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1767 - Teufelsmädchen

1767 - Teufelsmädchen

Titel: 1767 - Teufelsmädchen
Autoren: Jason Dark
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Das sah Gina nicht. Sie lag in einem Einzelzimmer und wusste nicht, warum man sie in dieses Zimmer gelegt hatte. Es gab sicherlich genügend andere Betten, aber sie durfte allein liegen, was auf der einen Seite nicht so schlecht war, auf der anderen jedoch eine gewisse Einsamkeit bedeutete, die nur von den Besuchen der Krankenschwestern unterbrochen wurde.
    Wahrscheinlich hatte jemand dafür gesorgt. Und zwar diejenige, die sie in der Nacht besuchte und sich mit dem Namen Lilo vorgestellt hatte.
    »Ich bin Lilo, das Teufelsmädchen. Und ich habe alles im Griff. Du musst dich nicht fürchten...«
    An diese Worte musste Gina oft denken. Ja, sie fürchtete sich auch nicht, aber in ihr steckte eine große Spannung, denn die hatte das Gefühl der Furcht abgelöst.
    Jetzt begann bereits die vierte Nacht. Gina konnte das selbst nicht begreifen. Sie ging zudem davon aus, dass sie nicht krank war. Man hatte bei ihr eigentlich nichts festgestellt. Eingeliefert worden war sie nur, weil sie eines Abends zusammengebrochen war, und das in einer Szene-Kneipe. Von dort hatte man sie in das Krankenhaus geschafft, und dass dies passierte, daran hatte auch Lilo gedreht. Sie war die Person mit den richtigen Beziehungen, das wusste Gina. Nur wusste sie nicht, in welcher Klinik sie sich befand. Es war nicht mal klar, dass sie in London weilte. Wenn sie aus dem Fenster schaute, war nichts davon zu erkennen.
    Was passierte jetzt?
    Sie wusste es nicht. Sie konnte sich den Kopf darüber zerbrechen, aber es brachte nichts ein. Sie war auf andere Menschen angewiesen.
    Und sie hatte bereits mehrmals versucht, aus dem Krankenhaus zu entkommen. Einfach zu verschwinden. Die Sachen packen und gehen. Es war nicht möglich gewesen. Die Klamotten hatte sie anziehen können, aber gegangen war sie nicht, es war ihr nicht möglich gewesen. Eine große Schwäche hatte sie überfallen, und das war es dann gewesen. Sie musste passen.
    Und jetzt lag sie wieder im Bett und wartete auf die Besucherin. Sie freute sich nicht darauf, aber sie wäre auch enttäuscht gewesen, wenn sie Lilo nicht gesehen hätte. Lilo, dieses Blutgeschöpf! Sie konnte so zärtlich sein, und auf der anderen Seite so fordernd, wenn sie etwas haben wollte.
    Gina war die Geberin. Sie gab Lilo alles. Sie erlebte nicht nur deren Küsse, sondern auch deren Bisse und kleine Verletzungen mit einem Messer.
    Dann fing sie an zu bluten. Und genau das war es, was Lilo wollte. Sie fing dann an zu saugen und zu lecken, als wäre das Blut das kostbarste Mahl überhaupt.
    Ja, es tat ihr gut. Und Gina gab. Sie konnte nicht anders. Sie wollte es auch, denn alles das, was Lilo gut tat, das tat auch ihr gut. Die beiden waren sich nicht mehr fremd. Sie erinnerten an Schwestern, die auf der gleichen Wellenlänge lagen.
    Von Ärzten hatte sie wenig Besuch bekommen. Eigentlich waren es immer nur die Krankenschwestern, die kamen, nach ihr schauten, aber nichts über die kleinen Wunden an ihrem Körper sagten. Die wurden kommentarlos hingenommen.
    Und Gina erhielt auch keine Antwort auf ihre wichtigste Frage. Wann sie denn entlassen werden konnte. Da sperrten sich die Schwestern und gaben keinen Kommentar.
    Mitternacht kroch heran. Gina wusste, dass der Besuch dann nicht mehr lange auf sich warten würde. Lilo erschien wie ein Nachtgespenst und bewegte sich auch so lautlos.
    Nie waren die beiden gestört worden. Man schien der Nachtschwester den Befehl gegeben zu haben, ruhig zu bleiben und ihr Zimmer zu meiden. Alles hatte seine Bestimmung. Auch Gina fühlte sich in den Kreislauf mit hineingezogen.
    Und doch wurde alles anders. Die Zimmertür wurde zwar geöffnet, aber nicht Lilo erschien, sondern die Nachtschwester Veronika. Eine resolute Frau mit polnischen Wurzeln.
    Neben dem Bett blieb sie stehen und senkte den Kopf. »Alles in Ordnung, Mädchen?«
    Gina musste lachen, es hörte sich mehr wie ein leises Keuchen an. »Ja, ja, es ist alles klar. Wieso fragen Sie? Das haben Sie doch noch nie getan. Außerdem wissen Sie, dass mein Blutdruck im Arsch ist und ich deswegen Tabletten schlucken muss...«
    Die Schwester hatte zugehört und nickte zur Bestätigung. In der grauen Dunkelheit neben dem Bett wirkte sie wie eine schaurige Gestalt, die auf das Opfer schaute, um es für gewisse Dinge vorzubereiten.
    »Du solltest dich nicht aufregen, Kind.«
    Gina verdrehte die Augen. Sie hasste es, als Kind angesprochen zu werden. Aber Veronika ließ hier den mütterlichen Faktor raushängen, was den Leuten wohl
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