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In Todesangst

Titel: In Todesangst
Autoren: Linwood Barclay
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    Linwood Barclay
    IN TODESANGST
    Thriller
    Aus dem Amerikanischen von
    Nina Pallandt
    List  

    Die Originalausgabe erschien 2009
    unter dem Titel Fear The Worst
    bei Bantam/Random House, New York
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    List ist ein Verlag
    der Ullstein Buchverlage GmbH
    ISBN 978-3-471-35017-1
    © 2009 by Linwood Barclay
     © der deutschsprachigen Ausgabe
    2009 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
    Alle Rechte vorbehalten
    Gesetzt aus der Stempel Garamond
    Satz: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin
    Druck und Bindearbeiten: Bercker, Kevelaer
    Printed in Germany
     
    PROLOG

    Am Morgen des Tages, an dem ich sie verlor, fragte mich meine Tochter, ob ich ihr Rührei zum Frühstück machen könne.
    »Mit Schinken?«, rief ich in den ersten Stock hinauf, wo sie sich für die Arbeit fertigmachte.
    »Nein«, rief Sydney aus dem Bad.
    »Toast?«, rief ich.
    »Nein, danke.« Ich hörte ein Klacken. Das Glätteisen. Was wie üblich bedeutete, dass sie gleich ihre Morgentoilette beendet haben würde.
    »Die Eier mit Käse?«
    »Nein«, gab sie zurück. »Na ja, vielleicht ein bisschen.«
    Ich ging zurück in die Küche, öffnete den Kühlschrank und nahm Eier, ein Stück Cheddar und einen Karton Orangensaft heraus.
    Syds Mutter Susanne – meine Ex, die kürzlich mit ihrem Freund Bob nach Stratford gezogen war, unserem Nachbarstädtchen auf der anderen Seite des Flusses – hätte wahrscheinlich gesagt, ich würde sie bloß verziehen, dass unsere Tochter bereits siebzehn und alt genug war, sich ihr Frühstück selbst zuzubereiten. Aber ich verwöhnte sie gern, nicht zuletzt, weil ich mich so darüber freute, dass sie den Sommer bei mir verbrachte. Letztes Jahr hatte ich ihr einen Job in unserer Firma besorgt, beim Honda-Vertragshändler hier in Milford, für den ich arbeite. Es gab zwar Momente, in denen wir uns am liebsten gegenseitig umgebracht hätten, aber alles im allem kamen wir bestens miteinander aus.
    Dieses Jahr aber hatte sich Sydney dagegen entschieden, in meiner Firma zu arbeiten, es reichte ihr, mit Daddy zusammenzuwohnen. Damit ich nicht auch noch während der Arbeit ein Auge auf sie hatte.
    »Ist dir schon mal aufgefallen«, hatte sie mich letztes Jahr gefragt, »dass du jeden Typ madig machst, mit dem ich mich auch nur ein paar Sekunden unterhalte?«
    »Es kann ja nicht schaden, wenn du vorgewarnt bist«, hatte ich geantwortet.
    »Was ist mit Dwayne aus der Werkstatt?«, fragte sie. »Du findest seinen Overall zu dreckig?«
    »Schlechter Charakter, sieht man sofort.«
    »Und was passt dir nicht an Andy?«
    »Soll das ein Witz sein?«, sagte ich. »Der ist doch schon Mitte zwanzig – viel zu alt für dich!«
    Jedenfalls hatte sie sich dieses Jahr einen anderen Job gesucht, wiederum hier in Milford, um mit mir den Sommer bis zum Labor Day zu verbringen. Sie arbeitete im Just Inn Time, einem Hotel für Geschäftsleute, die nur ein oder zwei Nächte blieben. Milford ist ein hübsches Städtchen, aber nicht gerade eine Touristenattraktion. Früher war das Hotel ein Days Inn, ein Holiday Inn oder ein Comfort Inn gewesen; nachdem die einzelnen Konzerne aufgegeben hatten, war es von einem privaten Betreiber übernommen worden.
    Es wunderte mich kein bisschen, dass sie Sydney an die Rezeption gesetzt hatten.
    »Logo«, sagte ich. »Du hast was auf dem Kasten, bist charmant, höflich und …«
    »Wahrscheinlich liegt’s einfach nur daran, dass sie kaum Leute haben, die richtig Englisch können«, hatte sie mir den Wind aus den stolz geblähten Segeln genommen.
    Ansonsten musste ich ihr jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen, was ihre Arbeit anging. »Ist halt ein Job«, sagte sie immer. Ein paar Tage zuvor hatte ich mitbekommen, wie sie ihrer Freundin Patty Swain am Telefon erzählt hatte, sie würde sich nach etwas anderem umsehen, auch wenn sie gutes Geld machen würde, das sie obendrein nicht versteuern müsse.
    »Wie, läuft das nicht über die Buchhaltung?«, fragte ich, als sie aufgelegt hatte. »Bezahlen die dich unter der Hand?«
    »Lauschst du immer, wenn ich telefoniere?«, gab Syd zurück.
    Ich hatte nicht weiter nachgehakt. Sollte sie ihre Probleme doch allein lösen.
    Ich wartete, bis ich ihre Schritte auf der Treppe hörte, ehe ich zwei Eier in die Pfanne mit der heißen Butter gab und zu rühren begann. Plötzlich erinnerte ich mich, womit ich so oft ein Lächeln auf Syds Züge gezaubert hatte, als sie noch ein Kind gewesen war. Ich nahm eine der halben Eierschalen
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