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Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Titel: Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt
Autoren: Erin Hunter
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setzend, mit einem Mal davon. Toklo knurrte enttäuscht.
    »Komm, wir holen sie uns!«, rief Ujurak.
    Toklo stemmte die Tatzen in den Boden und setzte der Ziege nach, entschlossen, sie nicht entkommen zu lassen. Dies war seit Tagen das erste Beutetier, das ihnen über den Weg lief. Toklo hatte es gründlich satt, ewig nur Wurzeln und Beeren zu fressen. Er jagte der Ziege nach, ohne Rücksicht auf den Schmerz, der ihn jedes Mal durchzuckte, wenn ein spitzer Stein in die weichen Ballen seiner Tatzen stach. Als er bemerkte, dass Ujurak nicht mehr hinter ihm war, fragte er sich kurz, wo er wohl schon wieder abgeblieben sein mochte, beschloss dann aber, sich darum erst zu kümmern, wenn er die Ziege erlegt hatte.
    Die Bergziege schoss um einen schmalen Felskeil herum, dann sah Toklo sie am Rand einer Klippe stehen. Die Wiese lag tief unter ihnen, so weit entfernt, dass die Blumen und das Gras in einem grünen Dunst verschwammen. Toklo hatte nicht bemerkt, dass sie so weit hochgestürmt waren. Wenn er hier ausrutschte, würde er tief fallen und ihn schauderte bei dem Gedanken daran.
    Etwa drei Bärenlängen vor der Ziege bremste er so abrupt, dass seine Tatzen eine Wolke von kleinen Steinen aufwarfen. Die Ziege beäugte ihn argwöhnisch und trippelte ganz dicht an der Kante entlang. Die ist doch garantiert nicht so verrückt zu springen , dachte Toklo schockiert. Die Ziege war so nahe, er konnte das Blut riechen, das in ihren Halsadern pulsierte. Es wäre so leicht, die Zähne in das Tier zu schlagen und ihm das Fleisch von den Knochen zu reißen, ein Festessen, von dem er mehrere Tage zehren könnte.
    Aber er durfte es nicht riskieren. Die Ziege war hier oben trittsicherer als er. Wenn er auf sie losging, konnte sie einfach ausweichen und er würde in den Abgrund stürzen. Toklo starrte seine Beute wütend an. Er war erschöpft, hungrig und frustriert, und er konnte nichts anderes tun, als der einzigen Mahlzeit, die sich ihm seit Tagen darbot, den Rücken zu kehren.
    Plötzlich ertönte am Himmel ein durchdringendes Kreischen. Toklo blickte auf und sah einen Steinadler im Sturzflug auf die Ziege herabschießen und seine Klauen in ihren Rücken bohren. Mit einem entsetzlichen Schreckensschrei stürzte die Ziege über die Kante, prallte an einigen größeren Felsen ab und landete zerschmettert auf einem steinigen Hang, der zu der Wiese führte.
    Toklo jagte, von Felsblock zu Felsblock springend, den Berg hinunter. Als er sich dem abgestürzten Tier näherte, kam der Adler herbeigerauscht, landete auf der Ziege und grub seine Krallen in ihr Fleisch. Mit einem triumphierenden Krächzen hackte er auf seine Beute ein und riss ein Stück Fleisch heraus.
    »Hey!«, rief Toklo. »Die gehört mir! Verschwinde da!« Er raste auf die Ziege zu und stellte sich brüllend vor ihr auf die Hinterbeine.
    Der Adler schüttelte sich und plötzlich regnete es goldene Federn, die Toklo vor die Tatzen fielen. Schwarzes Fell spross dem Adler an Rücken und Beinen, während seine Flügel zu kräftigen, runden Tatzen schrumpften. Und dann stand Ujurak vor ihm, keuchend und augenscheinlich sehr mit sich zufrieden.
    »Hast du das gesehen?«, rief er. »Ich habe selbst bestimmt, in was ich mich verwandeln wollte! Und es war etwas Nützliches! Ich habe Beute für uns erlegt!«
    »Hmmm«, grunzte Toklo. »Ja, ist richtig, hast du gut gemacht.«
    Ujurak wandte sich der Ziege zu und setzte jetzt seine Bärenkrallen ein, um ihr die Haut abzuziehen. »Ich kann nicht fassen, dass ich das getan habe!«, frohlockte er. »Ich lief hinter dir her, und dann dachte ich, wäre es nicht toll, wenn ich mich in ein Tier verwandeln könnte, das diese Ziege ganz leicht fangen kann? Und dann hab ich’s getan! Es war einfach unglaublich!«
    Toklo musterte Ujurak argwöhnisch. »Als Bär gefällst du mir trotzdem besser.« Ihm erschien das Ganze reichlich unnatürlich, andererseits hatte er einen solchen Hunger, dass es ihm letztlich egal war, auf welche Weise sie an diese erste vernünftige Beute seit Tagen gekommen waren. Er ließ sich neben Ujurak nieder und fraß sich genüsslich den Bauch voll.
    Ein kühler Wind strich durch den dichten Wald, ließ die Bäume flüstern und die Blätter tanzen. Es war schon spät am Tag, kurz vor Sonnenuntergang. Regen lag in der Luft. Toklo hielt die Nase dicht über dem Boden, während er Ujurak durch den Wald führte, die Aufmerksamkeit zur Hälfte darauf gerichtet, nach Fressbarem Ausschau zu halten, zur anderen Hälfte darauf,
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