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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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brauchte, da hat er ihnen ein großes Stück Land verschreiben müssen. Und außerdem haben sie unseren Herrn Jesus ans Kreuz geschlagen!«
    Es kam Cunrat seltsam vor, dass der freundliche Mann mit dem Trichterhut den Herrn Jesus ans Kreuz geschlagen haben sollte, aber was wusste er schon von den Juden!
    Gegenüber der Fassade der Augustinerkirche lag ein prächtiges Haus, gemauert und verputzt im unteren Teil, mit Fachwerk versehen im Obergeschoss. Auf der Traufseite, die der Straße zugewandt war, war dem Dach ein kleiner Giebel vorgebaut, durch dessen Fenster man Waren in die Lagerräume im Dachgeschoss hochziehen konnte. Sie standen vor dem Haus des Bäckermeisters Katz.
    Bärbeli ging voraus durch das breite Portal und die Treppe hoch in den ersten Stock, wo die Stube lag. Im ganzen Haus duftete es nach Mehl und Brot, und Cunrats Magen knurrte heftig. Der Pfennigwecken hatte nicht viel ausgerichtet. Als er in die Stube trat, die von einem Kachelofen beheizt wurde, und die reich gedeckte Tafel vor sich sah, lief ihm erneut das Wasser im Munde zusammen. Doch zunächst stellte Bärbeli ihn triumphierend allen vor, die am Tisch saßen.
    Der Bäcker Hans Katz war ein kahlköpfiger, kleiner Mann, der Cunrat fest die Hand drückte und ihm sagte, wie froh er sei, dass er endlich gekommen war. Auch ihm fehlten einige Zähne. Von Mutter Katz hatte Bärbeli ihre Rundungen geerbt, sie lachte genauso breit und freundlich, und vermutlich hätte sie Cunrat mütterlich an ihre Brust gedrückt, wäre er nicht viel zu groß dafür gewesen. Die Eheleute Katz hatten außer Barbara keine weiteren Kinder. Wie Cunrat von seiner Mutter wusste, waren ihnen sechs gestorben, zwei schon im Kindbett, drei im Kindesalter. Der einzige Sohn, der das Gesellenalter erreicht hatte, hatte Anfälle bekommen vom Mehlstaub, wie es hieß, er bekam dann keine Luft mehr, und selbst eine Wallfahrt nach Einsiedeln hatte keine Hilfe gebracht. Vor vier Jahren war er bei einem solchen Anfall erstickt.
    So saßen am Tisch nur noch zwei weitere Gesellen und ein Lehrbub von etwa 14 Jahren, der müde aussah und Cunrat mit einem Kopfnicken begrüßte. Die Gesellen schienen nicht sonderlich begeistert zu sein über seine Ankunft. Mürrisch nannten sie ihre Namen, Uli Riser und Joß Vogler.
    Aber Cunrat interessierte sich sowieso viel mehr für das, was auf dem Tisch stand als für die, die drumherum saßen. Die Tafel war weiß gedeckt mit einem Leinentuch, durch das sich eine blaue Borte zog. In der Mitte stand ein Weinkrug, auf zwei Platten lag gesottenes Fleisch, »Hammel oder Rind, ganz wie du willst, Cunrat!«, daneben ein großer Laib dunkles Brot. So reichlich zu essen hatte es bei seinem Bäckermeister in Weißenau nie gegeben, jedenfalls nicht für die Gesellen.
    Joß und Uli rückten nun auf der Bank zusammen, und Bärbeli holte schnell irdene Becher für sich und den neuen Tischgenossen. Der Meister schnitt zwei große Brotscheiben ab, die er den beiden reichte als Unterlage für das Fleisch.
    »Greif zu, Cunrat!«
    Der ließ sich nicht zweimal bitten. Er zog sein Messer aus dem Gürtel, spießte sich ein ordentliches Stück Rindfleisch auf das Brot, das sich vollsog mit dem Fleischsaft, und begann unter lautem Schmatzen zu essen. Das war das Zeichen für die anderen, ebenfalls die unterbrochene Mahlzeit wieder aufzunehmen, und erst, als Platten und Krüge restlos geleert und die safttriefenden Finger abgeschleckt waren, wurde die Tafel aufgehoben. Der junge Mathis musste mit der Meisterin das Geschirr in die Küche tragen und säubern.
    Barbara hatte Cunrat während des ganzen Essens immer wieder stolz angeschaut wie eine Trophäe, die sie von der Jagd mit nach Hause gebracht hatte, und dabei hatte sie fast ununterbrochen geredet, sodass Cunrat sich sehr wunderte, wie das möglich war, gleichzeitig zu sprechen und zu essen; er hätte das nie gekonnt, tat er sich doch bei leerem Mund schon schwer mit der Aussprache. Sie hatte von der Bäckerei erzählt, wie gut sie lief, dass ein Mann hier wohl sein Auskommen haben konnte, und vom Konzil, das jeden Tag neue Prälaten nach Costentz führte, mit vielen Pferden und Knechten, sodass die Stadt all die Menschen kaum fassen konnte, und dass in wenigen Tagen der Papst erwartet wurde und der König, ja, ein richtiger König würde nach Costentz kommen, mit seiner Königin, die auch Barbara hieß, so wie sie! Königin Bärbeli! Sie kicherte.
    Schließlich wurde sie von ihrem Vater mit rüden Worten ermahnt,
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