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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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reckten sich nach dem silbernen Regen, und an manchen Stellen konnten die Stadtknechte das Volk kaum mehr in Schach halten.
    »Ich hab einen, ich hab einen!«, freute sich Bärbeli, dabei hatte sie den Pfennig nur ergattern können, indem sie rücksichtslos den jungen Mathis zur Seite gestoßen hatte, sodass er zu Boden fiel und fast zertrampelt worden wäre. Cunrat konnte ihn gerade noch am Arm packen und hochziehen.
    »Er g… gehört ihm!«, sagte er zu Bärbeli.
    Die sah ihn entrüstet an. »Bist du verrückt geworden? Den hab ich gefangen!« Und sie steckte den Pfennig in ihren beachtlichen Ausschnitt.
    Da griff Cunrat nach seinem Beutel und gab dem Jungen einen Pfennig von seinem eigenen Geld. Mathis strahlte ihn an, Bärbeli zog eine verächtliche Schnute. Auch Meister Katz, der die Szene beobachtet hatte, schien nicht sehr erbaut über Cunrats Großzügigkeit.
    Doch der glanzvolle Zug war noch nicht zu Ende. Hinter dem Papst ritt auf einem mächtigen Ross ein Mann in glänzender Rüstung, der eine dicke, hohe Stange vor sich auf dem Sattel hielt. Von dieser Stange spannte sich ein Schirmdach aus rotem und gelbem Stoff über Reiter und Pferd, so groß, dass noch fünf weitere Pferde darunter Platz gefunden hätten. Oben auf der Stange befand sich ein goldener Knopf und darauf stand ein goldener Engel mit einem goldenen Kreuz in der Hand. Der Schirm war das Symbol des Papstes, das nun in der Bischofskirche aufgestellt werden würde.
    Nach dem Reiter mit dem Schirm kamen die Kardinäle, neun an der Zahl, auf Pferden oder Maultieren. Sie waren in scharlachrote Mäntel gekleidet, die so weit über ihre Reittiere herabhingen, dass sie die Erde berührten. Auf dem Kopf trugen sie rote Kappen und darüber breitrandige rote Hüte mit seidenen Schnüren.
    Den Abschluss bildete die lange Reihe von Gefolgsleuten der hohen Würdenträger, Soldaten und Pferdeknechte, Schreiber und Sekretäre, Köche und Diener. Unter diesen fiel ein Mann Cunrat besonders auf. Er hatte dunkles lockiges Haar, das an den Schläfen schon ergraut war, eine hohe Stirn mit vielen Falten vom Denken und eine etwas spitze Nase. Sein Gewand unter dem Reisemantel war rot wie das der Kardinäle, und auf dem Kopf trug er eine pelzverbrämte Mütze. Sein Maultier hatte an Gepäck schwer zu tragen, denn die Satteltaschen waren voller Bücher. Mit klugen Augen und einer Spur Verachtung blickte er über die Menge. Als er Cunrat sah, der einen Kopf größer war als die anderen, schaute er ihn einen Moment lang erstaunt an, dann begann er zu lächeln und schüttelte leicht den Kopf, als wundere er sich über den Anblick eines seltsamen Tieres.
    Schließlich war der Zug zu Ende, und die Menschen folgten den Prälaten zum Münster, wo ein Tedeum angestimmt und die Vesper gelesen wurde. Alle Glocken läuteten. Doch die Bischofskirche war mehr als voll mit den Vertretern des Klerus, sodass die Menge sich zerstreute. Es war ja auch genügend andere Kurzweil geboten: Verkaufsstände aus Holz oder Zeltbahnen säumten den Münsterplatz, Spielleute unterhielten das Volk mit Puppenspielen und musikalischen Darbietungen, Wahrsager zogen die Aufmerksamkeit der Leichtgläubigen auf sich.
    Bäcker Katz schickte Cunrat und Mathis, sie sollten schnell Körbe mit Wecken und Kuchen holen, denn viele Leute hatten jetzt Hunger, und nach der Freigebigkeit des Papstes saß auch bei ihnen das Geld locker.
    Zäh drängten sich die beiden durch die Menge und rannten am Ende noch das Stück bis zur Backstube, um die Chance auf einen guten Verkauf nicht zu verpassen. Als sie zurück zum Münsterplatz kamen, hatten sie schon die Hälfte ihrer Waren verkauft, der Rest wurde ihnen fast aus den Körben gerissen, und am Ende konnte Cunrat dem Meister einen gut gefüllten Beutel Geld übergeben.
    Bärbeli hingegen war selig über ihren eroberten Pfennig.
    »Den werde ich mir um den Hals hängen, der wird mir Glück bringen!«, jubelte sie und sah dabei Cunrat erwartungsvoll an.
    Dann bummelten die Frauen über den Krämermarkt beim Münster. Dort gab es alles zu kaufen, was sie begehren konnten: Kleider und Stoffe, Gürtel und Schnallen, Schuhe, Hauben, Taschen und Schmuck, außerdem seltene Gewürze und orientalische Duftöle. Meister Katz ging drei Schritte hinter ihnen und schaute missmutig drein. An seinem Gürtel baumelte der braune Lederbeutel mit den Einnahmen aus dem Brotverkauf.

    *

    Die Tage eines Bäckergesellen sind lang und die Nächte kurz. Zwischen Mehlstaub, Ofengluthitze
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