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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Feinden schützen, äußeren wie inneren. Alle sollen vor ihnen erzittern, alle ohne Ausnahme!

    Leichten Herzens geht er über die Piazza San Marco, durch das enge Gassengewirr bis zum Canal Grande, wo der Palast steht, der schon seit den Zeiten des großen Enrico Dandolo, des blinden Dogen und Eroberers von Konstantinopel, seiner Familie gehört. Dort wartet Violetta auf ihn. Es wird wieder eine lange Nacht werden.

Weinmond
    Als Cunrat Wolgemut zum ersten Mal die Augen aufschlug, war er gestorben. Gottes Thron stand vor ihm, und der himmlische Vater hielt ihm das Kreuz vor Augen, mit seinem daran genagelten Sohn, über allem schwebte der Heilige Geist, und um den Thron flogen Engel mit Schriftbändern, die sangen »Siehe, dies ist mein eingeborener Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe.«
    Dann trat eine Heilige zu Cunrat, mit lieblichem Antlitz und sanftem Blick, und ihre milde Stimme fragte ihn, ob ihn dürste. Cunrat nickte, und sie reichte ihm einen himmlischen Trunk, der allerdings recht sauer schmeckte, und er wunderte sich, dass es selbst im Paradies Knechtewein gab. Doch er war’s zufrieden, denn er hatte nicht damit gerechnet, überhaupt ins Paradies zu kommen, nach all den Predigten, denen er bei den Barfüßern und den Dominikanern gelauscht hatte, über die Bestrafung der Sünder in der Hölle, und nach allem, was er getan hatte. Gottvater sah weiterhin huldvoll auf ihn herab, die Heilige lächelte ihn an, und da lächelte er auch und war glücklich.
    Als Cunrat das zweite Mal die Augen öffnete, war Gottvater mitsamt seiner Engelsschar verschwunden. Ein weißes Gewölbe erstreckte sich über ihm, und um ihn herum tönte lautes Stöhnen. Er versuchte sich aufzurichten, doch in diesem Augenblick kam der Schmerz über ihn. Und mit dem Schmerz die Erinnerung.

    *

    Die Ledi glitt über den Bodensee. Ihr einziges Segel war hart gespannt vom Wind und trieb das Schiff von Meersburg in Richtung Costentz, sodass die Ruderer kaum etwas zu tun hatten. Der Lastkahn war schwer beladen, Fässer mit Wein und Getreide stapelten sich auf dem Deck, und Cunrat saß mit zwei weiteren Passagieren auf einem Brett am Heck, direkt vor dem Steuermann.
    Es war ein sonniger Herbsttag mit kräftigem Wind, der die Wasseroberfläche kräuselte und die Männer frösteln ließ. Cunrat zog seinen Wollmantel enger um sich und die Gugel tiefer ins Gesicht, und er war nicht böse, dass er in der Mitte saß, sodass die beiden anderen ihm etwas von ihrer Wärme abgaben. Allerdings war der Mann rechts neben ihm so dick, dass Cunrat sich fragte, ob es für die Sicherheit des Bootes und seiner Ladung nicht besser gewesen wäre, ihn in die Mitte zu setzen. Doch der Steuermann, der ihnen die Plätze zugewiesen hatte, würde schon wissen, was er tat.
    Der Dicke war Weinhändler aus Costentz und prahlte damit, was für ein Geschäft er mit den Gästen des Konzils machte, dass er den Knechtewein um das Doppelte verkaufte als zu gewöhnlichen Zeiten und den Rheinwein um das Dreifache. Normalerweise fuhr er auch nicht selbst mit, wenn Wein geholt wurde auf der anderen Seeseite in Meersburg, Überlingen oder Hagnau, aber heute hatte er zwei Winzer besucht, um mit ihnen über größere Lieferungen zu verhandeln.
    »Die Pfaffen saufen, was das Zeug hält. Ich kann gar nicht so viel heranschaffen, wie sie hinabschütten!«
    Er lachte dröhnend, dann zog er einen Weinschlauch unter seinem Mantel hervor und nahm einen kräftigen Schluck. Offenbar war er sich selbst ein guter Kunde.
    »Trink mit mir, langer Lulatsch, das ist ein feiner Tropfen aus dem Elsass, nicht so ein saurer Dreimännerwein wie in den Fässern hier!«, sagte er zu Cunrat und klopfte ihm dabei so freundschaftlich auf den Rücken, dass der junge Mann zu husten anfing. Cunrat war an allerlei Spottnamen gewöhnt, denn die Natur hatte ihn nicht gerade mit Wohlgestalt gesegnet. Alles an ihm schien zu groß geraten, die Zähne, die Nase, die Ohren, ja der ganze Kerl überragte seine Mitmenschen um Haupteslänge. Man konnte ihn nur schwerlich beleidigen, und einen Schluck Elsässer war’s allemal wert. Also ließ er sich nicht zweimal bitten. Süß und stark rann der Wein durch seine Kehle, und er fühlte sich etwas wärmer.
    »Da, Geselle«, wandte sich der Weinhändler nun an den Dritten, einen mürrisch dreinblickenden Mann mit langem, grauem Haar, dichtem Bart und einer Narbe über dem rechten Auge, der ein großes Bündel bei sich trug. Aber der winkte ab, ohne ein Wort zu
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