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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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möglich wieder heimzukommen und ihr einen ordentlichen Beutel Geld mitzubringen, der die Not ihrer alten Tage lindern würde. So saß er nun mit seinem Bündel auf dem Schiff und schaute fasziniert auf die Stadt, die für die kommende Zeit sein Zuhause werden sollte.
    Der Weinhändler bemerkte seine Begeisterung.
    »Nun, was meinst du zu unserer schönen Stadt?«, fragte er mit einem Stolz in der Stimme, als ob er selbst sie eigenhändig bis zum höchsten Turme erbaut hätte, und sein Blick ging von Cunrat zu dem Fremden, der daneben saß und auf die Stadt starrte, aber immer noch den Eindruck erweckte, als ob er nichts verstünde.
    »W… wunderbar!«, war alles, was Cunrat herausbrachte.
    »W… wunderbar!«, kam das Echo von Tettinger. Dann erzählte er selber weiter. Dass der spitze Turm links vom Münster zu St. Stephan gehörte und der rechts davon zu St. Johann, und dass der Stadtturm ganz außen links der Raueneggturm war, wo die bösen Buben einsaßen, und der ganz rechts der Rheintorturm, und davor lag das Inselkloster der Dominikaner und hinter diesem die Niederburg, und da gab es die meisten Frauenhäuser. Und er begann mit so detaillierten Beschreibungen, dass Cunrat aus dem Rotwerden gar nicht mehr herauskam. Der Mann neben ihm schaute verächtlich zur Seite. Vielleicht verstand er ja doch Deutsch.
    »Siehst du, und gleich da vorn, das große Haus in der Mauer, das ist das Kaufhaus. Da legen wir jetzt an und laden die Fässer aus. Und dann gehen wir einen trinken!«
    Das Kaufhaus schob sich wie ein mächtiger Riegel vor die Stadt, mit drei Stockwerken, auf denen ein riesiges Dach noch einmal drei Fensterreihen zeigte. Cunrat hatte außer dem Kornhaus in Ravensburg noch nie ein so großes Gebäude gesehen.
    »Gewaltig, nicht wahr?«, dröhnte die mächtige Stimme von Tettinger. »Das haben sich die Costentzer einiges kosten lassen. Steht auf 1000 Eichenpfählen! Da haben so viele Waren Platz, das kannst du dir gar nicht vorstellen.«
    Sie fuhren durch die enge Lücke im Palisadenzaun, der die gesamte Seeseite der Stadt vor räuberischen Wellen und feindlichen Angreifern schützte, dann legten sie neben dem Kaufhaus am Landesteg an, der vom Konradstor ins Wasser hineinragte, der sogenannten Fischbrücke. Dort hatten bereits andere Schiffe festgemacht, und Cunrat sah beeindruckt, wie viele Waren ausgeladen wurden: Tuchballen und Pelze, Fässer mit Wein, Getreide, Salz oder Heringen, ganze Stöße von Rebstangen und allerlei mehr. Träger und Karrenschieber eilten auf dem schmalen Steg hin und her, schrien und fluchten und transportierten alles Gut durch das Stadttor und dann über eine steinerne Brücke, die das Tor mit dem Kaufhaus verband, um es in den weitläufigen Lagerräumen und Dachböden zu lagern, bis es weiter zu den Lagerstätten und Kellern in der Stadt gebracht würde.
    Nachdem ihr Schiff angelegt hatte, kamen sofort einige Männer herbeigelaufen, um die neue Ware in Empfang zu nehmen. Ächzend stieg der Weinhändler zwischen zwei Fässern aus, was ohne die Hilfe der Träger beschwerlich gewesen wäre, und auch Cunrat balancierte mühsam vom Rand der Lädine auf den Steg und blieb dann erst einmal stehen, denn ihn schwindelte, ob von der ungewohnten Fahrt übers Wasser oder vom Wein, war ihm selbst nicht ganz klar. Der dritte Mann packte seinen Reisesack, machte einen Satz auf den Steg und ging ohne Gruß davon.
    »Ich muss da hinauf!«, sagte Tettinger und wies auf den Fachwerkaufbau des Tores. »Steueramt!«, fügte er zur Erklärung hinzu und machte dabei ein Gesicht, als ob er in einen sauren Apfel gebissen hätte. Cunrat verstand. Hier musste der Weinhändler seine Ware verzollen, bevor er sie in den heimischen Keller bringen durfte.
    Cunrat marschierte mit ihm durch das Tor. Auf der Stadtseite ging der See noch weiter, das Wasser drängte unter der steinernen Brücke ein Stück zwischen die Häuser hinein bis zu einem kleinen Platz. Dort standen einige hölzerne Marktbuden.
    »Der Fischmarkt!«, erklärte Tettinger und wandte sich zur Treppe, die auf der Rückseite des Tores in den Turm hochführte.
    Da bemerkte Cunrat in der Mitte des Platzes einen seltsamen mannshohen Käfig, wie für Vögel, nur viel größer.
    »H… herr, w… was ist das?«, rief er Tettinger zu, »g… gibt es hier w… wilde Tiere?«
    Er hatte auf einem Markt in Ravensburg einmal einen Bären gesehen, der Kunststücke vorführte.
    Der Weinhändler lachte. Er schien sich sehr über den jungen Burschen zu
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