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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Herzogtum Burgund und dem Königreich Frankreich wurden auf komplizierte Art und Weise in Form von Gerichtsprozessen, Schlichtungsverhandlungen vor dem König unter Herbeiziehung Dutzender von Rechtsgelehrten oder schlicht durch Verteilung von Geschenken an maßgebliche Protagonisten und Richter auf dem Konzil ausgetragen. Informationen über den Stand der jeweiligen Verhandlungen, über aktuelle politische Ereignisse in Europa und über das Ränkespiel verfeindeter Gruppen waren daher überlebensnotwendig. So gehörten Spionage und Bestechung zu den wichtigsten, aber auch kostspieligsten Geschäften auf dem Konzil.
    Das Konstanzer Konzil war also nicht nur ein kirchlicher, sondern auch ein wichtiger politischer Kongress. Darüber hinaus zog dieses Ereignis auch viele Intellektuelle an, so z. B. etliche italienische Humanisten. Einer von ihnen, Poggio Bracciolini, unternahm von Konstanz aus Ausflüge zu verschiedenen Klosterbibliotheken, um dort verloren geglaubte antike Texte zu retten . Damit wurde das Konstanzer Konzil auch zu einem großen Büchermarkt und einem Ort des Austausches von Wissen und neuem Gedankengut. Es wurden nicht nur zahlreiche zeitgenössische Texte in Konstanz vervielfältigt, sondern z. B. auch Dantes Göttliche Komödie in die damalige Verkehrssprache Latein übersetzt und in mehreren Exemplaren hergestellt, womit ihre Bekanntheit außerhalb Italiens erst begann.

    Die religiös-politische Haupttätigkeit des Konzils bestand jedoch darin, drei schwierige Probleme zu lösen: Zunächst ging es um das schon seit Jahrzehnten bestehende Schisma (Causa Unionis), zum Zweiten um den Kampf gegen die Ketzerei (Causa Fidei) und zuletzt um die Reform der Kirche an ›Haupt und Gliedern‹ (Causa Reformationis).

    Das erste Problem wurde gelöst, indem Papst Johannes XXIII. abgesetzt wurde (nach einer aufregenden Flucht aus Konstanz). Heutzutage anerkennt die katholische Kirche Gregor XII. als legitimen Papst, der freiwillig zurücktrat. Johannes XXIII. gilt als Gegenpapst, er wird also nicht mehr mitgezählt, sodass 1958 Angelo Roncalli ebenfalls den Namen Johannes XXIII. annehmen konnte.
    Nach zähen Verhandlungen des Königs in Spanien (Abwesenheit vom Konzil Juli 1415 – Januar 1417) mit den wichtigsten Anhängern des verbliebenen Papstes Benedikt XIII., den Vertretern der Kronen von Aragon und Kastilien, konnte auch Benedikt auf dem Konstanzer Konzil in Abwesenheit abgesetzt werden.

    Die zweite Aufgabe, den Kampf gegen die Ketzerei, meinte das Konzil am Ende gelöst zu haben. Johannes Hus, der Prager Reformator, war – versehen mit einem königlichen Geleitbrief – nach Konstanz gekommen, um sich gegen den Vorwurf der Ketzerei zu verantworten. Er wurde allerdings bald verhaftet und nach einem siebenmonatigen Prozess im heutigen Stadtteil Paradies wahrscheinlich in der Nähe des sogenannten Hussensteins verbrannt (6. Juli 1415). Ein knappes Jahr später erlitt der hochgebildete, humanistisch gelehrte Hieronymus von Prag das gleiche Schicksal. Diese Prozesse waren Auslöser der über 20 Jahre dauernden blutigen Hussitenkriege.
    Die dritte Aufgabe, eine grundlegende Reform der Kirche, wurde zwar angegangen; es wurde jedoch viel diskutiert, wenig beschlossen und noch weniger umgesetzt.

    Nach der Rückkehr des Königs und der Absetzung des verbliebenen Papstes Benedikt XIII. wurde lang darüber gestritten, wer denn nun eigentlich den nächsten Papst wählen sollte. Den Kardinälen wollte man diese Aufgabe nicht allein überlassen, hielt man sie doch für die Hauptverantwortlichen des Abendländischen Schismas. So wurde letztlich beschlossen, dass Delegierte aller fünf Nationen, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und England, zusammen mit den Kardinälen den neuen Papst küren sollten. Der Begriff Nation ist damals allerdings noch etwas anders zu verstehen, gehörten doch zur deutschen Nation u. a. auch Polen, Dänemark und der Deutsche Orden. Als Ort für das bevorstehende Konklave wurde das große Kaufhaus (das heutige Konzil ) am See gewählt, da es einerseits genügend Platz für die 53 Papstwähler einschließlich ihrer Diener bot, andererseits auch gut abzuschotten war, sodass niemand das Konklave beeinflussen konnte. Das Gebäude war damals auf drei Seiten von Wasser umgeben, und Bogenschützen wachten darüber, dass keine Unbefugten sich auf Rufweite nähern konnten. Nach nur drei Tagen, am 11. November 1417, fiel die Wahl auf den italienischen Kardinal Oddone Colonna, der den
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