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In Todesangst

Titel: In Todesangst
Autoren: Linwood Barclay
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Sie keine zweite Tochter brauchen können. Danke, dass Sie mir die Augen geöffnet haben!«
    »Aber zu dem Zeitpunkt wusste ich doch gar nicht, dass du meine Tochter bist. Hätte ich …«
    »Ach ja? Was hätte das geändert? Sie wären doch bloß durchgedreht, das wissen Sie doch selbst. Aber machen Sie sich deswegen keinen Kopf. Weil ich gar keinen Vater habe! Sie sind bloß irgendein Typ, der in einen Becher ejakuliert hat!«
    »Es tut mir leid«, sagte ich. »Wenn man jung ist, trifft man eben Entscheidungen, deren Tragweite man nicht absehen …«
    »Lassen Sie mich endlich in Ruhe!«, schrie sie. Es klang zornig, aber gleichzeitig sah ich im Halbdunkel, wie ihr Tränen über die Wangen liefen.
    »Patty«, sagte ich. »Wann hat Syd dich zum ersten Mal angerufen?«
    Sie wich meinem Blick aus.
    »Wie lange wusstest du schon, dass sie hier in Stowe ist? Was hat sie dir gesagt? Und warum hast du mir nichts davon …«
    Mein Handy klingelte.
    »Ja?«
    »Tim? Bob hier. Ich habe sie. Ich habe Syd gefunden.«
    FÜNFUNDVIERZIG
     
    Ich hörte, wie Bob sein Handy weitergab. »Daddy?«, erklang Syds Stimme an meinem Ohr. »Daddy?«
    »Syd!«, platzte ich heraus, während Patty mich stirnrunzelnd musterte. »O Gott, Syd, endlich! Ich kann es nicht glauben! Alles okay mit dir?«
    »Ja, Dad, alles okay!«
    »Wie hat Bob dich gefunden?«
    »Ich habe ihn gefunden!«
    »Was?«
    »Ich habe mich in der Stadt versteckt, seit sie mich in der Pension aufgestöbert hatten. Erst habe ich meinen Augen nicht getraut, als plötzlich Bob vorbeifuhr – aber ich habe ihn genau erkannt, weil das Wagenfenster offen war. Also habe ich einfach auf seinem Handy angerufen.«
    »Wunderbar, Syd! Du ahnst nicht, wie sehr ich mich freue!« Ich hatte Mühe, meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. »Aber sie sind immer noch hier. Sie sind in einem Dodge Charger unterwegs.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie. »Hast du Patty gefunden? Bob hat erzählt, sie hätte mir eine Nachricht hinterlassen.«
    »Sie steht direkt neben mir.«
    »Ihr ist doch nichts passiert, oder?«
    Ich lächelte Patty an, die mich eingehend musterte. »Nein«, erwiderte ich. »Ihr geht’s bestens.«
    »Was hätte ich bloß ohne Patty gemacht«, fuhr Syd fort. »Na ja, es war schrecklich, dass ich mich verstecken musste, aber so wusste ich wenigstens, dass ihr euch keine Sorgen zu machen braucht.«
    Ich warf Patty einen Blick zu. Ich war mir nicht sicher, ob sie Syds Stimme hören konnte, und wandte mich leicht von ihr ab. »Wie war das, Schatz?«
    »Patty hat mich doch die ganze Zeit auf dem Laufenden gehalten. Darüber, wie die Typen aus dem Hotel dich und Mom beobachtet haben, und über die gefälschte Website, die sie glauben machen sollte, ihr wüsstet nicht, wo ich bin. Und ohne Patty hätte ich auch nicht gewusst, dass sie unsere Handys abhören. Sie hat auch gesagt, sie würde mir Bescheid geben, sobald die Luft wieder rein sei. Ich kann es nicht glauben, dass endlich alles vorbei ist!«
    »Ja«, sagte ich. »Das geht mir genauso.« Patty trat einen Schritt näher; offenbar wollte sie mithören, was Syd mir gerade erzählte. »Und du warst die ganze Zeit hier in Stowe?«, hakte ich nach.
    »So ziemlich«, sagte Syd. Ich konnte genau hören, wie sie verzweifelt gegen die Tränen ankämpfte. »O Gott, Dad, ich schwöre, ich wollte ihn nicht erschießen.« Ihre Stimme bebte. »Ich war gerade auf dem Gang unterwegs, und plötzlich hörte ich Schreie. Und als ich die Tür aufschloss, war da dieser schreckliche Mann. Er hatte eine von den chinesischen Aushilfen ans Bett gefesselt und …«
    »Ist ja gut, Schatz«, versuchte ich sie zu beruhigen.
    »Als er mich gesehen hat, ist er aufgesprungen und wollte auf mich losgehen – und da habe ich die Pistole auf der Kommode gesehen, und …«
    »Es ist vorbei, Syd«, sagte ich. »Du kannst es mir später erzählen.«
    Sie begann zu schluchzen. »Ich habe abgedrückt. Dieser furchtbare Knall … und dann kamen auf einmal Carter und die anderen herein. Ich habe am ganzen Leib gezittert und sie angeschrien, sie sollten die Polizei rufen, aber stattdessen haben sie mir mein Handy weggenommen.«
    »Und dann?«, fragte ich.
    »Dann haben sie das Kabel des Zimmertelefons aus der Wand gerissen und mich dort eingeschlossen, zusammen mit dem toten Mann. Owen stand vor der Tür, damit ich nicht abhaue. Ich hatte schreckliche Angst, aber dann fiel mir ein, dass Patty ja unterwegs war, weil sie mich nach Dienstschluss vom Hotel abholen
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