, sagte ich leise.
    »Und dann habe ich Patty angerufen und ihr erzählt, was passiert war.«
    Ich sah Patty an. Sie senkte den Blick.
    »Patty hatte sofort eine Idee. Sie hat sich ins Hotel geschlichen, den Feueralarm ausgelöst und ist dann wieder nach draußen gelaufen, zum Fenster von dem Zimmer, in dem ich eingeschlossen war – Gott sei Dank befand es sich im Erdgeschoss. Ich habe das Fenster hochgeschoben, aber es ließ sich nur etwa zwanzig Zentimeter weit öffnen, und davor war ein Fliegenschutzgitter. Patty hat den Fliegenschutz herausgetreten, und ich habe mich durch den Spalt gequetscht, ich dachte, ich schaffe das nie, aber Patty hat mir geholfen, und schließlich war ich draußen.« Syd hielt einen Moment inne, um Atem zu schöpfen. »Aber das hat sie dir ja sowieso schon erzählt, oder?«
    »Ja, klar«, log ich.
    »Und Patty hatte alles im Griff, sie war echt supercool. Sie hat gesagt, ich müsse sofort abhauen. Weil ich diesen Mann erschossen hatte. Sie meinte, die Polizei würde mir sowieso nicht glauben, dass Teenager ein rotes Tuch für die Cops wären und dass die Typen aus dem Hotel mich jagen würden. Ich solle mich einfach nur darauf konzentrieren, Land zu gewinnen, sie würde euch und der Polizei schon alles erklären. Und genau das habe ich dann auch gemacht.«
    Wieder holte sie tief Luft, ehe sie fortfuhr. »Ich habe das Auto auf einem Supermarktparkplatz stehen lassen, weil mir klar war, dass sie nach dem Civic Ausschau halten würden, und bin nach Stowe getrampt. Einer von Evans Freunden hatte hier mal einen Ferienjob – na ja, jedenfalls dachte ich, es wäre ein guter Ort, um mich zu verstecken, bis ich wieder nach Hause kommen konnte. Patty wollte mir Bescheid geben, sobald die Luft wieder rein war, und …«
    »Syd«, unterbrach ich sie. »Sag Bob, dass er uns hier auf der Brücke abholen soll. Alles Weitere können wir dann auf dem Rückweg besprechen, okay?«
    Patty hatte mir den Rücken zugedreht und wählte gerade eine Nummer auf ihrem Handy.
    »Moment«, sagte ich zu Syd. Ich wandte mich zu Patty: »He, wen rufst du da an?«
    »Meine Mutter«, schnauzte sie. »Sie haben doch selbst gesagt, dass ich das tun soll.«
    Um ein Haar hätte ich ihr das Handy abgenommen, doch stattdessen sagte ich zu Syd: »Reich mich doch mal kurz an Bob weiter, Schatz.«
    »Ja?«, drang Bobs Stimme an mein Ohr.
    »Was ist mit dem Wagen, der uns verfolgt hat?«, fragte ich.
    »Ich glaube, den habe ich abgehängt. Ich stehe hier vor einem Hotel und habe die Scheinwerfer ausgeschaltet.«
    »Okay. Wie wär’s, wenn du mich und Patty hier abholst? Und dann sollten wir hier schleunigst abhauen, wenn du mich fragst.«
    »Erstklassige Idee«, sagte Bob. »Hör mal, es ist eine Menge Mist passiert in letzter Zeit, aber es gibt auch gute Nachrichten.«
    »Was?«
    »Ich habe Syd gefragt, ob Evan ihr ein Brötchen in den Ofen geschoben hat. Aber sie ist nicht schwanger. Na also, oder?«
    »Bob!«, hörte ich Syd kreischen, und eine halbe Sekunde später war sie wieder dran. »Der tickt ja wohl nicht richtig!«
    »Mach dir keine Gedanken«, sagte ich. »Wichtig ist nur, dass wir dich endlich wiederhaben.«
    Im selben Augenblick hörte ich Pattys Stimme. »Ich bin hier auf der Brücke«, sagte sie. »Mit Mr Blake. Bob und Sydney kommen jede Sekunde vorbei, um uns abzuholen, und dann wollen sie zurückfahren.«
    Dann war Bob wieder am Apparat. »He, Tim«, sagte er. »Das, was Syd dir da gerade erzählt hat, hört sich ziemlich merkwürdig an, wenn du mich fragst.«
    »Allerdings«, gab ich zurück, während ich Patty ansah, die ihr Handy wieder einsteckte. »Beeil dich, Bob.«
    Ich klappte mein Handy zu. Patty musterte mich nervös, als ich einen Schritt auf sie zutrat.
    »Warum hast du das getan?«, fragte ich. Die Worte klangen ungehaltener als beabsichtigt. »Wieso hast du Syd diese Lügengeschichte aufgetischt? Was hast du dir bloß dabei gedacht?«
    »Schreien Sie mich nicht an«, sagte sie.
    Ich fasste sie an den Schultern. »Das nennst du schreien? Patty, um Himmels willen, warum hast du das getan?«
    Sie versuchte sich aus meinem Griff zu winden, doch ich hielt sie eisern fest.
    »Ich hasse Sie!«, stieß sie hervor. »Ich habe gedacht, ich könnte Sie lieben, aber ich hasse Sie!«
    »Warum?«,
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