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Der Mondmann

Der Mondmann

Titel: Der Mondmann
Autoren: Jason Dark
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Die Frau stöhnte. Das verdammte Fieber machte ihr zu schaffen. Es war die Hölle in ihrem Innern und die Arktis außen auf der Haut. Kälte und Hitze trafen sich, als hätten sie sich zu einem Wechselspiel verabredet. Immer wieder erreichte das Stöhnen die Decke des Raumes, die als ein düsterer Drohhimmel über der kranken Frau schwebte und wie glatt gefegt wirkte.
    Das verfluchte Fieber war zurückgekehrt. Wieder mal. Dabei hatte sie gehofft, dass es vorbei sei, aber der verdammte Aufenthalt in den Tropen hatte seine bösen Folgen hinterlassen.
    Über ein Jahr hatte sie vor den Schüben Ruhe gehabt. Jetzt nicht mehr, und sie litt stärker als zuvor.
    Die Frau wusste nicht, wie sie sich legen sollte. Mal stieß sie die Bettdecke mit ihren Füßen in die Höhe, mal zog sie diese bis an das Kinn hoch, wenn sie von einem kurzen und sehr heftigen Schüttelfrost erwischt wurde.
    Die Augen glänzten. Das Gesicht hatte eine Schicht aus Schweiß bekommen. Wenn sie einatmete, kam es ihr vor, als würden sich die Lunge mit kleinen Nadeln füllen. Alles war so grausam geworden. Sie lebte nicht mehr, sondern vegetierte nur noch.
    Wie lange dauerten die Schübe an?
    Sie hatte keine Ahnung. Das Gefühl für Zeit war ihr verloren gegangen. Sie konnte auch nicht sagen, wie viel Zeit sie schon in ihrem Bett allein im Zimmer verbracht hatte.
    Casey, ihr Mann, war noch nicht wieder von seiner Tour zurück. Er hatte nicht fahren wollen, aber Melody hatte ihn am späten Nachmittag dazu gedrängt, die Tour zu übernehmen. Es war wichtig für’s Geschäft, wenn er zu den zumeist älteren Kunden fuhr und ihnen die Kleidung bis an die Haustür brachte, wobei in vielen Fällen noch etwas hinzugekauft wurde. Wer dann noch nicht zufrieden war, konnte in den Laden kommen und unter einem größeren Sortiment aussuchen.
    Wenn Melody gewusst hätte, dass es so schlimm werden würde, hätte sie ihrem Mann von der Tour abgeraten. Das war jetzt nicht mehr möglich, ebenso wie eine genaue Zeitangabe, was seine Rückkehr anbetraf. Bei manchen Kunden ging der Verkauf sehr zügig, bei anderen musste er sich länger aufhalten.
    Auf dem kleinen Tisch am Kopfende des Bettes standen die Medikamente. Sie hatten ihr nicht geholfen. Dieser Schub war so stark, dass sie in ein Krankenhaus musste. Nur dort konnte sie behandelt werden. Da kannte man sie auch. Leider lag die Klinik mehr als 20 Kilometer entfernt, und es führte keine Autobahn dorthin. Man musste über eine kurvige Landstraße fahren.
    Die verfluchte Hitze stieg immer wieder hoch. Jedes Mal erreichte sie Melody’s Kopf. Manchmal glaubte sie, dass die Hitze ihr die Schädeldecke wegsprengen würde.
    Stolz war sie auf ihre Schönheit gewesen. Das lag schon einige Jahre zurück. Da hatte sie als Model für ein Versandhaus gearbeitet. Mode von der Oberbekleidung bis hin zur Unterwäsche.
    Und immer nur lächeln, lächeln... bis ihr die Mundwinkel schmerzten. Sie hatte es zum Schluss gehasst, aber der Job brachte gutes Geld ein, und sie hatte auf einer Präsentation ihren Mann Casey kennen und lieben gelernt. Bei beiden war es Liebe auf den ersten Blick gewesen.
    Sie hatte den Job geschmissen und stand eine Woche später im Geschäft ihres Freundes. Erst ein halbes Jahr später hatten sie geheiratet. Melody war durch ihr nettes und freundliches Wesen bei den Kunden sehr beliebt. Sie war es auch gewesen, die die Hausbesuche angeregt hatte, aber an diesem Abend verfluchte sie den Job ihres Mannes. Sie hätte ihn gern bei sich gehabt, um von ihm ins Krankenhaus gefahren zu werden.
    Schlaff und schlapp wurde sie fast von einem Augenblick zum anderen. Auf dem Rücken blieb sie liegen. Unter dem Körper spürte sie die Feuchtigkeit des durchgeschwitzten Betttuchs. Auch ihr Baumwollnachthemd war völlig durchgeschwitzt.
    Ob ihr die Ruhe gut tat, wusste sie nicht. Jedenfalls saugte sie durch den offenen Mund die Luft ein und hörte sich röcheln. Es kratzte in ihrem Hals, aber sie konnte nicht mal husten. Sie fürchtete, dass ihre Lunge dabei zerspringen würde.
    Etwa nach einer Minute fühlte sie sich nicht mehr so elendig. Der Schüttelfrost war zu einem leichten Zittern zusammengesunken. Die Schweißperlen rannen über die Stirn und beide Wangen. Sie war zu träge, um die Flüssigkeit wegzuwischen.
    Die Möbel lagen mehr im Schatten. Wenn sie nach vorn auf den großen Schrank schaute, war dieser mehr zu ahnen als zu sehen. Er bildete ein düsteres Etwas, das aussah wie ein lauerndes eckiges Monster. Dafür
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