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Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Titel: Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt
Autoren: Erin Hunter
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1. KAPITEL
    Kallik
    Es war einmal vor langer, langer Zeit, lange bevor es Bären auf der Erde gab, da zersprang ein zugefrorenes Meer und all die winzigen Eisstückchen verstreuten sich über den großen, dunklen Himmel. Heute trägt jedes dieser Eisstücke die Seele eines Bären in sich, und wenn ihr immer brav und tapfer und stark seid, dann werden auch eure Seelen eines Tages Teil des Himmels sein.«
    Kallik lehnte am Hinterbein ihrer Mutter und lauschte der Geschichte, die sie schon so oft gehört hatte. Neben ihr streckte sich ihr Bruder Taqqiq aus und schlug mit den Tatzen gegen die Schneewände der Höhle. Er war immer unruhig, wenn das Wetter sie zwang, in ihrem Unterschlupf zu bleiben.
    »Wenn ihr den Himmel genau betrachtet«, fuhr Kalliks Mutter fort, »könnt ihr ein Sternenmuster erkennen, das nach der Gestalt von Silaluk, der Großen Bärin, geformt ist. Sie rennt immerzu um den Wegweiserstern herum.«
    »Warum rennt sie?«, warf Kallik ein. Obwohl sie die Antwort längst kannte, stellte sie die Frage jedes Mal an dieser Stelle der Erzählung.
    »Weil gerade Schneehimmel herrscht und sie auf der Jagd ist. Mit ihren schnellen und kräftigen Klauen jagt sie Robben und Weißwale. Sie ist die größte aller Jägerinnen und Jäger auf dem Eis.«
    Kallik ließ sich gern von Silaluks Kraft erzählen.
    »Doch dann schmilzt das Eis«, sagte Nisa mit gedämpfter Stimme. »Und sie kann nicht mehr jagen. Mit jedem Tag wird sie hungriger, aber sie muss immer weiterrennen, denn sie wird von drei Jägern verfolgt: Rotkehlchen, Meise und Unglückshäher. Viele Monde lang hetzen sie sie, während der ganzen Zeit, da es warm ist, bis zum Ende des Feuerhimmels. Schließlich, als die Wärme die Erde zu verlassen beginnt, holen sie sie ein. Sie umzingeln sie und greifen sie mit ihren spitzen Schnäbeln an, bis sie tödlich getroffen niedersinkt. Das Blut strömt aus dem Herzen der Großen Bärin, und überall, wo es auf die Erde fällt, färben sich die Blätter der Bäume rot und gelb. Ein Teil des Bluts spritzt auf Rotkehlchens Brust und so hat der Vogel seinen Namen bekommen.«
    »Stirbt die Große Bärin?«, fragte Taqqiq atemlos.
    »Ja«, antwortete Nisa. Kallik lief es kalt über den Rücken. Sooft sie die Geschichte auch schon gehört hatte, machte sie ihr doch jedes Mal wieder Angst. Ihre Mutter fuhr fort: »Aber dann kehrt der Schneehimmel zurück und bringt das Eis mit. Silaluk wird neu geboren und die Eisjagd beginnt von vorn. So geht es immerfort, im stetigen Wechsel zwischen Schneehimmel und Feuerhimmel.«
    Kallik kuschelte sich in den weichen, weißen Pelz ihrer Mutter. Rings um sie herum wölbten sich Wände aus Schnee, die eine schützende Höhle bildeten. Kallik konnte die Mutter in der Dunkelheit kaum ausmachen, obwohl sie nur ein paar Tatzenlängen von ihrer Nase entfernt war. Draußen fegte der Wind heulend über das Eis, hin und wieder drangen eiskalte Luftschwaden zu ihnen herein. Kallik war froh, dass sie nicht hinausmusste.
    Im Innern der Höhle waren sie und ihr Bruder sicher und hatten es warm. Kallik fragte sich, ob Silaluk wohl auch eine Mutter und einen Bruder gehabt hatte oder einen Unterschlupf, in dem sie vor den Stürmen Zuflucht suchen konnte. Wenn die Große Bärin eine Familie hätte, die sie beschützte, müsste sie vielleicht nicht immer vor den Jägern weglaufen. Kallik wusste, dass ihre Mutter sie vor allem Schrecklichen bewahren würde, bis sie groß genug, stark genug und schlau genug war, um auf sich selbst aufzupassen.
    Taqqiq wischte mit seiner großen, pelzigen Tatze über Kalliks Nase. »Kallik hat Angst«, stichelte er. Sie konnte seine Augen im Dunkeln leuchten sehen.
    »Gar nicht wahr!«, protestierte Kallik.
    »Sie glaubt, dass die Rotkehlchen und Meisen hinter ihr her sind«, rief Taqqiq.
    »Tu ich überhaupt nicht!«, brummte Kallik böse und grub ihre Klauen in den Schnee. »Das ist nicht der Grund, warum ich Angst habe!«
    »Ha! Du hast also Angst! Wusst ich’s doch!«, frohlockte Taqqiq.
    Nisa stupste Kallik sanft an. »Warum hast du Angst, Kleines? Du hast die Legende von der Großen Bärin doch schon so oft gehört.«
    »Ich weiß«, sagte Kallik. »Es ist nur … es erinnert mich daran, dass der Schneehimmel bald vorbei ist und dass Schnee und Eis wegschmelzen werden. Und dann können wir nicht mehr jagen und werden die ganze Zeit Hunger haben. Stimmt’s? Ist es nicht so, wenn der Feuerhimmel kommt?«
    Kalliks Mutter seufzte und streckte die Vorderbeine weit von
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