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2892 - Der Tod kommt nie zu spät

2892 - Der Tod kommt nie zu spät

Titel: 2892 - Der Tod kommt nie zu spät
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Es war der erste ruhige Tag nach sechs Wochen harter Ermittlungsarbeit. Während ich ausnahmsweise die Zeit hinter dem Schreibtisch genoss, murrte mein Partner ein wenig.
    »Ich kann nicht so einfach von hundert auf null abbremsen, so etwas widerspricht meiner Natur«, sagte Phil.
    Auch ich spürte das merkwürdige Kribbeln in mir, so als wenn wir weiterhin unter höchster Anspannung agieren würden. Doch außer von den vielen Bechern Kaffee drohte unserer Gesundheit ausnahmsweise einmal keine unmittelbare Gefahr.
    »Helen?«, rief ich aus.
    Die Sekretärin von Mr High war urplötzlich in der Tür aufgetaucht und forderte uns auf, ihr zum Büro unseres Chefs zu folgen.
    »Sofort! Es ist etwas Schlimmes passiert«, stieß sie hervor.
    Sie war außergewöhnlich blass und wirkte fahrig, daher folgten Phil und ich Helen ohne weiteres Nachfragen. Es musste wirklich etwas sehr Ungewöhnliches passiert sein, wenn es die langjährige Sekretärin von Mr High dermaßen aus der Bahn werfen konnte.
    »Setzen Sie sich«, sagte unser Chef.
    Es gab nicht den üblichen Gruß oder sonstige Höflichkeitsfloskeln, auf die Mr High normalerweise großen Wert legte. Phil und ich tauschten einen alarmierten Blick aus.
    »Sie wissen, wo sich Steve zurzeit aufhält?«, fragte der Chef übergangslos.
    Natürlich wussten wir das. Mr Highs Stellvertreter war einer Einladung der Europol nach Den Haag gefolgt, um dort mit anderen Kollegen aus diversen Ländern an einer Konferenz teilzunehmen.
    »Ja, in Den Haag. Was ist denn passiert?«, antwortete ich.
    Mr High hatte eine Reihe von körnigen Videoaufnahmen gestartet, die jetzt über den Wandmonitor flimmerten. Die Szenen, die wir gleich darauf zu sehen bekamen, hätten aus einem Actionfilm stammen können. Fassungslos mussten Phil und ich mit ansehen, wie drei Männer mit automatischen Waffen in ein Restaurant stürmten und sofort das Feuer eröffneten.
    »Die haben es auf den Tisch mit Steve und den anderen Ermittlern abgesehen«, entfuhr es mir.
    Erschüttert schaute ich auf den Kollegen, der unter der Wucht der einschlagenden Geschosse aus seinem Stuhl gerissen und gegen die Wand geschleudert wurde. Einige seiner Kollegen versuchten noch, an ihre Waffen zu gelangen. Vergeblich. Keiner von ihnen war schnell genug, und dann lagen sie in ihrem eigenen Blut, während die Schützen das Restaurant verließen.
    »Hat sich jemand zu dem Anschlag bekannt?«, fragte Phil.
    »Wie geht es Steve? Lebt er?«, fragte ich.
    Mr High antwortete zuerst auf meine Fragen.
    »Er wurde von zwei Kugeln getroffen. Ein Projektil hat seine Lunge perforiert und ein Geschoss musste bei der Notoperation aus seinem Herzmuskel entfernt werden. Die Ärzte haben Steve in ein künstliches Koma versetzt, damit er alle Kraft für die Genesung aufbringen kann«, sagte er.
    »Was sagen die Ärzte?«, bohrte ich nach.
    Unser Chef hatte die Hände flach auf die Tischplatte gelegt, und dennoch erkannte ich die Anzeichen seiner inneren Anspannung. Mr High würde nie zulassen, dass ihn seine Emotionen überrollten. Doch in diesen Minuten stand er dicht davor, erstmals in meiner Gegenwart die Gelassenheit zu verlieren.
    »Wenn Steve die kommenden zweiundsiebzig Stunden übersteht, steigen seine Chancen erheblich«, erwiderte er.
    Drei Tage, in denen unser Freund und Kollege mit dem Tod ringen würde. Drei Tage, die ich mit Sicherheit nicht herumsitzen und warten wollte.
    »Ich will nach Den Haag und die Kerle finden, die es getan haben!«, sagte ich.
    In dem schmalen, asketischen Gesicht unseres Chefs zuckte unaufhörlich ein Nerv an der linken Wange. Mein Ansinnen begleitete er mit kräftigem Nicken.
    »Deswegen habe ich Sie und Phil gerufen, Jerry. Ich will, dass die Täter gefasst sind, sobald Steve wieder zu sich kommt«, sagte Mr High.
    Der Assistant Director informierte uns über die bislang bekannten Fakten zu dem Anschlag. Neben Steve hatte nur noch ein französischer Kollege schwer verletzt überlebt. Vier andere Ermittler aus unterschiedlichen Ländern starben im Kugelhagel. Alle Behörden der betroffenen Männer drängten die niederländischen Kollegen dazu, eine gemischte Ermittlergruppe einzusetzen.
    »Wir wissen nicht, wer hinter dem Anschlag steckt. Das müssen Sie vor Ort herausfinden, Phil«, sagte Mr High.
    Es war die späte Antwort auf seine Frage, die mein Partner ganz zu Anfang der Besprechung gestellt hatte.
    »Sie fliegen mit einer Sondermaschine des Justizministeriums. Wir wollen keine Zeit verlieren und Sie
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