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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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amüsieren.
    »Ja, die gibt es hier haufenweise! Aber solche mit zwei Beinen. Und wenn sie erst einmal drei Liter von meinem Wein getrunken haben, dann werden sie zu Bestien. Dann sperrt man sie hier ein. Und du kannst hingehen und sie ein wenig anspucken. Oder den Käfig drehen. Das gefällt ihnen besonders! Da spucken sie dann zurück, soviel sie getrunken haben! Hahaha! Pass nur auf, dass du nie in die Trülle kommst!«
    Dabei hielt er Cunrat noch einmal seinen Weinschlauch hin, der unerschöpflich schien.
    »Noch einen Schluck zum Abschied!«
    Der junge Bäcker hatte aber schon genug getrunken, dafür, dass erst Mittag war, und die Trülle machte ihm Eindruck. So dankte er dem Weinhändler und ließ sich von ihm noch den Weg zur Bäckerei von Meister Katz erklären. Nach all den Schilderungen hatte er schon einen regelrechten Stadtplan im Kopf, allerdings einen, der Cunrats Mutter wohl nicht gefallen hätte, denn sie war eine fromme Frau und hatte ihren jüngsten Sohn in der Furcht des Herrn erzogen.
    So schüttelten sich Cunrat und Tettinger zum Abschied die Hand, und der Dicke lud ihn ein, möglichst bald in seiner Weinstube Zur Haue vorbeizuschauen.
    »Du bist ein rechter Kerl, mit dir ist gut reden!«, sagte er herzlich. »Wirst dein Glück machen hier in Costentz!« Dann wandte er sich zum Gehen.
    Cunrat lachte: »G… gewiss, mein Herr!«, und schaute freudig auf die leuchtende Stadt, die ihn erwartete.

    Zur selben Zeit hielt der Tod Einzug in Costentz. Kaum einer nahm Notiz von ihm, und diejenigen, die ihn sahen, erkannten ihn nicht.

    Cunrat stapfte indes über eine weitere Brücke zum Fischmarkt hinüber. Auch hier waren viele Menschen unterwegs, und während er noch um sich schaute, rief ihn einer der Karrenschieber, die mit ihren zweirädrigen Wagen Fässer transportieren, laut an, er solle Platz machen. Cunrat wich zur Seite und stieß dabei an den Verkaufsstand einer Fischhändlerin. Diese keifte hinter ihrem Tisch hervor, er solle gefälligst aufpassen, wo er hintrete, er bringe ja ihre Ware durcheinander. Neugierig begutachtete der Bäcker, was für Fische sie zum Verkauf anbot: Kretzer und Felchen, Hechte und Aale, alles Fische vom Bodensee, doch dem Oberschwaben unbekannt. Daneben lagen, oder besser gesagt: saßen in zwei Reihen eine ganze Anzahl grüner Frösche, die so lebendig aussahen, als ob sie gleich davonhüpfen würden. Und ganz am Rand des Tisches räkelten sich in einer Schale unter- und übereinander Dutzende von Schnecken. Cunrat wurde flau im Magen. Solche Dinge hatte er im Kloster Weißenau nie gegessen, dort hatte es nur Forellen aus dem Mühlbach gegeben, und diese waren den Mönchen vorbehalten gewesen. In einer hölzernen Tonne neben dem Tisch lagen silbern glänzende Heringe, von grobem Salz bedeckt. Der an sich nicht unangenehme Geruch der Fische wurde überdeckt vom Gestank der Fischabfälle, die von den Händlern achtlos auf den Boden geworfen wurden und vor sich hin zu stinken begannen, während sie darauf warteten, dass die Stadtknechte den Marktplatz am Abend sauber fegten. Ein paar Katzen balgten sich darum.
    Cunrat hielt sich die Nase zu und ging rasch zwischen den Ständen hindurch, in die Gasse zu seiner Linken, die hinter dem großen Kaufhaus vorbeiführte, dann stieg ihm endlich ein angenehmer und vertrauter Duft in die Nase: Er kam zur Marktstätte, dem großen Marktplatz, an dessen unterem, seezugewandtem Teil die Verkaufsstände der Bäcker aufgereiht waren, alle von gleicher Art, mit einer Tür und einem Fenster mit einem hölzernen Laden, den man zum Verkauf wie ein Vordach hochklappte. Cunrat spürte gleichzeitig den Hunger und den Wein. Die Wegzehrung, die seine Mutter ihm in das Bündel gepackt hatte, war längst aufgegessen. Seiner schlaksigen Gestalt sah man den Appetit nicht an, der ihn ständig plagte. Hier würde er bestimmt auch den Marktstand von Meister Katz finden, und der Onkel würde ihm ein Stück Brot nicht verweigern.
    Am ersten Stand wies man ihn weiter, und schließlich fand er den Laden von Bäcker Katz, in dem zu Cunrats Überraschung eine Frau hinter dem Tisch stand. Sie war nicht mehr ganz jung, hatte die blonden Haare zu einem Zopfkranz geflochten und darunter ein rundes Gesicht mit kleinen Schweinsäuglein. Als sie ihn anlächelte und fragte, was er wünsche, sah er, dass ihr oben ein Zahn fehlte und unten zwei schwarze Stümpfe ihr Lächeln verunstalteten. Cunrat musste an seine Mutter denken, die, obwohl sie schon eine alte Frau von
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